Bochum. Nur noch jeder vierte Verstorbene in Bochum wird im Sarg beerdigt. Der Trend hin zur Urne steigt weiter an. Deshalb werden Friedhöfe neu geplant.
Die Blumengeschäfte und Baumärkte sind zurzeit wegen Allerheiligen voll mit Grabschmuck. Allerdings wird die Gesamtfläche der Gräber, die geschmückt werden können, immer kleiner. Mittlerweile wird in Bochum nur noch jeder vierte Verstorbene in einem Sarg beigesetzt – und drei Viertel in einer Urne, wie Stadtsprecher Peter van Dyk auf WAZ-Anfrage mitteilt.
Im vergangenen Jahr zählte die Stadt Bochum 666 Erd- und 2603 Urnenbestattungen. Im Jahr davor war das Verhältnis fast gleich. Damit hat sich der schon seit langem andauernde Trend hin zur Feuerbestattung weiter verstärkt. Vor zehn Jahren gab es in Bochum etwa ein Drittel Erdbestattungen und zwei Drittel Urnenbestattungen.
Ein Erdgrab erfordert mehr Zeit, Geld und Nähe als ein Urnengrab
Ein Hauptgrund für den Trend liegt in dem gesamtgesellschaftlichen Umstand, dass heute deutlich mehr Menschen als früher aus beruflichen Gründen wegziehen, die Pflege eines Grabes mit einem Sarg aber mehr Zeit, Nähe und Geld fordert als ein Urnengrab.
Unabhängig von den Pflegekosten liegen auch die städtischen Gebühren bei Urnenbestattungen niedriger: Eine Urnenbestattung in einem Reihengrab kostet 1340 Euro, in einem bestehenden Familiengrab 620 Euro. Bei den Sargbestattungen liegen die Preise bei 2265 beziehungsweise 1385 Euro.
Bestattungskultur hat sich gewandelt
Einer der schönsten Friedhöfe Bochums wird komplett saniertDer Wandel in der Bestattungskultur hat weitreichende Folgen für die Bewirtschaftung der Friedhofsflächen, denn große Flächen werden nicht mehr gebraucht, müssen aber trotzdem gepflegt werden, zumal dort noch Gräber vorhanden sind, wenn auch immer weniger. Manche Felder sind erst auf den zweiten Blick als Friedhof erkennbar, so vereinzelt liegen die Gräber dort. In keiner anderen Stadt in NRW ist der Anteil der Friedhofsfläche an der Gemeindefläche so hoch wie in Bochum (1,8 Prozent).
„Friedhöfe werden in ihrer Gesamtfläche planerisch in zwei Bereiche eingeteilt“
Schon 2016 hat die Stadt mit einem externen Büro ein Entwicklungskonzept auf den Weg, das nach und nach umgesetzt wird. „Die Friedhöfe werden in ihrer Gesamtfläche planerisch in zwei Bereiche eingeteilt“, erläutert Stadtsprecher van Dyk – in einen Kernbereich und eine „Peripherie“. „Es wird angestrebt, nur noch im Kernbereich neue Grabfelder anzulegen, damit zukünftige Bestattungen sich dort konzentrieren. In der Peripherie sollen nur noch Familienzusammenführungen stattfinden.“ Perspektivisch sollen diese Flächen anders genutzt und nicht mehr so intensiv gepflegt werden müssen.
26 Friedhöfe betreibt die Stadt, mit aktuell 100.398 Grabstätten. 84,3 Hektar (843.000 Quadratmeter) werden dem Kernbereich zugeordnet, 95 Hektar der Peripherie. 35 Hektar groß sind zehn Friedhöfe, auf denen nur noch für Familienzusammenführungen bestattet wird und die ansonsten geschlossen sind.
Stadt Bochum will zurzeit keine weiteren Friedhöfe schließen
Weitere Friedhofsschließungen sind aktuell nicht geplant. „Der Stadt ist es wichtig, auch eine wohnortnahe Versorgung sicherzustellen“, so van Dyk. Die letzte Schließung gab es 2016.
Die schon heute nicht mehr bewirtschafteten Friedhofsflächen in der Peripherie wurden zuletzt zum Beispiel für das „Einheitsbuddeln“ – Baumpflanzungen am Tag der Einheit – genutzt (Hauptfriedhof und Friedhof Hiltrop), so dass dort neue Streuobstwiesen entstehen können. Außerdem sollen auf dem Friedhof Hamme eine parkähnliche Anlage („Garten der Erinnerung“) und auf den nicht genutzten Flächen eine Hundewiese entstehen. Auch Aufforstungen und Blühwiesen sind geplant.