Bochum-Langendreer. Vor drei Wochen platzte der umstrittene Schulleiter-Wechsel am Lessing-Gymnasium in Bochum. So geht es für Lehrer, Schüler und Eltern nun weiter.

Erleichterung – dieses Wort hört man fast immer, wenn es um die aktuelle Stimmungslage am Lessing-Gymnasium in Bochum-Langendreer geht. Dort hatte ein bevorstehender Schulleiter-Wechsel für heftigen Widerstand gesorgt, eher er kurz vor dem Start ins neue Schuljahr dann doch plötzlich platzte. Wolfram Hirschhausen, der stellvertretende Schulleiter, soll das Schiff nun wieder in ruhiges Fahrwasser manövrieren.

Bochum: Geplatzter Schulleiter-Wechsel – so geht es am Lessing-Gymnasium weiter

Was war passiert? Die Bezirksregierung Arnsberg hatte Peter Petrak aus Dortmund zum Nachfolger von Frank Saade bestimmt. Die Schulkonferenz fühlte sich bei der Entscheidung übergangen. Zudem sorgte man sich um den allseits gelobten Schulfrieden, denn Petrak eilt kein guter Ruf voraus. An seiner alten Schule, dem Marie-Curie-Gymnasium in Bönen, hatten sich Eltern über einen autokratischen Führungsstil beschwert. Zudem lagen 16 Dienstaufsichtsbeschwerden gegen ihn vor. 2020 wurde Petrak von seinen Aufgaben als Schulleiter in Bönen entbunden.

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Am „Lessing“ in Langendreer wollte der 61-Jährige einen Neuanfang starten. Im Gespräch mit der WAZ betonte er, wie wichtig ihm „diese zweite Chance“ sei. Er respektiere auch „das Misstrauen der Eltern im Interesse ihrer Kinder mir gegenüber“. Diese hatten sich mit einer Petition auch an den Landtag gewandt, um diesen Schulleiter-Wechsel zu verhindern. Kurz vor Ende der Sommerferien zog Peter Petrak dann selbst die Reißleine. Die Bezirksregierung teilte mit, dass er auf eigenen Wunsch den Posten in Langendreer nicht antreten werde.

Lessing-Schule in Bochum-Langendreer startet ohne Schulleiter ins neue Schuljahr

Somit startete die Lessing-Schule ohne richtigen Schulleiter ins neue Schuljahr. Für Wolfram Hirschhausen, den stellvertretenden Schulleiter, bedeutet das nun vorerst doppelte Arbeit. „Das ist schon anstrengend“, sagt der 49-Jährige. „Es gilt eine große Lücke oben auszufüllen.“ Aber er freue sich auch drauf. Eine Leitungsfunktion sei genau sein Ding. „Das macht mir Spaß, da fühle ich mich wohl.“ Obwohl er den Unterricht schon vermisse. „Immerhin bleibt noch ein bisschen Zeit für das Fach Musik. Und ich leite auch weiterhin das Orchester.“

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Neue Schulleitung: Eltern wollen bei Entscheidung beteiligt werden

Zurückblickend auf die ersten drei Schulwochen will Hirschhausen am Lessing-Gymnasium eine „zuversichtliche Aufbruchstimmung“ ausgemacht haben. Man sei durch die Geschehnisse „als Schulgemeinschaft noch weiter zusammengerückt“, so sein Eindruck. Für ihn selbst sei der Schulstart vor allem mit viel Arbeit verbunden: „Zu Beginn geht es immer um Personal und Finanzen – und nach wie vor noch um Corona.“ Er wolle das nutzen, was das Land an Geldern dafür zur Verfügung stellt.

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Parallel wird Wolfram Hirschhausen natürlich aufmerksam das neue Auswahlverfahren der Bezirksregierung für den neuen Schulleiter verfolgen. Ebenso wie die Eltern. Svenja Schmitz, Vorsitzende der Elternvertretung, fordert, dass „wir diesmal an der Entscheidungsfindung beteiligt werden“. Man erwarte nun eine Bestenauslese und im Übrigen keine Sonderrolle. „Wir wollen nicht schlechter oder besser behandelt werden als alle anderen Gymnasien.“

Lessing-Gymnasium: Schulgemeinschaft sagt Unterstützung zu

Die Stimmung empfindet Schmitz deutlich entspannter als in den vergangenen zwei, drei Monaten. Und, an Wolfram Hirschhausen gerichtet, habe sie den Eindruck, dass „alle bereit sind, unterstützend zu helfen“. Es laufe aktuell zwar gut, aber dass eine Person gleich zwei Führungspositionen inne hat, sei doch noch ohne.

Eltern richten Blick nach vorn

Die Eltern der Lessing-Schule richten ihren Blick schon voraus. Aktuell sei nicht die vakante Schulleiter-Stelle die größte Sorge, sondern der Lehrermangel, sagt Elternvertreterin Svenja Schmitz. Aktuelle Zahlen zu „ihrer“ Schule habe sie noch nicht, „aber das trifft ja alle Schulen“.

Näheres erhofft sie auf der ersten Schulpflegschaftssitzung in zwei Wochen zu erfahren, dort würden auch neue Vertreter gewählt. „Dann wissen wir auch, ob noch anderswo der Schuh drückt.“

Wann eine neue Schulleitung gefunden ist, ist derzeit noch offen. „Ein zu erwartender Zeithorizont kann seriös derzeit nicht genannt werden“, teilt Christoph Söbbeler, Sprecher der Bezirksregierung Arnsberg, auf WAZ-Anfrage mit. Nach dem freiwilligen Verzicht seitens Peter Petraks, die Aufgaben der Schulleitung an der Lessing-Schule wahrzunehmen, werde die Schulleitungsstelle zeitnah öffentlich ausgeschrieben. Das Verfahren werde sich an den Vorgaben des Schulgesetzes NRW (§ 61 Abs. 1) orientieren.

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Demnach wird Stelle mit Zustimmung der Schulkonferenz und des Schulträgers ausgeschrieben. „Nach Prüfung der Zulässigkeit der Bewerbungen werden der Schulkonferenz und dem Schulträger die Bewerberinnen und Bewerber genannt“, so Söbbeler. „Die Schulkonferenz und der Schulträger erhalten dann die Gelegenheit, diese Bewerberinnen und Bewerber zu einem Vorstellungsgespräch einzuladen.“ All dies hatten die Eltern der Lessing-Schule zuletzt vermisst.

Peter Petrak wird laut Bezirksregierung zukünftig „einer anderen amtsangemessenen Beschäftigung im Landesdienst nachgehen“.