Bochum. . Am Samstag wird die mehr als 16,1 Millionen Euro teure U 35-Station „Gesundheitscampus“ eröffnet. Die Haltestelle hat viele Besonderheiten.

  • Nach viereinhalbjähriger Bauzeit wird am 18. November die Haltestelle „Gesundheitscampus“ eröffnet
  • In dieser Woche werden noch die zahlreiche letzte Arbeiten erledigt, etwa an der Brüstungsbeleuchtung
  • Der Bahnstig ist 90 Meter lang, hat zwei Rolltreppen unjd zwei gläserne Fahrstühle

Gearbeitet wird in diesen Tagen auch noch zur Feierabendzeit. Handwerker montieren an der U 35-Haltestelle „Gesundheitscampus“ letzte Dinge an der Brüstungs- und Wandverglasung. Am Samstag (18.) muss alles fertig sein. Dann wird die Station von Stadtbaurat Dr. Markus Bradtke eingeweiht. Und dann fahren endlich die Bahnen. Über 2000 Menschen werden bald am Gesundheitscampus studieren und arbeiten.

Die Haltestelle sprengt in mehrfacher Sicht den Rahmen. Mindestens 16,1 Millionen Euro kostet das Bauwerk, dessen Bahnsteig 90 Meter lang ist. 85 Prozent zahlt das Land, der Rest die Stadt. Viele schlagen bei dieser Summe die Hände über dem Kopf zusammen. Außerdem sind die Haltestellen „Markstraße“ und „Universität“ nur einige hundert Meter entfernt, so dass es Z weifel an der Notwendigkeit des Baus gibt.

Streitigkeiten mit der Rohbaufirma

Und schließlich: Wegen Streitigkeiten mit der Rohbaufirma aus dem Emsland und wegen anderer Probleme wurde die Haltestelle zweieinhalb Jahre später fertig als anfangs geplant; bis heute dauert der Streit um Geld fort. Zuletzt hatte es ein Lieferproblem mit dem Verkleidungsmaterial gegeben, so dass der Eröffnungstermin erneut verschoben werden musste. 480 Quadratmeter dieses extra bruchfesten Verbundsicherheitsglases verkleiden die Brüstungen und Treppen sowie das gesamte Verteilerbauwerk. Alles hat nun viereinhalb Jahre gedauert.

Zwei Rolltreppen bringen die Fahrgästen rund fünf Meter nach oben und nach unten. Außerdem gibt es zwei Fahrstühle.
Zwei Rolltreppen bringen die Fahrgästen rund fünf Meter nach oben und nach unten. Außerdem gibt es zwei Fahrstühle. © Ingo Otto

Es war schwierig, die Station zu bauen, denn sie ist alles andere als eine normale Stadtbahnhaltestelle. Die alte Brücke auf der Universitätsstraße musste erst abgerissen und dann eine komplett neue gebaut werden. Und das alles mitten auf der extrem stark befahrenen Universitätsstraße bei vollem Verkehrsbetrieb, quasi in einer Insellage. „Das ist ungefähr so, als ob sie im Wohnzimmer renovieren oder umbauen und trotzdem jeden Abend auf dem Sofa sitzen wollen“, sagt Bauleiter Markus Holtmann vom Tiefbauamt.

44 Gewerbe waren auf der Baustelle vertreten

44 Gewerke waren an dieser Ausnahmebaustelle beteiligt. Und auch heute noch liegen hier und da viele Werkzeuge und Materialien herum. Auch in dieser Woche wird noch manches montiert werden müssen. Zum Beispiel ein Snack-Automat, ein Feuerlöscher, eine Notrufanlage, ein Windfang. „Alles, was hier aus Metall ist, ist geerdet, um Fehlerströme ableiten zu können. Das ist zum Schutz der Fahrgäste und der Anlage gedacht“, sagt Holtmann.

Zudem wird in den nächsten Tagen die Brüstungsbeleuchtung eingebaut. „Das wird dann nochmal besser aussehen“, sagt der Bauingenieur. Die Dachbeleuchtung ist bereits fix und fertig.

Die Station verfügt über zwei große Treppen, zwei Rolltreppen (800 000 Euro), zwei Eingänge und zwei gläserne Fahrstühle (268 000 Euro). Einer davon, der an der östlichen Seite, ist etwas ganz Besonderes. Weil die Brücke je nach Belastung (Bahnen, Fahrgäste, Schnee) wenige Zentimeter schwankt, wurde dieser Fahrstuhl komplett vom Bauwerk abgekoppelt, obwohl er vom Untergeschoss mitten in den Bahnsteig hinaufragt. Das geschah deshalb, weil sonst durch die Schwankung der Brücke eine Stolperkante am Ausstieg des Fahrstuhls entstehen würde – ganz besonders tückisch für Gehbehinderte und Rollstuhlfahrer. „In Bochum gibt es das kein zweites Mal“, sagt der Bauleiter.

>>> Autofahrer müssen weiter mit nur einer Spur auskommen

Trotz der Eröffnung können Autofahrer wohl bis Jahresende weiterhin nur auf einer Spur an der Haltestelle vorbeifahren. Grund: Es sind noch Rückbauten erforderlich, nachdem die Gleise umgelegt worden waren.

Die U 35 fährt dort zu Uni-Zeiten im 3-3-6-Minuten-Takt. Über 90 000 Menschen nutzen in Spitzenzeiten die U 35 pro Tag.