Bochum. Bauen, Gesundheit, Recht. Die Stadt Bochum braucht viel Rat von außen. In die Millionen gehen die Kosten für Hunderte vergebene Gutachten.
Die Verwaltung einer Großstadt ist ein bisweilen schwieriges Geschäft – und ohne Fachwissen von außen offenbar kaum zu leisten. Hunderte von Gutachten hat die Stadt Bochum allein im vergangenen Jahr in Auftrag gegeben, um Entscheidungen vorzubereiten und zu treffen. Die Kosten dafür gehen in die Millionen.
Allein 225.667 Euro für 131 Schadstoffgutachten
Allein 131 Schadstoffgutachten haben die Zentralen Dienste 2021 eingekauft. 225.667 Euro wurden den Steuerzahlern dafür in Rechnung gestellt. Für 58 Statik- und Tragwerkgutachten waren es 213.687 Euro. Stark gefragt waren auch Baugrunduntersuchungen, die das Tiefbauamt angefordert hat. 51 davon wurden im Vorjahr beauftragt. Kosten: etwa 325.000 Euro. „Eine größere Anzahl von Gutachten ergibt sich allein daraus, dass für jede Kanal-, Straßen- und Brückenbaumaßnahme ein Bodengutachten erforderlich ist“, heißt zur Erklärung bei der Stadt.
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Besonders teuer waren die Untersuchungen für eine Kanalbaumaßnahme in Hiltrop an der Straße „Im Brennholt“: etwa 145.000 Euro. Ein umfangreiches Bodengutachten, eine Kampfmittel-Voruntersuchung und weitere Gutachten, die nötig wurden, weil Schadstoffe in der Erde entdeckt wurden, seien dort erforderlich gewesen. Am Ende hat allein das Tiefbauamt externen Rat für etwa 620.000 Euro eingeholt. Dahinter folgen die Zentralen Dienst mit knapp 529.000 Euro und das Amt für Geoinformation, Liegenschaft und Kataster (475.000 Euro). Insgesamt hat Bochum im vergangenen Jahr 1,984 Millionen Euro für Gutachten ausgegeben, wie diese Redaktion auf Anfrage erfahren hat.
800 Schuleingangsuntersuchungen vergeben
Die Erkundung des Zustands von Flächen und Gebäuden macht insgesamt den weitaus größten Teil der Gutachterkosten aus. Dabei geht es nicht nur um Baumaßnahmen, sondern auch um Kaufentscheidungen. So hat die Stadt statistische Gutachten in Auftrag gegeben, um sich ein Bild über den Zustand der Immobilie Junggesellenstraße 8 zu machen. Das Gebäude steht in unmittelbarer Nachbarschaft zum künftigen Haus des Wissens und der Markthalle. Am Ende hat die Stadt das Gebäude gekauft und will es weiterhin für Verwaltungsarbeitsplätze nutzen.
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Externe Leistungen hat es auch gegeben in den Bereichen Bildung und Gesundheit. 25.000 Euro hat Bochum ein Gutachten gekostet, dessen Erkenntnisse in den Schulentwicklungsplan geflossen sind. Knapp 20.000 Euro hat es gekostet, 800 von insgesamt 3314 angehenden Erstklässlern durch das Zentrum für medizinische Begutachtung (ZMB) zu untersuchen. Ihre Schuleingangsuntersuchung konnte die Stadt nicht selbst erledigen, „da im Gesundheitsamt nicht genügend Fachärztinnen und Fachärzte für Pädiatrie vorhanden waren“, so die Verwaltung.
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Schiedsgutachten zum Stadtbahnhof Gesundheitscampus
Auch um Streit zu schlichten, wird bisweilen externe Beratung benötigt. Mehr als 42.000 Euro hat Bochum für zwei Gutachten bezahlt, die sich mit dem Stadtbahnhof Gesundheitscampus beschäftigen. Mitte 2015 sollte das 16 Millionen teure Projekt eigentlich fertig sein. Am Ende ging es mehr als zwei Jahre später ans Netz. Nun gibt es noch juristische Auseinandersetzungen. „Zwischen der Stadt Bochum und der im Zusammenhang mit dem Stadtbahnbahnhof Gesundheitscampus beauftragten Firma für die Gleis- und Rohbauarbeiten sind Meinungsverschiedenheiten über die Ermittlung der Schlussrechnungssumme aufgetreten“, heißt es bei der Stadt. Beide Seiten würden sich um eine außergerichtliche Einigung bemühen, daher seien die Schiedsgutachten in Auftrag gegeben geworden. Die Kosten haben sich beide Seiten geteilt.