Bochum. Das Entwicklungskonzept für die städtischen Friedhöfe liegt vor. Etwa 150 000 Euro hat das Papier gekostet. Nun soll es umgesetzt werden.
- Etwa 200 Hektar groß sind Bochum 24 städtische Friedhöfe. Zu viel Platz, sagen Experten
- Auf die Hälfe der Fläche kann verzichten. Wo und wann, wird in diesem Jahr entschieden
- Die Details stehen in einem noch nicht veröffentlichten Entwicklungskonzept
Zum dritten Mal in Folge hat Bochum seine Friedhofsgebühren gesenkt, zugleich wurden die Bestattungsangebote noch ausgeweitet. Die Stadt verschafft sich damit eine bessere Position am Markt, auf dem kommunale, konfessionelle und mittlerweile auch private Träger als Anbieter von Grabflächen oder von Krematorien längst heftig miteinander konkurrieren.
Dieser Markt, so heißt es in einer Verwaltungsvorlage, verändert sich „in einem äußerst schwierigen Umfeld mit unterschiedlichen Interessenlagen“ von Nutzern, Politik, Beschäftigten, Bestattern, Gärtnern und Steinmetzen. Nur eines ist sicher: Bochum unterhält zu große Friedhofsflächen, die auch wegen der wachsenden Bedeutung von Urnengräbern überdimensioniert sind. Ihre Unterhaltung ist teuer.
Etwa die Hälfte der ungefähr momentan 200 Hektar großen Fläche (rund 113 ha Gräberfelder und ca. 87 ha Grünflächen) auf den 24 kommunalen Friedhöfen, von denen sieben schon geschlossen sind, sind nach Berechnungen der Verwaltung aus dem Jahr 2013 (damals betrug die Fläche noch 220 ha) nicht mehr erforderlich. Wo Flächen oder womöglich weitere ganze Friedhöfe geschlossen werden, soll möglichst bald entschieden werden.
Mittlerweile liegt der Verwaltung der Entwurf eines 2015 in Auftrag gegebenen Entwicklungskonzepts des Büros „PlanRat“ aus Kassel vor, das ähnliche Gutachten bereits für Frankfurt/Main, Wolfsburg, Gelsenkirchen, Bottrop und viele weitere Kommunen erstellt hat.
Die Experten für Landschaftsarchitektur und Städtebau haben für 150 000 Euro die vorhandenen Flächen und Infrastruktur, betrieblichen Abläufe, Gebühren und Bestattungsangebote analysiert. Im Laufe des Jahres, „womöglich noch vor der Sommerpause“, so Roland Wrobel vom Technischen Betrieb, werde der Politik eine erste Vorlage auf Basis des Entwicklungskonzepts vorgelegt. „Es geht um eine Mammutaufgabe“, sagt der Sachgebietsleiter Friedhofsverwaltung. Die Umsetzung reiche bis ins Jahr 2039.
Politik fällt Entscheidungen
Dabei gehe es nicht darum, die an wirtschaftlichen Kriterien orientierte Expertise 1:1 zu übernehmen. „Wir müssen zum Beispiel die Interessen aller Bezirke berücksichtigen. Außerdem ist ein Friedhof für uns nicht nur ein Beerdigungsort“. Er habe auch andere Funktionen, als Ort der Stille und Besinnung oder als Freizeit- und Aufenthaltsort. Die Politik werde entscheiden, welche Friedhöfe mit wie vielen Flächen und welcher Infrastruktur erhalten bleiben. Eine Rolle spielt dabei die Frage, wie überschüssige Flächen künftig genutzt werden. Bereits belegte oder in der Vergangenheit genutzte Flächen kommen als Park- und Grünanlagen, Kompensationsflächen oder zur Aufforstung in Frage. Bislang nicht genutzte Flächen könnten auch bebaut werden. Wrobel: „Das ist aber nur ein verschwindend geringer Anteil.“
Unabhängig davon ist eine Maßnahme bereits auf den Weg gebracht: Auf dem Hauptfriedhof am Freigrafendamm wird für 7,6 Millionen Euro ein zentraler Betriebshof für alle Friedhöfe gebaut. Die Kosten für den derzeit auf 17 Standorte im gesamten Stadtgebiet verteilten Friedhofs-Betriebshof mit seinen etwa 110 Beschäftigten werden damit deutlich reduziert.
Von den 24 kommunalen Friedhöfen mit ihren mehr als 120 000 Gräbern sind sieben geschlossen (Laer, Kortumpark, Linden, Hamme, Leithe, Günnigfeld, Weitmar/Schloßstraße). Dort darf nur noch im Rahmen vorhandener Rechte und zur Ehegattenzusammenführung bestattet werden. Neue Grabstellen werden nicht mehr vergeben. Die größten Friedhöfe sind: Hautfriedhof (50,2 ha), Blumenstraße/Mitte (23 ha) und Langendreer (15,4).
Flächen schon reduziert
Vor drei Jahren wurden die Friedhofsflächen in einem ersten Schritt um 14,42 ha und 2015 um weitere 18,7 ha reduziert, 2016 waren 2,81 ha. Für 2018 sind weitere Flächenreduzierungen vorgesehen, so die Verwaltung. Dabei handelt es sich um ausgebaute Erweiterungsflächen und großflächige, komplett abgeräumte sowie langfristig nicht mehr belegte Grabfelder. In diesem Jahr kalkuliert die Friedhofsverwaltung mit 830 Sarg- und 1480 Urnenbestattungen sowie einem Kostendeckungsgrad von 91,6 Prozent. Das wäre ein leichter Anstieg gegenüber 2016 (89,4 Prozent).