Bochum. 165 Kilometer Strecke: Im Frühjahr geht es für Bochumer Handwerker auf den Jakobsweg – zusammen mit Jugendlichen der St.-Vinzenz-Einrichtungen.

Sieben Jugendliche, vier Handwerker, zwei Betreuer und 165 Kilometer Weg. Dachdeckermeister Stephan Eickhoff hat eine Mission: Er möchte den Jakobsweg wandern. Es wird sein 15. Mal auf der Strecke nach Santiago de Compostela. Doch diesmal steht ihm eine ganz besondere Woche auf dem letzten Stück des berühmten Pilgerwegs bevor.

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„Als Betrieb ist es unsere Pflicht, etwas für Jugendliche zu tun“, sagt Eickhoff, der sein gleichnamiges Unternehmen an der Seilfahrt in Hamme hat. Aus dieser Pflicht und einer Idee sind konkrete Pläne geworden. Der Handwerker möchte mit sieben jungen Menschen, die in Wohngruppen der Jugendhilfeeinrichtung St. Vinzenz leben, wandern. Losgehen soll es im Frühjahr 2020, mit kommen neben ihm Kreishandwerksmeister Michael Mauer, zwei weitere Handwerke und zwei Betreuer aus den Einrichtungen.

In kompletter Dachdeckermontur auf dem Jakobsweg

Melissa (18) und Mary (14) sind am Freitag bei einem Planungstreffen für die Reise. Aufmerksam schauen sie Fotos an, die Eickhoff von seinen vergangenen Wanderungen mitgebracht hat. Beide wären im kommenden Jahr gerne dabei. „Ich war mit meiner Familie in Österreich und in Italien, das war total schön. Deshalb möchte ich mit“, erzählt Mary. Ob die beiden Mädchen zu den sieben Jugendlichen gehören, die sich schon bald auf den Weg machen, steht noch nicht fest. Das wird sich aber schnell entscheiden, die Planungen sollen jetzt genauer werden.

Die Jugendhilfeeinrichtung St. Vinzenz

Der St. Vinzenz e.V. ist eine große Jugendhilfeeinrichtung in freier Trägerschaft und seit über 130 Jahren in Bochum tätig.

Sie ist unter anderem Träger eines Kinderheim sowie von Wohneinrichtungen für Kinder und Jugendliche.

Stephan Eickhoff war schon mit Bekannten auf dem Jakobsweg, mit seinem Sohn und mit Arbeitskollegen – da sogar in kompletter Dachdecker-Montur. Zuletzt bekam er auf den letzten 165 Kilometern des Pilgerweges Gesellschaft seiner beiden Azubis. Der Dachdeckermeister erzählt: „Mir kam montagmorgens irgendwann die Idee. Und dann habe ich die beiden einfach gefragt.“

Mit dem Chef auf dem Jakobsweg

Das Angebot überraschte Laurenz Lautner und seinen Arbeitskollegen. „Wir haben aber nicht überlegt, sondern direkt ,Ja!’ gesagt“, erinnert sich der 20-Jährige. Die beiden jungen Männer bekamen ihre Ausrüstung, dann ging es auch schon los. Vor ihnen lagen viele Kilometer auf verregneter Strecke.

Hinter ihnen liegen heute Tage voller Erfahrungen. „Das war echt gut“, meint Lautner. „25 Kilometer am Tag hört sich viel an, doch wir sind losgelaufen und dann war es gar nicht mehr schlimm.“ Der Höchstwert lag sogar bei 40 Kilometern am letzten Tag.

Santiago de Compostela und die Pilgerurkunde im Blick

Ganz so lang werden die Tagestrecken nicht, wenn es im kommenden Jahr für die Gruppe aus vermutlich 13 Pilgern los geht. Klares Ziel ist aber Santiago de Compostela, als Belohnung gibt es dort die Pilgerurkunde.

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Die Idee von Stephan Eickhoff kommt an. „Es ist eine super Gelegenheit, Barrieren abzubauen und Zugang zwischen Jugendlichen und Unternehmen zu bekommen“, findet Petra Funke, Einrichtungsleitung im St. Vinzenz. Die erste Pilgertour im Frühling wird wohl nicht die letzte mit Jugendlichen sein. „Ich möchte gerne weitermachen“, sagt Eickhoff.