Bochum-Langendreer. Dem künftigen Leiter des Lessing-Gymnasiums in Bochum eilt kein guter Ruf voraus. Eltern und Lehrer sind besorgt um den Schulfrieden.
Zum Schuljahresende geht Frank Saade, Leiter der Lessing-Schule in Bochum-Langendreer, in den Ruhestand. Seine Nachfolge ist inzwischen geklärt. Eine Personalie, die für viel Unruhe im Gymnasium an der Ottilienstraße sorgt. Viele Eltern und auch Lehrer sehen den Schulfrieden, das intakte „System Lessing-Schule“, in Gefahr.
Bochum: Neuer Schulleiter sorgt für Unruhe am Gymnasium in Langendreer
Vor wenigen Tagen wurde dem Gymnasium mitgeteilt, dass zum 1. August Peter Petrak auf Frank Saade folgt. Natürlich wurde der Name sofort in die Internet-Suchmaschinen eingegeben. Und was man dort so lesen bekommt, sorgt in der Lessing-Schule für wenig Begeisterung.
Auch interessant
Denn Petrak eilt demnach kein guter Ruf voraus. Im Sommer 2020 war er von seinen Aufgaben als Leiter des Marie-Curie-Gymnasiums in Bönen nach vier Jahren enthoben worden. Eltern hatten ihm zuvor einen autokratischen Führungsstil vorgeworfen und ihn für das schlechte Ergebnis des Gymnasiums bei der Qualitätsanalyse durch die Bezirksregierung verantwortlich gemacht. In der Folge waren Mitglieder aus Elternpflegschaft und Schülervertretung zurückgetreten.
Für Svenja Schmitz, Vorsitzende der Elternvertretung am Lessing-Gymnasium, sei es nun „unfassbar schwierig, mit diesem Wissen umzugehen“. Denn: „Der Mann hat uns ja noch nichts getan.“ Gleichwohl bleibe ein „schlechtes Gefühl“. Und noch habe sich „der Neue“ auch nicht vorgestellt.
Neuer Schulleiter: Elternpflegschaft sieht ein gut funktionierendes Schulsystem in Gefahr
Schmitz wäre es lieber, jemand anderes mit nachgewiesenem Führungspotenzial „und ohne dieses Gepäck“ hätte den Posten bekommen. So einer wie der scheidende Frank Saade, der „ein gut funktionierendes System“ hinterlasse. Dieses, so Schmitz’ Befürchtung, „kann nun unheilbaren Schaden nehmen“.
Auch interessant
Svenja Schmitz stellt klar, dass man niemanden vorverurteilen wolle. Doch die Sorgen vieler Eltern um den Schulfrieden sei groß. Kritisiert werde auch, dass die Schulkonferenz im Vorfeld nicht gehört wurde. „Wir wurden vor vollendete Tatsachen gestellt“, sagt Schmitz. Gleichwohl: Eine rechtliche Handhabe dagegen habe man nicht.
Bochum: Schulleiter spürt großes Bedürfnis nach Information
Auch der noch amtierende Schulleiter Frank Saade hat die Bekanntgabe seines Nachfolgers „sehr zwiespältig aufgenommen“. Viel sagen dürfe er nicht, sagt Saade. Doch er bestätigt, dass die Personalie „die Schulgemeinschaft sehr beschäftigt“. Saade berichtet von Schülern, die ihn gebeten hätten, doch bitte noch ein paar Jahre dranzuhängen. „Das ist berührend und bedrückend zugleich.“
Zu seinem Nachfolger könne er nicht viel sagen. „Ich kenne ihn nicht persönlich“, sagt Frank Saade. Eingebunden in die Entscheidung sei er nicht gewesen. Er spüre eine große Anspannung in der Schule. Und ein großes Bedürfnis nach Information.
Auch interessant
In Arnsberg sind die Bedenken aus Langendreer offenbar angekommen. „Der Bezirksregierung sind die Rückmeldungen aus der Schulgemeinschaft der Lessing-Schule zur Besetzung der Schulleiterstelle bekannt und sie werden ernstgenommen“, teilt Sprecher Christoph Söbbeler auf WAZ-Anfrage mit. Die Bezirksregierung kommuniziere aus diesem Grund mit den entsprechenden Gremien und hab die Schulkonferenz, stellvertretend für die Schulgemeinschaft, früh informiert, um eine möglichst hohe Transparenz zu schaffen. Zum Zeitpunkt der Nachbesetzung der Schulleiterstelle habe Peter Petrak zur Verfügung gestanden, so dass die freie Schulleiterstelle jetzt mit ihm besetzt werden könne.
Auch Lehrer besorgt
„Wenn ich streiken könnte, würde ich es tun“, sagt ein Mitglied des Lehrer-Kollegiums am Lessing-Gymnasium, das namentlich nicht genannt werden möchte. Auch einige Lehrer seien von dem Schulleiter-Wechsel „überhaupt nicht begeistert“.
Die Lessing-Schule stehe für ein demokratisches, tolerantes und wertschätzendes Miteinander. „Wir gehen hier total gerne arbeiten, fühlen uns superwohl mit den Kollegen, den Eltern und den Schülern. Das alles sehen wir nun ernsthaft gefährdet.“
Zum rechtlichen Hintergrund teilt die Bezirksregierung mit, dass die Mitwirkungsmöglichkeiten der Schulgemeinschaft über die Schulkonferenz grundsätzlich ein wichtiges und geschätztes Mittel bei Schulleiterbesetzungsverfahren seien. Das Land NRW könne allerdings Stellen für Schulleiter „aus dringenden dienstlichen Gründen in Anspruch nehmen und auch ohne Ausschreibung besetzen“. Dieser Fall sei hier gegeben gewesen.
Auch interessant
Selbstverständlich werde sich Peter Petrak, so wie jeder neue Schulleiter im Amt, der Schulgemeinschaft vorstellen und auch seine Vorstellungen hinsichtlich der Entwicklung der Schule mit der Schulgemeinschaft teilen, heißt es aus Arnsberg. Genauso selbstverständlich aber werde Petrak auch „in seiner neuen Aufgabe durch die schulfachliche Aufsicht der Bezirksregierung Arnsberg begleitet“.
Peter Petrak selbst wollte auf WAZ-Anfrage nichts sagen. Nur soviel: Er könne sich zu einem laufenden Stellenbesetzungsverfahren nicht äußern. Er verweist dahingehend an die Bezirksregierung.