Bochum. Die Regisseurin Mateja Koležnik gibt mit „Kinder der Sonne“ ihr Debüt am Schauspielhaus Bochum. Auf spannende Art altmodisch geht sie zu Werke.

Der exzellente Ruf eilt ihr weit voraus: Die slowenische Regisseurin Mateja Koležnik (60) gehört seit Jahren zu den prägenden Theatermachern im deutschsprachigen Raum. Sie inszeniert regelmäßig in München, Berlin, Frankfurt und Wien – nur in Bochum war sie noch nie. Bis jetzt: Mit der Tragikomödie „Kinder der Sonne“ von Maxim Gorki gibt Koležnik am Freitag, 7. Oktober, um 19.30 Uhr ihr Debüt im Schauspielhaus.

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Mateja Koležnik zum ersten Mal am Schauspielhaus Bochum

Dabei sei es gar nicht leicht gewesen, die Regisseurin nach Bochum zu locken, denn sie wird von vielen großen Bühnen heftig umworben: „Sie ist unglaublich gut gebucht“, erzählt die Dramaturgin Angela Obst. Prägend für Koležniks Arbeiten sind ein üppiges Ensemble und formschöne Bühnenbilder, denen gern etwas gewollt Altmodisches anhaftet. Dabei wirft Koležnik oft einen leicht schrägen Blick auf ihre Stücke: So ließ sie schon ganze Dramen statt im herrschaftlichen Salon nebenan im Zimmer des Dienstmädchens spielen, was ganz neue, ungewöhnliche Perspektiven mit sich brachte.

Für die Premiere gibt es noch einige Karten

Erstmals in „Kinder der Sonne“ in Bochum zu sehen ist die Schauspielerin Anna Blomeier, die bekannt wurde durch TV-Auftritte etwa in „Frau Jordan stellt gleich“ und „Mord mit Aussicht“. Fünf Jahre lang spielte sie die Kommissarin in der ZDF-Serie „Der Kriminalist“.

Für die Premiere am Freitag, 7. Oktober, um 19.30 Uhr gibt es noch Karten. Wieder am 8., 15. und 30. Oktober. Dauer: ca. eine Stunde und 50 Minuten ohne Pause. Karten: 0234 33 33 55 55 und schauspielhausbochum.de

Auch bei „Kinder der Sonne“ geschieht viel im Vorbeigehen, im Nebenher. Zwölf Schauspielerinnen und Schauspieler (so viele wie lange nicht) und sieben Statisten bevölkern die Bühne, permanent herrscht dort ein gehöriges Gewusel. „Das ist wahnsinnig akribisch gearbeitet“, sagt Angela Obst. „An jedem Detail sitzen wir ewig.“

Jeder Schritt ist einstudiert

Wer wann aus welcher Teetasse trinkt oder von der Veranda ins Esszimmer läuft: Jede Bewegung, jeder Schritt ist genau einstudiert, nichts geschieht ohne Grund. „Dabei haben die Schauspieler aber immer die Freiheit, auch wirklich spielen zu können. Das ist Mateja Koležnik sehr wichtig.“

Das Bühnenbild stammt von Raimund Orfeo Voigt, der zuletzt den imposanten Glaskasten für „Lorenzaccio“ ins Schauspielhaus brachte. „Er hat auch viel mit Andrea Breth gearbeitet und schon über 20 Stücke mit Mateja Koležnik“, so die Dramaturgin. Die riesigen Wohnräume, die in warmem Licht erstrahlen, verströmen den Glanz alter Tage. Manche Teile der Kulissen wurden dafür eigens in den Werkstätten des Schauspielhauses angefertigt, andere sind tatsächlich uralt: „Wir haben hier Türen und Schränke, die sind über 100 Jahre alt“, sagt Angela Obst.

Die Aufführung von „Kinder der Sonne“ bringt ein ungewöhnlich altmodisches Bühnenbild ans Schauspielhaus Bochum.
Die Aufführung von „Kinder der Sonne“ bringt ein ungewöhnlich altmodisches Bühnenbild ans Schauspielhaus Bochum. © Schauspielhaus Bochum | Matthias Horn

Vieles geschieht im Off

Wichtig für die Zuschauer: Die Regisseurin arbeitet gern mit Geheimnissen. Während man auf der Bühne naturgemäß nur das mitbekommt, was man auch sehen kann, geschieht zudem vieles im Dunkeln, im Off. „Manchmal sind es nur kleine Gesprächsfetzen, die im Nebenher gesagt werden und trotzdem wichtig sind“, so Angela Obst, die dazu rät, dem Spiel möglichst aufmerksam zu folgen. Deswegen werden die Sitzplätze an den Seitenrändern nicht verkauft, damit jeder einen uneingeschränkten Blick auf die Bühne hat.

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Denn „Kinder der Sonne“, von Maxim Gorki wenige Tage nach dem „Petersburger Blutsonntag“ 1905 geschrieben, ist klug gewählt und besitzt frappierende Parallelen in unsere Tage. Damals grassierte die Cholera innerhalb der verarmten Bevölkerung, während die wohlhabende Oberschicht ihre Sorgen und Nöte bei Tee und Gebäck diskutierte. Doch am Ende, soviel sei verraten, steht der aufgebrachte Mob vor der Tür…

Gorkis Drama ist erstaunlich aktuell

Gorkis Drama wird im Angesicht der Corona-Pandemie gerade von vielen Theatern wiederentdeckt. In Bochum ist eine sehenswerte Adaption mit nur drei Schauspielerinnen im Theater Rottstraße 5 zu sehen. Nebenan im Schauspielhaus wird der Klassiker nun weitaus opulenter aufgefächert. Mit dabei sind unter anderem Guy Clemens, Anne Rietmeijer, Jele Brückner, Michael Lippold und Karin Moog.