Bochum. Maschinenbauer Eickhoff hatte große Hoffnung in die Windkraft gesetzt. Da die schwächelt, kommt der Aufschwung im Bergbau den Bochumern gelegen.
Es gab Zeiten, da hat sich die damals beginnende Energiewende dem Maschinenbauer Eickhoff mächtig Rückenwind gegeben. Das Bochumer Traditionsunternehmen galt als Musterbeispiel für den gelungenen Umstieg vom Bergbau- zum Windkraftzulieferer. Heute ist es ausgerechnet die „alte“ Industrie, die Eickhoff vor dem freien Fall bewahrt.
Die Pleite des Windanlagenherstellers Senvion, bis dato Hauptabnehmer der Eickhoff-Getriebe, setzt dem Getriebehersteller mächtig zu. „Wir mussten uns in diesem Jahr von 150 Leuten trennen“, sagt Geschäftsführer Paul Rheinländer, der in den Zeiten der Krise wieder das Ruder in dem Familienunternehmern übernommen hat. Etwa die Hälfte der Betroffenen war im Stammwerk in Wiemelhausen tätig, die andere Hälfte im sächsischen Klipphausen. Dort wurde die Produktion mittlerweile um eine Schicht reduziert.
Mit den meisten Mitarbeitern, viele wechselten in eine Transfergesellschaft, habe es eine gütliche Einigung gegeben. „Nur in vier Fällen standen wir vor dem Arbeitsgericht. Das ist wenig“, so Rheinländer. Er hofft nun, dass sich die Lage für Eickhoff bei der Windkraft dauerhaft zumindest stabilisiert, ärgert sich aber über juristische Hürden, die das Geschäft erschweren: „So lange Einzelinteressen Infrastrukturmaßnahmen verzögern, bleibt die Lage schwierig.“
Gutes Jahr in der Bergbausparte
Erfreuliches kann der Eickhoff-Chef am Dienstag bei der Beiratssitzung dafür von der Bergbausparte berichten. Wegen des auslaufenden Bergbaus in Deutschland hatte die Herstellung von Walzenladern, Lokomotiven und anderer Bergbautechnik immer weniger Umsatz ermöglicht und daher den Aufbau eines zweiten Standbeins erzwungen. Ausgerechnet das Sorgenkind, die Bergbausparte, hat Eickhoff nun ein Stück Zukunft gerettet. „Wir haben ein gutes Jahr im Bergbau hinter uns“, so der Geschäftsführer. Dabei hat Eickhoff vor zwei Jahren seinen letzten Walzenlader an die Ruhrkohle AG verkauft – seitdem ist das Bergbaugeschäft vor allem international.
Ganz so erfolgreich wie die gesamte Branche, für die Verband der Bergbaumaschinen-Hersteller ein Erlöszuwachs um 38 Prozent auf fünf Milliarden Euro verbucht, lief es bei den Bochumern zwar nicht. Aber das Umsatz-Plus fällt mit zehn Prozent auch mehr als ordentlich aus. Auch für nächstes Jahr rechnet Paul Rheinländer mit guten Geschäften, „wenn auch nicht ganz so gut wie in diesem besonders erfolgreichen Jahr“. Die Prognose wird vor allem deshalb erschwert, weil die gesamte Branche von der Entwicklung der Rohstoffpreise abhängt und daher als unbeständig gilt.
Insgesamt 50 Ausbildungsplätze
War es in der Vergangenheit bei zwischenzeitlich Hochphasen vor allem der chinesische Markt, auf dem Eickhoff punkten konnte, gehen Bergbaumaschinen aus Wiemelhausen nun auch nach verstärkt nach Australien, Russland, Weißrussland und Polen.
Tochtergesellschaft verkauft
Insgesamt 1500 Mitarbeiter sind momentan noch für Eickhoff tätig, so das Unternehmen: in Bochum sind es 1050, im sächsischen Klipphausen 150. Außerdem sind weltweit 300 Servicetechniker tätig.
Im vergangenen Jahr hatte der Maschinenbauer die 2001 erworbene Schalker Eisenhütte verkauft und einen Teil der zuletzt noch 30 Mitarbeiter beschäftigt. Das kanadische Unternehmen Nordic Minesteel Technologies hatte das Tochterunternehmen gekauft. Grundstück und Immobilie in Gelsenkirchen blieben im Eickhoff-Besitz.
Bei allen Schwierigkeiten. Auch Eickhoff muss an morgen denken und sieht sich der Schwierigkeit ausgesetzt, geeignete Kandidaten für eine Ausbildung zu finden. Erstmals wurde daher eigens ein „Tag der Ausbildung“ veranstaltet. Paul Rheinländer wertet ihn als Erfolg. „Wir haben extra einen Samstag gewählt, weil dann junge Leute erscheinen, die wirklich interessiert sind.“ Das Unternehmen werde auch 2020 wieder etwa ein Dutzend Azubis einstellen – Zerspanungstechniker, Elektriker, Mechatroniker und Kaufleute – und insgesamt damit etwa 50 Lehrlinge ausbilden; ein Teil davon auch für andere Unternehmen.