Bochum. Die Modebranche ächzt weiter unter den Corona-Folgen. In Weitmar-Mitte hat Alexander Eiskirch den Laden geschlossen. Es gibt eine Nachfolgerin.

Die Textilbranche war und ist von der Corona-Pandemie besonders betroffen. „Für uns galt es, mit einer kaufmännischen Entscheidung das große Ganze abzusichern“, sagt Alexander Eiskirch. Der Bochumer Modehändler hat einen seiner drei Standorte aufgegeben und sein Geschäft an der Hattinger Straße geschlossen. Für eine direkte Nachfolge ist aber gesorgt: „frida“ ist da.

Noch ist vom vielfach befürchteten Kahlschlag im Handel nichts zu sehen. Noch, so schätzt es die Bochumer Wirtschaftsentwicklung ein, sind die meisten Leerstände in der City und den Außenbezirken der üblichen Fluktuation geschuldet. „Doch das wird sich möglicherweise noch verschieben“, warnt Marion Runge, Geschäftsführerin des Handelsverbandes Ruhr-Lippe.

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Mode in Corona-Zeiten: Händler spricht von „Krise unter Narkose“

Wie in der Gastronomie könnten auch und gerade in Bekleidungsgeschäften Insolvenzen drohen. Runge: „Im Lockdown blieben die Lager gefüllt, während die neue Ware schon bezahlt werden musste.“ Die staatlichen Hilfen hätten Insolvenzen bisher vielfach verhindert.

„Derzeit läuft die Krise unter Narkose ab“, bekräftigt Alexander Eiskirch. „Wir handeln mit ,verderblicher Ware’. Die Kosten aber laufen unvermindert weiter.“ Darauf müsse man als Unternehmer reagieren, bevor es zu spät ist.

Eiskirch-Nachfolger in Weitmar-Mitte heißt „frida“

Der 47-Jährige gilt als Vorreiter des Online-Handels. Doch auch E-Commerce kann die Verluste in Corona-Zeiten nicht auffangen. Es sei ihm „schwergefallen“. Aber Eiskirch zog die Konsequenzen. Nach 48 Jahren verlässt er den Standort in Weitmar-Mitte, dort, wo sein Vater Heinz-Peter das Modeunternehmen einst gegründet hatte. Der Verkauf werde auf die Geschäfte an der Markstraße in Weitmar-Mark und an der Luisenstraße in der Innenstadt konzentriert. „Das ist kein Ende auf Raten“, versichert Eiskirch. „Die beiden verbleibenden Standorte bestehen fort, alle elf Beschäftigten bleiben an Bord.“

Auch an der Hattinger Straße 377 geht es weiter – nicht mehr mit Eiskirch, aber mit „frida“. Kiki Gralla hat ihren „Concept Store“ geöffnet. „Mit dem Umzug von Wiemelhausen nach Weitmar-Mitte freue ich mich, der Innenstadt noch einen Schritt näher gekommen zu sein“, sagt die 49-jährige Bochumerin, die erst vor einigen Jahren den Weg in die Modebranche fand. Zum Angebot gehören ausgefallene Fashionlabels ebenso wie Schuhe, Schmuck, Lederwaren, Kosmetik und Wohnaccessoires. Im Online-Shop können Kundinnen ab Dezember einkaufen (www.fridabochum.com).

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Jutta Versteegen (rechts, hier ein Archivfoto mit Birgit Bürger) beobachtet in ihrer Boutique „Barbara’s“ nach wie vor eine Zurückhaltung bei vielen Kundinnen. Sie appelliert: „Mode ist ein Stück Lebensfreude!“ © Funke Foto Services | Ingo Otto

Mit Trachtenmoden zurück zur Normalität

Auf eine Rückkehr zur Normalität hofft auch Jutta Versteegen. Seit 2014 führt sie die Boutique „Barbara’s“ an der Grabenstraße. Der Corona-Lockdown sei für sie und viele weitere Einzelhändler existenzbedrohend gewesen. Noch immer sei das Tagesgeschäft von einer großen Zurückhaltung geprägt. „Viele Leute sind weiter vorsichtig. Zahlreiche Kundinnen sehe ich nicht mehr. Es gibt in der Branche nach wie vor eine große Ungewissheit.“

Knapp zehn Prozent Leerstand in der City

84 von 903 Ladenlokalen im Bereich der Innenstadt sind ungenutzt. Das teilt die Wirtschaftsentwicklung mit. Die Leerstandsquote liegt bei 9,5 Prozent.

Zwar stammen die jüngsten Zahlen vom Juli. Eine neue Erhebung ist in Arbeit. „Die aktuelle Tendenz weist aber eher darauf hin, dass die Leerstandsquote weiter sinkt“, teilt Sprecher Sven Frohwein mit.

Eine Pleitewelle haben die Wirtschaftsförderer in Folge der Corona-Pandemie nicht wahrgenommen – auch nicht in der besonders gebeutelten Textilbranche.

Dabei rätselt Jutta Versteegen, warum ausgerechnet der stationäre Modehandel so massiv unter den Corona-Folgen leidet. „Es wird wieder viel gereist, aber deutlich weniger geshoppt. Dabei kann die Mode dazu beitragen, die Lebenslust und Lebensfreude zu schüren, die wir uns alle zurückwünschen.“

Anregungen liefert Jutta Versteegen und ihr Team am kommenden Samstag (16.), wenn um 16 Uhr eine Modenschau mit citygerechter Trachtenmode beginnt. Der Titel könnte das Ende der Talfahrt symbolisieren: „Gipfeltreffen“.