Bochum. Der Galeria-Konzern kämpft erneut ums Überleben. Steht auch das Warenhaus im Bochumer Ruhrpark auf der Streichliste? Es gibt begründete Hoffnung.
Hoffnung für das Karstadt-Warenhaus im Ruhrpark: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Standort Bochum auf der Streichliste steht“, sagt Anja Sabrowski, Mitglied der Tarifkommission der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi. Wie zuletzt vor zwei Jahren könnte die Ruhrpark-Filiale auch die aktuelle Galeria-Krise überstehen.
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Mit großer Sorge blickt man auch in Bochum auf den neuerlichen Überlebenskampf der Essener Warenhauskette. Der Konzern Galeria Karstadt Kaufhof hat angekündigt, mindestens ein Drittel seiner 131 verbliebenen Warenhäuser zu schließen. Dabei waren erst vor zwei Jahren 40 Filialen aufgegeben und 4000 Mitarbeiter entlassen worden. Trotz Staatshilfen in Höhe von 680 Millionen Euro muss sich der Konzern in ein Schutzschirmverfahren flüchten. „Es gilt zu retten, was noch zu retten ist“, heißt es in der Branche.
Galeria in der Krise: Verdi sieht „realistische Chancen“ für Bochumer Warenhaus
Gerettet war 2020 das einzige Bochumer Warenhaus mit 170 Arbeitsplätzen: eine Institution im 1964 eröffneten Ruhrpark. „Galeria Karstadt Kaufhof ist ein entscheidender Mietpartner von uns. Das Warenhaus nimmt eine wichtige Ankerfunktion in unserem Mietermix ein“, unterstreicht Center-Manager Lars Horn die Bedeutung. Die aktuelle Situation sei dem Ruhrpark selbstverständlich bekannt. Man sei „im Dialog“. Dabei herrscht in Harpen Zuversicht. Horn: „Wir können sagen, dass unser Standort landesweit einer der stärksten und attraktivsten ist.“
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Das bekräftigt Anja Sabrowski. Als Betriebsrätin des Galerie-Hauses in Gelsenkirchen gehört sie der Tarifkommission von Verdi an. „Realistische Chancen“ für den Standort Bochum erkenne sie auch unabhängig von den derzeitigen Spekulationen um neue Investoren, sagt sie im WAZ-Gespräch. „Top“ sei die Lage im Ruhrpark mit direkter Autobahn-Anbindung und kostenlosen Parkplätzen.
Gewerkschaft: Beschäftigte sollen ein weiteres Mal betrogen werden
Sicher sei aber nichts. Daher gelte es für die – meist langjährigen – Kolleginnen und Kollegen, „bis zum Schluss“ um Standorte und Arbeitsplätze zu kämpfen. Überall gebe es eine drastische Unterbesetzung. Minimalziel sei es, dass bei wohl unausweichlichen Schließungen so viele Mitarbeiter wie möglich in den verbleibenden Häusern weiterbeschäftigt werden.
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„Ein Zukunftskonzept für einen digitalen, stationären Handel muss her: kundenfreundlich, wirtschaftlich erfolgreich und ohne Mehrbelastung für die Beschäftigten“, fordert Azad Tarhan vom Verdi-Fachbereich Handel in Bochum. „Mit Millionen haben die Beschäftigten jahrelang das Unternehmen unterstützt, um im Gegenzug einen sicheren Arbeitsplatz zu erhalten und dem Warenhaus eine Zukunft zu ermöglichen. Jetzt sollen sie ein weiteres Mal betrogen werden. Damit muss Schluss sein“, so Tarhan. Das Warenhaus müsse neu entwickelt werden – „aber nicht auf dem Rücken der Beschäftigten.“
Stammkundin: Von Strümpfen bis zu Töpfen – hier kriegt man alles
„Wir schauen, wie es weitergeht. Mehr können wir im Moment nicht tun“, heißt es am vergangenen Samstag in Kundengesprächen von Mitarbeiterinnen im Ruhrpark. „Ich bin regelmäßig hier. Karstadt ist gerade für uns Senioren ein Segen. Hier kriegt man alles, von Strümpfen bis zu Töpfen. Das gibt’s in Bochum sonst nirgendwo mehr. Das ist kein Auslaufmodell“, sagt Stammkundin Hildegard Behrendt (72).
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Während der Bochumer Betriebsrat auf WAZ-Anfrage keine Stellungnahme abgeben will, richtet Gewerkschafterin Anja Sabrowski einen Appell an die Kundinnen und Kunden: „Halten Sie uns die Treue! Das wäre Ihr Beitrag, um unsere Warenhäuser und Jobs zu retten.“