Bochum. Dramatisch gesunken ist 2020 die Zahl der Übernachtungen in Bochumer Herbergen. Immerhin ein Hotel kann dem Negativtrend aber trotzen.

Die Zahlen sind fürchterlich. Um mehr als die Hälfte ist die Zahl der Gäste und der Übernachtungen in Bochum 2020 gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen. Hotels und andere Herbergen gehören zu den Betrieben, die ganz besonders unter der Corona-Pandemie zu leiden haben. Immerhin eines aber kann offenbar dem Negativtrend trotzen.

„Die Lage in der Branche ist sehr schwierig, einige Häuser stehen vor dem Aus“, weiß Timm Backhaus aus Gesprächen mit Kollegen in NRW. Aber zumindest in seinem Haus, dem GHotel an der Alleestraße, laufen die Geschäfte derzeit gut. „Ich bin geradezu euphorisch“, gesteht der Geschäftsführer. Denn: Die Zahl der Gäste in dem im August 2019 eröffneten Haus mit seinen 162 Zimmern ist ordentlich, Anfang nächster Woche werden mehr als 100 Gäste im Haus sein. „Am Montag bieten wir zum ersten Mal seit dem ersten Lockdown im vergangenen Jahr wieder ein Frühstücksbuffet an“, so Backhaus.

Verträge mit vielen Firmen

Ausgezahlt hat sich, dass das GHotel anders als andere der größeren Häuser in der Stadt seit dem Ende des ersten Lockdowns Anfang Mai 2020 durchgehend geöffnet haben. Viele Berufstätige checken ein, „wir haben Verträge mit ganz vielen Firmen geschlossen“, so Backhaus. Bestätigt sieht er sich auch in der Maßnahme, die Digitalisierung weiter voranzutreiben. So werde das Online-Einchecken demnächst noch komfortabler. „Das heißt nicht, dass wir am Personal sparen“, sagt der Geschäftsführer. Ohnehin halte sich der Kurzarbeiteranteil mittlerweile in Grenzen.

Damit dürfte das GHotel vielleicht nicht die einzige, aber eine der wenigen Ausnahmen in der Stadt sein. Nur noch 119.000 Gäste sind im Vorjahr nach Bochum gekommen – nach mehr als 373.000 im Jahr 2019. Das ist ein Rückgang um 68 Prozent. Ähnlich dramatisch ist der Einbruch bei der Übernachtung: von 643.292 (2019) auf 267.084 – ein Minus von 58,5 Prozent. Noch krasser fällt der Vergleich der Monate Dezember 2019 und 2020 aus: 92,3 Prozent Gäste und 79,9 Prozent Übernachtungen weniger.

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Gewerkschaft fordert Öffnungsplan

Gewerkschaft fordert Mindest-Kurzarbeitergeld

Sorgen macht sich die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten über die Mitarbeiter in Hotels und Gaststätten. „Wer das Gastgewerbe über viele Monate schließt,muss auch die Folgen für die Arbeitnehmer bedenken. Wir brauchen dringend ein Mindest-Kurzarbeitergeld von 1200 Euro im Monat“, fordert Gewerkschaftssekretär Adnan Kandemir.

Selbst wenn Hotels und Gaststätten schrittweise wieder öffnen dürften, sei ein Großteil der Beschäftigten noch monatelang auf das Kurzarbeitergeld angewiesen. Ohne eine Aufstockung kämen die Menschen damit aber nicht länger über die Runden.

„Es wird Zeit für eine Wende“, findet die Gewerkschaft Nahrungsmittel-Genuss-Gaststätten (NGG) angesichts dieser Entwicklung. „Das Gastgewerbe erlebt eine historisch einmalige Krise, die auch die Beschäftigten mit voller Wucht trifft. Jetzt müssen Bund und Länder endlich einen Planvorlegen, wie es im März weitergehen soll“, sagt NGG-Gewerkschaftssekretär Adnan Kandemir.

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„Hotels, Pensionen, Restaurants und Kneipen sind schon seit Anfang November geschlossen. Wenn die Politik jetzt keine Öffnungsperspektive bietet, droht vielen Betrieben das Aus und den Beschäftigten Arbeitslosigkeit“, so Kandemir. Er verweist auf die großen Anstrengungen, die schon im Vorjahr in Sachen Hygiene unternommen wurden. „Die Beschäftigen haben bereits gezeigt, dass sie geeignete Hygienekonzepte optimal umsetzen können, um sich zu schützen und den Gästen ein sicheres Restauranterlebnis zu ermöglichen.“

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Jugendherberge verzeichnet dramatischen Rückgang

Auch die seit November wieder geschlossene Jugendherberge Bochum verzeichnet einen dramatischen Rückgang der Gästezahlen.
Auch die seit November wieder geschlossene Jugendherberge Bochum verzeichnet einen dramatischen Rückgang der Gästezahlen. © WAZ FotoPool | Ingo Otto

Die Zahl der Herbergen und der Betten ist derweil deutlich zurückgegangen. Von den 35 Betrieben in der Stadt sind nur 30 geöffnet, neben den Hotels Courtyard, Renaissance, H+ und Mercure hat auch die Jugendherberge Bochum seit Ende November 2020 geschlossen. Auch sie verzeichnet einen dramatischen Rückgang, die Zahl der Übernachtungen sank von 32.270 (2019) auf 6304 (2020). Von den insgesamt 3947 Gästebetten in Bochum stehen momentan nur 2911 zur Verfügung. Die durchschnittliche Auslastung der Betten ist von 40,1 Prozent (2019) auf 13,2 Prozent (2020) abgestürzt, das entspricht dem Landesdurchschnitt. Das statistische Landesamt spricht von einem historischen Tief.

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