Bochum Mitte. Der Unverpacktladen an der Huestraße hat die Corona-Pandemie nicht überstanden. Es gibt aber schon einen Nachfolger für das Ladenlokal.
Einen Satz aus ihrem Studium hat sich Modedesignerin Arwen Takacs gemerkt. "Es gibt keinen schlechten Zeitpunkt, um sich selbstständig zu machen. Es gibt nur schlechte Ideen." Das ist nur einer der Gründe, warum die 29-Jährige den Schritt wagt, in den aktuellen Krisenzeiten ein eigenes Geschäft zu eröffnen.
An der Huestraße, nahe des Hauptbahnhofs und in den ehemaligen Räumlichkeiten des Unverpacktladens "Bioku" führt Takacs den Geist der Vorgänger fort: Sie verkauft nachhaltige Kleidung, Deko- und Geschenkartikel.
Mit eigenem Laden in Bochum einen Traum erfüllt
"Den Traum eines eigenen Ladens habe ich immer gehabt", sagt die Bochumerin, die bereits im "Jungle" in Bochum arbeitete und auch Erfahrung bei der internationalen Kette "Pull&Bear" sammelte. Doch als Corona kam, wurde die Bochumerin in Kurzarbeit geschickt. Eine in Aussicht gestellte Stelle war plötzlich futsch. Die Kosten liefen weiter und Takacs musste sich etwas Neues einfallen lassen.
"Ich habe dann als Sekretärin beim Arzt angefangen und Papierkram gemacht", sagt sie. Schnell merkt die Modefreundin aber: Das passt nicht zu mir. Takacs unternimmt eine Reise in ihr Heimatland Ungarn, lernt ihren jetzigen Partner kennen und denkt sich bei der Rückreise: "Wenn nicht jetzt, wann dann?".
Was der Geschäftsname bedeutet
Der Name für ihren neuen Laden ist schnell gefunden: Katalin, ihr zweiter Vorname. Nicht unpassend: Übersetzt bedeutet der ungarische Name so viel wie "sauber", "rein". Zuspruch von der Familie kam von mehreren Seiten - auch ihre Schwester ist als Tätowiererin selbstständig, ihre Mutter freischaffende Lektorin. Buchführung und Einkauf hatte Takacs schon an ihren vorherigen beruflichen Stationen gelernt, so fehlte nur noch der Laden. "Und der kam dann ganz unverhofft", sagt sie.
Der Unverpacktladen hatte die Coronakrise wirtschaftlich nicht überstanden, auch durch den Umzug in kleinere Räumlichkeiten hatte sich das Jungunternehmen nicht berappelt. Die Corona-Krise hatte den Laden 2020 ins Straucheln gebracht, die Umsätze gingen um mehr als 50 Prozent zurück. Dazu kamen ein geändertes Kaufverhalten, ein Boom der Online- und Bringdienste sowie Kurzarbeit und Inflation. Auch eine Crowdfunding-Kampagne im Internet löste die Probleme nicht.
Mit Vorurteilen aufräumen
Das Unternehmen existiert mit einem Onlineshop weiter, gab aber seinen Standort an der viel frequentierten Huestraße auf. Workshops zu nachhaltigen Themen sollen ab Ende des Jahres wieder angeboten werden. Durch private Kontakte erfuhr Takacs von den frei werdenden Geschäftsräumen - und wagte den Schritt in die Selbstständigkeit.
"Ich bin mir sicher, dass Nachhaltigkeit ein großes Thema ist", sagt die 29-Jährige. Schon während des Studiums in Düsseldorf befasste sie sich mit der Thematik, machte außerdem ein mehrmonatiges Praktikum bei einem nachhaltigen Label in London. "Nachhaltige Produkte und Kleidung haben oft das Image, irgendwie öko und langweilig zu sein", sagt Takacs. Damit will sie aufräumen. "Die Labels sind total cool, ich möchte auch andere dafür begeistern", sagt sie.
Fair Produzierte Waren
Unter der Kleidung, die sie verkaufe, habe niemand gelitten, alle im Prozess würden gut und fair bezahlt. "Die Marge für den Händler ist natürlich geringer, aber dafür hat man ein besseres Gewissen", sagt sie. Exorbitant teuer muss nachhaltige Kleidung nicht sein: T-Shirts gibt es ab 30 Euro, Hosen ab 45 Euro.
Auch für Kosmetikprodukte kann Takacs viele nachhaltige Alternativen anbieten: Abschminkseife und Haarseife finden sich ebenso wie Trockenshampoo und Körperbutter. "Zum Sortiment zählen außerdem veganer Schokolikör, Schreibwaren, Kerzen, Untersetzer und Schüsseln", sagt die Inhaberin.
Geschichten hinter den Produkten
Viele Teile sind handgefertigt, teilweise in Zusammenarbeit mit Behindertenwerkstätten. "Es ist mir wichtig, so viele Hintergrundinformationen wie möglich an meine Kundinnen und Kunden weiterzugeben und sie so zu begeistern", sagt Takacs. Die Liste der Labels ist jetzt schon lang, auf Wunsch von Kundinnen und Kunden könnten weitere Folgen.
Zwei der Kleidungshersteller würden in China produzieren, allerdings in geprüften Fabriken, berichtet Takacs. "Der Rest wird überwiegend in Europa hergestellt, etwa in Frankreich und Österreich", sagt die Modeexpertin. Sie ist sich sicher: In ihrem Laden ist für jeden etwas dabei. Als "jung, sportlich und zeitlos" beschreibt sie den Kleidungsstil. "Das würde meine Mutter, aber auch meine kleine Schwester tragen."
Lage und Öffnungszeiten
Der Laden Katalin hat seit dem 1. September geöffnet und befindet sich an der Huestraße 4, nahe der Bäckerei Brinker, dem "Moon Tea Bubble Tea" und der Eisdiele "San Marco".
Arwen Takacs präsentiert ihren Shop auch bei Instagram. Ihr Profil dort heißt "Kata.linbochum", man kann sich einen Eindruck der Kleidung verschaffen. Das Geschäft hat von 11 bis 19 Uhr geöffnet, die Inhaberin ist erreichbar unter 0234 90 40 32 01.