Bochum. Bahnhöfe mit Minimalausstattung: Riemke und Hamme. Wie einer davon die beste Aufenthaltsqualität im Bochumer Ranking abräumt, ist schleierhaft.

.Auf nur knapp über 500 Fahrgäste kommen die Bahnhöfe Bochum-Hamme und Riemke täglich – und zwar zusammen. Zum Vergleich: Der Bochumer Hauptbahnhof zählt fast 56.000 Ein- und Aussteiger am Tag. Die Bahnhöfe mit Minimalausstattung kommen ziemlich unscheinbar daher.

Bahnhofs-Check: Halte Bochum-Riemke und -Hamme kommen unscheinbar daher

In Riemke verstärkt die abgelegene Lage den Eindruck der Verlassenheit. Der Bahnhof befindet sich nahe der Rensingstraße und der Meesmannstraße. Der Bahnhof in Hamme ist mit seiner Lage direkt an der Dorstener Straße/ Kreuzung Seilfahrt deutlich zentraler. Im VRR-Check erhält der Bahnhof in Riemke ein „zufriedenstellend“ bei der Aufenthaltsqualität, fällt aber in puncto Barrierefreiheit durch. Der Bahnhof in Hamme bekommt bei der Aufenthaltsqualität ein „verbesserungswürdig“. Insgesamt stuft der VRR-Check beide Bahnhöfe als „entwicklungsbedürftig“ ein.

Am Bahnhof Bochum-Riemke gibt es überdachte Sitzgelegenheiten, bei Regen sollte der Wind allerdings nicht von der Seite kommen.
Am Bahnhof Bochum-Riemke gibt es überdachte Sitzgelegenheiten, bei Regen sollte der Wind allerdings nicht von der Seite kommen. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Wie ist die Taktung der Bahnen?

In Riemke und Hamme macht wochentags alle 30 Minuten die Glückauf-Bahn RB46 Halt, an Wochenenden und Feiertagen kommt sie nur stündlich vorbei. Hammer ÖPNV-Gäste können so bequem, ohne Umstieg und in maximal sechs Minuten zum Hauptbahnhof Bochum fahren bzw. nach Hamme zurückkehren.

Graffito finden sich am Bahnhof Riemke zu Genüge.
Graffito finden sich am Bahnhof Riemke zu Genüge. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Hamme und Riemke sind zwei von insgesamt sechs Haltepunkten der Regionalbahn. Sie stoppt außerdem am Gelsenkirchener Hauptbahnhof, in Wanne-Eickel, am Bahnhof Bochum West und am Bochumer Hauptbahnhof. Insgesamt ist die Strecke 16,4 Kilometer lang. Früher war sie auch als „Nokia“-Bahn bekannt. Mit der Schließung des Bochumer Nokia-Werks im Jahr 2008 wurde die RB46 nach einem Namenswettbewerb allerdings umbenannt. Neben dem Personenverkehr fahren insbesondere nachts viele Güterzüge auf der Strecke.

Wie ist die Verbindung der Busse?

In Riemke hält die Buslinie 366, die Fahrgäste nach Werne, zum Ruhr-Park und nach Langendreer bringt. Allerdings kommt der Bus nur stündlich und fuhr in der Vergangenheit wegen Straßenbauarbeiten teilweise gar nicht. Der Bahnhof Hamme ist über die Straßenbahn 306 gut angebunden, die zwischen Herne und Bochum verkehrt und an der Amtsstraße stoppt. Dort hält auch die Buslinie 368 (zwischen Wanne-Eickel Hauptbahnhof und Ruhr-Park).

Bahnhofs-Check – was soll das?

Im Bahnhofs-Check nimmt die Redaktion die Bochumer Bahnhöfe unter die Lupe.

Wie oft fahren dort Bahnen? Wie sauber und sicher ist es? Welche Anbindungen und welchen Service gibt es?

Wie barrierefrei sind die Anlagen? Um diese und weitere Fragen geht es.

In loser Reihenfolge werden wir die Bewertung der übrigen Bahnhöfe in den kommenden Wochen veröffentlichen.

Kann man Fahrräder abstellen?

Eine gesonderte Möglichkeit zum Fahrräder abstellen gibt es nur in Riemke: Am Riemker Markt (Auf der Marktscheide) gibt es zehn Boxen von „DeinRadschloss“, die man zwischen einem Tag und einem Jahr anmieten kann. Die Buchung kann über die App „Mutti“ der Bogestra oder über die Website www.dein-radschloss.de erfolgen, die Boxen lassen sich dann digital z.B. per PIN-Code öffnen und schließen. Dafür gibt es wiederum nur in Hamme eine Station von „metropolrad“ (Amtsplatz). Hier stehen 25 Fahrräder zum Ausleihen bereit. Weitere Infos: www.metropolradruhr.de

Überdachte Sitze am Bahnhof Hamme in Bochum.
Überdachte Sitze am Bahnhof Hamme in Bochum. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Gibt es Carsharing?

Noch sind Riemke und Hamme weiße Flecken, wenn es um Carsharing in Bochum geht. Das könnte sich ändern: Nach dem Rückzug der Carsharing-Unternehmen „greenwheels“ und „Citee Car“ hat der Anbieter „stadtmobil“ angekündigt, seine Flotte aufzustocken. Aktuell gibt es davon sechs Standorte in Bochum. Bis dahin können Fahrgäste auf das Angebot von „Snappcar“ zurückgreifen. Über die Website können Fahrzeuge privat „vom Nachbarn“ gemietet werden. Beim WAZ-Test stehen in Riemke beispielsweise ein „Kia Venga“ und in Hamme ein „Piaggio Porter“ für rund 39 Euro am Tag zur Verfügung.

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Der RB46 braust in den Bahnhof Bochum-Riemke ein.
Der RB46 braust in den Bahnhof Bochum-Riemke ein. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Wie ist die Atmosphäre?

Beide Bahnhöfe bieten das, was man als Minimalausstattung bezeichnen kann, um überhaupt Bahnhof genannt zu werden. Insgesamt wirken die Haltepunkte menschenleer und verlassen. Wer hier aussteigt, ohne sich auszukennen, fühlt sich im ersten Moment ein wenig orientierungslos. In Riemke prägen Schmierereien an einem ungenutzten Bahnhäuschen direkt am Gleisübergang das Bild. Schmierereien beeinträchtigen auch die Atmosphäre auf dem Bahnsteig Hamme, wobei die Lage im belebten, dicht besiedelten Wohngebiet und das geschäftige Treiben auf der Dorstener Straße dem Bahnhalt den Schrecken nimmt.

Überdachte, nicht aber abschließbare Fahrradstellplätze gibt es unterhalb des Bahnhofs Bochum-Hamme an der Dorstener Straße-
Überdachte, nicht aber abschließbare Fahrradstellplätze gibt es unterhalb des Bahnhofs Bochum-Hamme an der Dorstener Straße- © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Wie steht es um die Barrierefreiheit?

Die Bahnsteige an sich sind rollstuhlgerecht und barrierefrei zugänglich. Am Bahnhof Hamme liegt der Rampen-Zugang zum Gleis aber etwas versteckt an der Ecke Dorstener Straße/ Seilfahrt. An beiden Bahn-Stationen sind die Bahnsteige beim Ausstieg aus dem Zug zu niedrig. Das heißt, die Bahnsteighöhe beträgt 55 Zentimeter. Zugelassen ist das nur in begründeten Ausnahmefällen. 2011 gab es eine Reform des Bahnsteighöhenkonzepts, welches festlegte, dass die Regelhöhe 76 Zentimeter beträgt. Wenn Zug und Bahnsteig nicht zusammenpassen, gibt es in der Folge keinen niveaugleichen Ein- und Ausstieg. Der Bahnhof Hamme liegt auf einer Brücke, unter der die Straßenbahn hindurchfährt – ob sich das baulich lösen lässt, ist fraglich. Aufzüge oder Rolltreppen, die zum Gleis führen, gibt es bei beiden Haltestellen nicht.

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Das wegweisende Schild liegt im Gebüsch am Bahnhof Riemke auf dem Boden.
Das wegweisende Schild liegt im Gebüsch am Bahnhof Riemke auf dem Boden. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Wie ist die Atmosphäre am Gleis?

Wenn das Wetter ungemütlich ist, hat man in Riemke und Hamme schlechte Karten. Zwar gibt es Betonhäuschen, die für die wenigen Fahrgäste ausreichen, doch sie sind nicht gut einsehbar und je nachdem, wie der Wind steht, wird der Regen hineingeweht. Die Beleuchtung der Gleise könnte in beiden Fällen besser sein. Eine digitale Anzeige, wann die nächsten Bahnen kommen, gibt es nicht. Immerhin sind die Gleise beim WAZ-Besuch sauber und es liegt kein Müll herum.

Was tun bei Hunger und Durst?

Getränke- oder Snackautomaten sucht man an beiden Bahnhöfen vergebens. In Hamme befindet sich zwei Gehminuten entfernt ein Kiosk direkt gegenüber der Haltestelle Amtsstraße. In Riemke steigt man besser nicht hungrig oder durstig aus – der nächste Supermarkt liegt einen knappen Kilometer entfernt.

Fazit

Die Bahnhöfe Hamme und Riemke sind Randbahnhöfe und wenig frequentiert. Parallel zur Schließung von Nokia ist auch die Bedeutung der Bahnhöfe gesunken. Mit Sanierungs- und Aufwertungsmaßnahmen lassen sich aus den Haltepunkten sicherlich keine Knotenpunkte im Bahnverkehr machen, doch das vorhandene Potenzial sollte man noch ausschöpfen. Schon ein wenig mehr Farbe würde den Bahnhöfen einen ganz anderen Eindruck verleihen.

Zwischen den RB-Fahrten steht der Bahnhof Hamme leer da. Immerhin befindet sich unterhalb der Treppe zum Gleis die belebte Dorstener Straße.
Zwischen den RB-Fahrten steht der Bahnhof Hamme leer da. Immerhin befindet sich unterhalb der Treppe zum Gleis die belebte Dorstener Straße. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch