Bochum. Manager der Stadt Bochum sind gegen die Krise gewappnet. Viele Gehälter steigen Jahr für Jahr. Selbst bei Misserfolg werden Prämien gezahlt.

Es bleibt dabei: Manager der Stadt Bochum sind männlich – und sie verdienen top. Die einzige Frau in unserem Ranking der Gehälter schafft es zwar erneut auf den zweiten Platz; das aber liegt allein an ihrer im Vergleich zu den Kollegen abgespeckten Versorgung für den Ruhestand. Dazu später mehr. Altersarmut droht ihr indes nicht.

Auch im zweiten Corona-Jahr, 2021, dürfen sich die Führungskräfte der Stadt Bochum über satte Gehaltserhöhungen freuen. Von Krise in manchen Branchen und privaten Haushalten ist im öffentlichen „Gewerbe“ nichts zu spüren. Insbesondere bei den Spitzenverdienern von Sparkasse, Stadtwerken und Gelsenwasser garantieren ohnehin schon drei- bis fünfprozentige Zuwächse viele Tausend Euro zusätzlich.

Gelsenwasser-Chef erneut vorne

Bank-Chef Jürgen Hohmann (plus 20.000 Euro), sein Vorstands-Kollege Andreas Wilming (+17.000 €), die Stadtwerke-Geschäftsführer Dietmar Spohn (+20.000 €) und Frank Thiel (+23.000 €) sowie Gelsenwasser-Vorstand Dirk Waider (+16.679€) sind Beispiele.

Spitzenverdiener war auch 2021 der Vorsitzende des Vorstands der Gelsenwasser AG, Henning R. Deters. Dank Leistungsprämien pendelt das Gehalt des Top-Managers, das sich die Stadt Bochum aber im Prinzip mit der Stadt Dortmund teilt, seit 2016 zwischen 725.00 und 775.00 Euro; im vergangenen Jahr waren es 745.114 Euro.

Transparenz? Fehlanzeige!

Auch bei anderen Managern gibt es Prämien für gute Arbeit. Die vereinbarten Ziele indes sind fast immer geheime Kommandosache. Transparenz? Fehlanzeige! Obwohl es um das Geld der Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt geht.

In den allermeisten Fällen werden die Prämien ohnehin stets nahezu vollständig ausgezahlt. So erhielt selbst der zum 25. März 2021 gefeuerte Wasserwelten-Chef Berthold Schmitt neben einem Jahresgehalt von 171.000 Euro noch eine seinem Erfolg geschuldete Prämie in Höhe von 41.000 Euro (plus 2000 Euro für den Dienstwagen).

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Eine Antwort auf die Frage, worin denn dieser Erfolg bestanden habe, gibt es nicht. Auf Anfrage teilen die Wasserwelten mit: „Wir bitten um Verständnis, dass wir zu individuellen Verträgen mit Geschäftsführern aus Vertraulichkeitsgründen nicht Stellung nehmen dürfen.“

Sparkasse ändert Altersvorsorge

Holger Rost, der als Geschäftsführer der Stadtwerke Netz GmbH die städtische Bädergesellschaft den Rest des Jahres kommissarisch leitete, freute sich am Ende über eine Prämie von 25.000 Euro und schaffte so erstmals den Sprung über die Gehaltsgrenze von 300.000 Euro.

Gehalt des Oberbürgermeisters steigt um elf Prozent

Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD) ist qua Amt Chef der städtischen Manager. Das spiegelt sich insbesondere wider in der Mitgliedschaft in zahlreichen Aufsichtsgremien der städtischen Gesellschaften oder Beteiligungen. Häufig ist Eiskirch dort sogar Vorsitzender. Z.B. bei Sparkasse Bochum, Sparkassenverband Westfalen-Lippe, Stadtwerke Bochum, Bogestra.

Für die Arbeit in diesen Gremien werden Aufwandsentschädigungen gezahlt. Teilweise müssen diese an die Stadt abgeführt werden. 2021 erhielt Eiskirch Aufwandsentschädigungen in Höhe von 65.716,46 Euro. In die Stadtkasse zahlen musste der OB davon lediglich 16.656,21 Euro.

Eine Aufstellung dieser Einnahmen und Mitgliedschaften in Gremien sind im Ratsinformationssystem auf www.bochum.de einzusehen (Vorlage 20220158).

Der Oberbürgermeister ist eingestuft in die Besoldungsgruppe B10. Im vergangenen Jahr entsprach das einem Gehalt von 199.886,40 Euro. Zusammen mit den Nebeneinkünften kam Eiskirch so auf knapp 250.000 Euro, das entspricht im Vergleich zu 2020 einem Plus von rund elf Prozent.

Die weiteren Mitglieder im Verwaltungsvorstand der Stadt erhielten nach Angaben der Verwaltung folgende Bezüge: Stadtdirektor Sebastian Kopietz (B6) 134.849,28 Euro, Stadträtin Britta Anger (B6) 128.339,76 Euro, Stadtkämmerin Eva Hubbert (B5) 123.558,96 Euro, Stadtrat Dietmar Dieckmann (B5) 122.007,12 Euro und Stadtbaurat Markus Bradtke (B5) 134.796,60 Euro.

Ein Stück weit relativiert werden muss der Verdienst der einzigen Frau in unserer Liste. Das Jahresfestgehalt von Yvonne van den Hövel-Meyer ist mit 500.000 Euro exakt so hoch wie das des Kollegen Andreas Wilming. Van den Hövel-Meyer bekommt aber zusätzlich 99.000 Euro zur Finanzierung einer privaten Altersvorsorge.

Für Jürgen Hohmann (1.489.000 Euro) und Andreas Wilming (634.000 Euro) legt die Sparkasse Bochum selbst Geld zurück, um später ihren Pensionsverpflichtungen nachkommen zu können. 55 Prozent der „ruhegehaltsfähigen Bezüge“ sind dereinst das Ziel. In Zahlen: mehr als 20.000 Euro Rente monatlich. Der Barwert der Pensionsansprüche betrug zum 31. Dezember 2021 bei Hohmann bereits 8,138 Millionen Euro und bei Wilming 6,680 Millionen Euro.

Viele Manager-Verdienste werden mit hohen Bilanzsummen, beziehungsweise Umsätzen, guten Jahresergebnissen und einer Verantwortung für viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter begründet. Großes Haus, großes Geld. Ausnahmen sind beim Blick auf die Ergebnisse die Spitzen der Bochum-Gelsenkirchener-Straßenbahnen AG (Bogestra). Trotz hoher Verluste im ÖPNV – 2021 waren es 80,8 Millionen Euro – gehören Andreas Kerber und Jörg Filter zu den Top Ten.

Simons büßt fast 40.000 Euro ein

Auch im hoch subventionierten Kulturbetrieb – das Schauspielhaus bekam im vergangenen Jahr 19,2 Millionen Euro aus der Stadtkasse – sind Ergebnisse bekanntlich nicht ausschlaggebend für das Gehalt begehrter kreativer Köpfe. Schauspielhaus-Intendant Johan Simons gehört trotzdem zu den Verlierern. In der Spielzeit 2020/2021 sanken seine Bezüge um 37.584 Euro auf 286.286 Euro.

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Knapp die Hälfte zahlte die Stadt Bochum dem kaufmännischen Direktor am Theater aus: Matthias Nowicki bringt mit seinem Jahresverdienst von knapp 140.000 Euro mehr als jeweils die Dezernenten der Stadtverwaltung nach Hause (siehe Infobox).

Hallen-Chef liegt vor OB

Bemerkenswert ist auch das Gehalt des Geschäftsführers der Bochumer Veranstaltungsgesellschaft, Andreas Kuchajda. 2020 (die Zahlen für 2021 liegen noch nicht vor) knackte er die 200.000-Euro-Gehalts-Grenze und verdiente damit mehr als Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD, ohne Nebenverdienste, siehe Infobox).

Der Chef der Stadtverwaltung gehört gleichwohl zu den Gewinnern des Jahres 2021. Nicht nur sein Grundgehalt stieg auf 199.886,40 Euro, sondern auch die Nebenverdienste schossen in die Höhe. Rund 49.000 Euro durfte der OB für seine Mitgliedschaft in zahlreichen Gremien, die häufig dem Amt geschuldet sind, behalten. Besonders gut zahlen auch hier Sparkasse, Bogestra sowie die Energie- und Wasserversorger.