Bochum. 1977 inszenierte Peter Zadek das Shakespeare-Drama in einer Fabrikhalle in Bochum-Hamme. Im Stadtarchiv sind Szenen aus den Proben zu sehen.
Diese Aufführung besitzt in Bochum einen Ruf wie Donnerhall: Im Jahr 1977 inszenierte der ehemalige Intendant Peter Zadek (1926-2009) seinen „Hamlet“ nicht im glamourösen Schauspielhaus, sondern in einer Fabrikhalle in Hamme. Mit Ulrich Wildgruber in der Titelrolle schrieb der „Hamlet in der Haldenstraße“ ein Stück Theatergeschichte. Im Stadtarchiv sind jetzt seltene Filmaufnahmen zu sehen, die Einblicke geben in die Entstehung dieser legendären Darbietung.
Hamlet wurde 1977 in Bochum-Hamme gespielt
Das „Schaufenster Stadtgeschichte“ rückt einmal im Monat ein besonderes Dokument oder Objekt aus den Tiefen des Stadtarchivs in den Mittelpunkt: im September ist es eine 16-Millimeter-Filmrolle von 1977. Insgesamt 15 Minuten und 35 Sekunden lang sind die Aufnahmen der Proben zu „Hamlet“, in Farbe, aber ohne Ton. Als die Filmrolle entdeckt wurde, war diese eine kleine Sensation, denn zuvor dachte man, dass es bis auf Szenenfotos und kleine Ausschnitte in der Bochumer Jahresschau keine Aufzeichnungen mehr davon gibt.
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Zadek zeigte seinen „Hamlet“ in der ehemaligen Halle einer Firma für Schweiß- und Schneidtechnik an der Haldenstraße 45. Das Gebäude, das 2001 abbrannte, wurde damals zum neuen Malersaal des Theaters umgebaut. Ursprünglich wollte Zadek hier nur proben, am Ende fanden auch die Aufführungen in der Fabrikhalle statt – sehr zur Freude der vielen Kinder aus der benachbarten Schule, die ihre freie Zeit bei den Proben verbrachten, die teils auch im Freien stattfanden.
Keine Bühne, die Zuschauer saßen mitten im Saal
Die Premiere am 30. September 1977 stieß auf ein riesiges Medienecho. Es gab keine richtige Bühne, gespielt wurde mitten im Zuschauerraum. Die Halle war mit Stühlen und Sofas vollgestellt, denn die Gäste sollten es während der fünfstündigen Aufführung möglichst bequem haben. Mit Eva Mattes, Rosel Zech, Hermann Lause und Ilse Ritter war der Hamlet in der Haldenstraße bis in die Nebenrollen prominent besetzt. (sw)
Die Aufnahmen können im Stadtarchiv (Zentrum für Stadtgeschichte), Wittener Straße 47, angesehen werden. Weitere Infos: bochum.de/stadtarchiv
