Bochum. 2000 Hotelzimmer mit etwa 4000 Betten gibt es derzeit in Bochum. Nun haben Hotel-Investoren die Stadt entdeckt. Scheinbar bahnt sich ein Boom an.
Acht Jahre lang herrschte Stillstand. 2011 gab es die bis dahin letzte Hoteleröffnung in Bochum. Der Markt schien mit etwa 2000 Zimmern und knapp 4000 Betten gesättigt - trotz grundsätzlich wachsender Übernachtungszahlen. Umso überraschender ist die Ankündigung mehrerer Neueröffnungen, zumal erstmals seit langem im vergangenen Jahr wieder weniger Übernachtungen gezählt wurden (547.000).
Viele Investoren sehen plötzlich Potenzial in der einer Stadt, die einst für Kohle, Stahl und Autos stand und die heute auf Wissenschaft, Gesundheit und Entertainment setzt. Das GHotel an der Alleestraße (Eröffnung im Herbst), ein HolidayInn Express im Viktoria-Karree sowie das Projekt am Citytor Süd (beide voraussichtlich 2021 fertig) mit ihren insgesamt mehr als 500 Betten werden die Kapazität um 26 Prozent erhöhen.
Dazu kommen noch das Projekt des Gisela-Vogel-Instituts an der Alten Wittener Straße und womöglich auch noch eines auf dem Seven-Stone-Areal an der Universitätsstraße.
Schon längst fragen Beobachter: „Schon wieder ein Hotel?“ Und auch die Experten reagieren mit einem gewissen Erstaunen. „Der Markt für Ein-, Zwei-, Drei- und Vier-Sterne-Häuser ist mit dem Bau der drei Hotels bis 2021 gesättigt“, sagt Christian Schollen.
Bochum belegt hinteren Platz
Der Wuppertaler beschäftigt sich mit seinem Unternehmen bundesweit mit der Analyse des Hotelmarkts und hat gerade eine Untersuchung für die 15 größten Städte in NRW vorgelegt. Danach bleibt Bochum in Sachen Hotels auf Platz 12, nur Duisburg, Gelsenkirchen und Krefeld liegen dahinter. Da die Übernachtungszahlen nach Schollens Einschätzung keineswegs so stark steigen werden wie die Bettenzahl, wird es eine längere Zeit dauern, bis die Erweiterungen der Zimmerkapazitäten kompensiert werden kann.“
Bettenkapazitäten steigen auch in anderen Städten rasant
Die Einschätzung, die vielen Messen in der Umgebung könnten das Bochumer Hotelgeschäft beleben, teilt der Wuppertaler nicht. Die Zeiten, in den während großer Messen in Düsseldorf, Essen und Dortmund die Besucher für Übernachtungen auf andere Städte ausweichen müssen, sei längst vorbei.
Allein in Düsseldorf werde es 6200 zusätzliche Betten geben (+30 Prozent). Und auch in Essen (30 Prozent) und Dortmund (50) wachse die Kapazität beträchtlich.
Die Auslastung der Häuser wird sinken. Und das könnte vor allem Folgen für kleine Familienbetriebe haben. Schollen: „Kunden neigen immer mehr dazu, in Hotels von Ketten zu übernachten, da sie dort wissen was sie erwartet.“ Der Anteil der Marken-Hotels steigt bis 2021 allein durch die geplanten Neueröffnungen auf knapp 65 Prozent.
Gute Rendite für Investoren
Der Grund für den Hotelbau-Boom hat nach Einschätzung des Experten keine spezifischen Bochumer Gründe. Wie in vielen anderen Städten auch folge der Markt den seit Jahren steigenden Übernachtungszahlen. Und: „Hotel-Investitionen sind sexy.“ Sie versprechen die zweitgrößte Rendite hinter dem Wohnungsbau. Und rufen damit vielleicht noch weitere Investoren auf den Plan. Dabei sieht Christian Schollen nur noch wenig Potenzial für Entwicklungen - möglich seien sie entweder in Top-Lagen mit Apartments für längere Aufenthalte oder durch weitere Veranstaltungen, die noch mehr auswärtiges Publikum nach Bochum locken. „Und da ist die Stadt gefragt.“