Bochum. Ganz schön happig: Bis zu 240 Euro rufen Bochumer Lokale für eine Martinsgans auf. Ein bekanntes Restaurant sagt: Das machen wir nicht mit.
Johann Lafer sah es kommen. „Nicht unter 200 Euro“ werde im Herbst und Winter ein Gänseessen für vier Personen in der gehobenen Gastronomie kosten, sagte der TV-Koch im Oktober bei seinem Gastspiel in der Kochschule „Kochmomente“ im Ehrenfeld. Zumindest in einem Bochumer Restaurant liegt Lafer richtig. Höhere Preis gibt es fast überall.
Martinsgänse in Bochum: 240 Euro für ein Vier-Personen-Essen
Wer auf die Martins- und Weihnachtsgans im Lokal nicht verzichten möchte, muss tiefer in die Tasche greifen. Die Einkaufspreise für Gänse sind deutlich gestiegen – auch für Lan Demiri, der in Stiepel das Waldhaus führt. 240 Euro ruft er seit der vergangenen Woche für eine Dithmarsche Gans für vier Personen inklusive Beilagen mit Klößen und Rotkohl auf. Im Vorjahr waren es 190 Euro.
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Einige Gäste wählten jetzt alternative Gerichte. Damit sei Am Bliestollen auch in den nächsten Wochen zu rechnen. „Viele Stammgäste sind aber bereit, den höheren Preis zu zahlen. Sie wissen, dass wir Top-Qualität liefern und die extremen Mehrkosten irgendwie weitergeben müssen“, sagt Demiri.
„Lottental“-Chef gibt Preiserhöhung nur teilweise weiter
Das sieht Marcus Post anders. Sein Restaurant Post’s Lottental an der Grimbergstraße ist weithin bekannt für seine Gänse-Spezialitäten. Er belasse es bei einer Preiserhöhung von 20 Euro pro Gans, obwohl er im Einkauf deutlich mehr draufzahlen müsse, sagt er der WAZ.
Schmerzgrenzen dürften nicht überschritten, die Gäste gerade in Krisenzeiten nicht vergrault werden, betont der Lottental-Chef. Er bietet die Hafermast-Gans für vier Personen aktuell für 109 Euro und die ökologische Freilandgans für 145 Euro an. „Das wird akzeptiert, auch wenn es in dieser Saison bisher weniger Bestellungen gibt.“
„Schreiner’s“ verzichtet erstmals als Gans-Gerichte
Für inakzeptabel hält Andreas Schreiner die aktuelle Preisentwicklung bei Gänsen, die auch den Folgen der Vogelgrippe geschuldet sei. Gegen „Dumpingpreise“ in der Branche wehrt er sich ebenso wie gegen Kurse jenseits von 40 Euro für ein Essen. Das wolle und könne kaum jemand bezahlen. Konsequenz: Erstmals seit dem Start vor acht Jahren stehen in seinem Restaurant Schreiner’s Essen + Trinken an der Hattinger Straße keine Gans-Gerichte auf der Speisekarte. „Das machen wir nicht mit“, sagt Schreiner und empfiehlt stattdessen eine halbe Ente für gut 30 Euro.
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Im ähnlichen Segment bewegen sich die Gänse-Preise auch in weiteren Bochumer Restaurants. Eine Internet-Recherche ergibt: Im Livingroom in der Innenstadt gibt’s den Gänsebraten mit Beilagen für 34,80 Euro, im Haus Kemnade für 34,90 (komplett 135 Euro) und im Strätlingshof in Altenbochum für 39,50 Euro (komplett 160 Euro). Das Forsthaus serviert eine ganze Gans für 159 Euro.
Im Bauernladen gibt’s das Kilo für 17,90 Euro
Günstiger ist es für Hobbyköche auf dem Bauernhof Westerhoff an der Westenfelder Straße in Wattenscheid. Die Martinsgänse aus eigener Züchtung sind im Bauernland seit Wochen stark gefragt. „Das hier ist doch viel besser, als eine billige polnische Mastgans aus dem Supermarkt zu kaufen. Man will gar nicht wissen, wie die gelebt hat“, sagt Bettina Westerhoff. Das wüssten die Kunden zu schätzen.
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Die Preise für Gänse sind angesichts der Entwicklung bei den Energie-, Lohn- und Futterkosten gestiegen. „Doch nur moderat“, sagt Bettina Westerhoff. Das Kilo Gans kostet jetzt 17,90 Euro. Im Vorjahr waren 16,30 Euro.