Bochum. Eingebrochen ist die Zahl der Hotelübernachtungen in Bochum. Allmählich erholt sich die Branche. Aber jetzt drängen neue Hotels auf den Markt.

Die Corona-Pandemie hat viele Branchen hart getroffen, darunter auch das Hotelgewerbe. Regelrecht eingebrochen sind die Übernachtungszahlen in Bochum. Von 2019 (560.000) bis 2021 (238.000) sind sie um 57,5 Prozent zurückgegangen. Allmählich erholt sich die Branche zwar, landesweit waren die Übernachtungszahlen im Juni 2022 fast doppelt so hoch wie ein Jahr zuvor. Aber ausgerechnet jetzt drängen weitere neue Hotels auf den Markt.

Allein 2023 eröffnen drei neue Herbergen in Bochum

Allein im kommenden Jahr sollen drei neue Häuser öffnen: das Holiday Inn Express im Viktoria Karree mit 170 Zimmern sowie ein B&B-Hotel (107) und ein Apartmenthaus (Nena, 108) an der Alleestraße. Geplant ist außerdem für 2024 die Eröffnung eines „Prizeotel“ am Citytor Süd (Bermudadreieck; 175 Zimmer) und eines Premier Inn (192) im Citytower am Hauptbahnhof.

Insgesamt 782 neue Zimmer mit mehr als 1500 Betten, die die Zahl der Hotelbetten in der Stadt (3281) deutlich nach oben schrauben wird – nämlich um mehr als 40 Prozent. Die Frage ist, ob das der ohnehin schon geschwächte Markt verträgt. Die Bettenauslastung in den Bochumer Hotels ist in der Krise auf 19,9 Prozent im vergqngenen Jahr geschrumpft. Zum Vergleich: In der Vor-Coronazeit lag sie zwischen 43 und 45 Prozent.

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Hotelmanager freut sich über Vielfalt

Timm Backhaus ist überzeugt davon, dass der wachsende Wettbewerb gut tut. „Bochum braucht mehr Vielfalt“, so der frühere Manager des GHotel an der Alleestraße, der mittlerweile in der GHotel-Zentrale arbeitet. Er setzt darauf, dass sich neue Formate in der Stadt etablieren.

Timm Backhaus (GHotel) ist überzeugt davon, dass Bochum in Sachen Hotels noch mehr Vielfalt vertragen kann. Er sagt: „Bochum ist eine attraktive Stadt. Wir brauchen uns nicht zu verstecken.“
Timm Backhaus (GHotel) ist überzeugt davon, dass Bochum in Sachen Hotels noch mehr Vielfalt vertragen kann. Er sagt: „Bochum ist eine attraktive Stadt. Wir brauchen uns nicht zu verstecken.“ © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Auch könnte andere Messen plötzlich Interesse an der Stadt bekommen, weil die Bettenkapazitäten deutlich steigen. „Insgesamt sind wir zuversichtlich“, so Backhaus. Zumal: „Bochum ist eine attraktive Stadt. Wir brauchen uns nicht zu verstecken“, sagt der gebürtige Bochumer.

Hotelberatung sagt niedrige Bettenauslastung voraus

Die Schollen Hotelberatung, eine ausgewiesene Kennerin des deutschen Hotelmarkts, sieht das etwas anders: „Da die Nachfrage in Bochum auch in den „guten Jahren“ vor der Pandemie eher statisch war, spricht wenig für eine dynamischere Entwicklung, wenn die Pandemiefolgen überwunden sind“, heißt es im aktuellen Hotelmarktreport des Beratungsunternehmens aus Wuppertal.

Accor ist der größte Hotelanbieter in Bochum

Das französische Hotelunternehmen Accor hat mit drei Betrieben und fast 400 Zimmern die Marktführerschaft in Bochum und kommt auf einen Zimmeranteil von rund 22 Prozent. Es folgen Acora mit etwa zwölf Prozent Zimmeranteil und die Anter Group mit knapp zehn Prozent. Dahinter liegen Ghotel mit neun Prozent und H-Hotels mit 6,5 Prozent.

Die größten Hotels in Bochum sind bislang: Acora Hotel und Wohnen am Nordring mit 214 Zimmern, „stays by friends“ am Stadionring mit 177 Zimmern und das Mercure Bochum City an der Massenbergstraße mit 162 Zimmern.

„Auch wenn zukünftig weitere Privathotels aus dem Markt ausscheiden werden, wird die enorme Angebotsausweitung nach unserer Auffassung für einen längeren Zeitraum zu einer signifikant niedrigeren Bettenauslastung von deutlich unter 40 Prozent führen.“ Das dürfte zu einem besonders harten Wettbewerb in einer ohnehin stark umkämpften Branche führen.

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Neues Angebot: Apartmenthaus an der Alleestraße

Wobei ein Anbieter ein neues Segment besetzt: das der vollmöblierten Apartments, die für einen längeren Aufenthalt ausgestattet sind. An der Alleestraße direkt neben dem S-Bahnhof West entsteht neben einem B&B-Hotel ein Apartmenthaus der Marke „Nena Apartments“. Die Orbis Unternehmensgruppe betreibt bislang fünf Apartmenthäuer in Berlin und will demnächst Häuser in München, Hamburg, Leipzig und eben Bochum eröffnen. „Die Alleestraße in Bochum ist ein idealer Standort, der gleichsam für Touristen wie für Studenten und Young Professionals attraktiv ist. Zudem haben sich in den vergangenen Jahren von Essen bis Dortmund zahlreiche Start-Ups gegründet, sodass wir mit den Nena Apartments gerade den innovativen und jungen Unternehmen ein attraktives Angebot unterbreiten“, sagt Orbis-Chef Florian Wichelmann. Er ist zuversichtlich, dass das neue Übernachtungskonzept der ab einer Nacht buchbaren Apartments auf großes Interesse stößt.