Bochum. Wegen der Energiekrise senken Bochumer Wohnungsunternehmen ihre Heiztemperaturen ab. Der Mieterverein gibt Tipps, was nun zu beachten ist.
Wegen der anhaltenden Gaskrise haben zwei große Bochumer Wohnungsunternehmen das Temperaturniveau bei den Mieterinnen und Mietern gesenkt und wollen auch bei sich selbst sparen. Der Mieterverein rät allerdings, auf gesetzliche Mindeststandards zu achten.
Die VBW (mehr als 12.600 eigene Wohnungen in Bochum und mehr als 40.000 Bewohner) hat in den Sommermonaten angesichts der Gasknappheit nach eigenen Angaben ihre Heizungsanlagen verbessert und wichtige Instandhaltungen vorgenommen. Marco Biewald, Abteilungsleiter des Kundenmanagements: „Wir sind all unsere Quartiere abgefahren und haben mit unseren Handwerksdienstleistern dafür gesorgt, dass die gasbetriebenen Heizungsanlagen für unsere Kund*innen optimiert werden.“
Nachtabsenkung wird von der VBW Bochum um zweieinhalb Stunden verlängert
Das allgemeine Temperaturniveau der Heizungsanlagen wurde um rund zwei Grad Celsius verringert. Außerdem wurde der Zeitraum der sogenannten Nachtabsenkung um zweieinhalb Stunden verlängert. Sie beginnt jetzt früher und endet später als bisher und dauert nun von 22 Uhr nachts bis sechs Uhr.
Während dieses Zeitraums ist die Vorlauftemperatur der Heizungen niedriger. Mieter können deshalb nicht mehr so einfach und schnell auf höhere Temperaturen kommen.
Heizkörper außerhalb der Wohnungen, beispielsweise in Treppenhäusern, Kellern und Trockenräumen, wurden komplett außer Funktion genommen. Die Warmwasseraufbereitung ließ die VBW allerdings unberührt.
VBW Bochum will zwölf Prozent Energie sparen
Die VBW erwartet, durch die Maßnahmen in der Heizperiode von Anfang Oktober bis Ende März zwölf Prozent Energie einsparen zu können. Für eine 65 Quadratmeter große Wohnung beziffert die VBW das potenzielle Einsparvolumen auf rund 715 Kilowattstunden. In allen Wohnungen zusammen erwartet das Unternehmen eine Einsparung von 3,2 Millionen Kilowattstunden. Das entspricht 320.000 Kubikmetern Gas.
In den eigenen Verwaltungsräumen drosselt die VBW ihre Heizungen ebenfalls. Maximal 19 Grad sollen erreicht werden. Durchlauferhitzer an den Waschbecken werden vom Strom genommen, die Nachtbeleuchtungen ausgeschaltet. Alle Beschäftigten werden noch einmal geschult, wie sie effektiv die Büros lüften und am PC-Arbeitsplatz Energie einsparen.
Der Bochumer Wohnungsriese Vonovia (insgesamt rund eine Million Mieter, in Bochum rund 8000 Wohnungen) reduziert in der Heizperiode nachts ebenfalls die Leistungen seiner Gasheizungen. Das gilt zwischen 23 und sechs Uhr. Vonovia verspricht sich davon eine Energieeinsparung von bis zu acht Prozent. „Die Warmwasserversorgung ist davon nicht betroffen. Hier gibt es keine Einschränkungen beim Duschen oder Baden“, sagt Unternehmenssprecherin Silke Hoock.
Vonovia Bochum senkt Temperaturen in ihren Büros auf 19 Grad ab
In den eigenen Büros wird Vonovia die Temperaturen auf höchstens 19 Grad begrenzen. Vonovia-Chef Rolf Buch: „Wir unterstützen das Bestreben der Bundesregierung, eine Gasmangellage abzuwenden. Wir halten die Energiesparverordnung der Regierung für ein geeignetes Instrument, dieses Ziel zu erreichen.“
Neben dem Energiesparen rät Vonovia seinen Kunden „dringend, ihre Vorauszahlungen für die Nebenkosten deutlich anzupassen“. Der Bochumer Mieterverein hat dazu grundsätzlich keine Einwände, gibt aber im Einzelfall zu bedenken, dass einkommensschwache Mieter, darunter sogenannte Aufstocker, dann möglicherweise auf staatliche Hilfe verzichten würden. Die könnte nämlich gezahlt werden, wenn die Vorauszahlungen nicht freiwillig erhöht und die dann zu erwartende dicke Nachzahlung später auf einen Schlag fällig würde.
Mieterverein nennt die gesetzlichen Mindesttemperaturen
So ist der Gasanteil bei VBW und Vonovia
Die VBW verfügt über eine Gesamtwohnfläche von 804.000 Quadratmetern.
Davon werden 57,9 Prozent mit Fernwärme geheizt, 41 Prozent mit Erdgas und der Rest mit Wärmepumpen, Nachtspeicheranlage und Öl.
Der Anteil der Gaszentralheizungen bei Vonovia liegt bundesweit bei gut 50 Prozent der Häuser.
Außerdem betont der Sprecher des Mietervereins, Aichard Hoffmann, dass die Vermieter die Tagestemperatur nicht unter 20 bis 22 Grad senken dürfen und die Nachttemperatur nicht unter 17 bis 18 Grad – trotz der Energiekrise. „Sie dürfen nichts machen, was sie vorher auch nicht gedurft hätten.“ Sonst wäre eine Mietminderung möglich.
Hoffman rät auch, sich über das Angebot des Wohnungsgeldes zu informieren. Mehr als 50 Prozent der Berechtigten würde die Möglichkeit nicht nutzen.