Bochum. Eisenbahnzulieferer BVV aus Bochum ist angeschlagen. Die Belegschaft macht große Zugeständnisse, um den Bestand des Standorts zu sichern.
Die angeschlagene Bochumer Verein Verkehrstechnik GmbH (BVV) kann bei ihrer wirtschaftlichen Konsolidierung auf die Unterstützung der mehr als 500-köpfigen Belegschaft zählen. Sie hat einem Zukunftstarifvertrag zugestimmt, der dem BVV hilft, Kosten zu sparen und in neue Maschinen zu investieren. Das soll dazu beitragen, den Fortbestand des Standorts Bochum zu sichern, der sich seit geraumer Zeit Insolvenzgerüchten ausgesetzt sieht.
Gut 75 Prozent stimmen für den bis 2024 gültigen Zukunftstarifvertrag
Mehrere Millionen Euro spart der Eisenbahnzulieferer, dessen Spezialität die Herstellung von Radsätzen und Rädern für Hochgeschwindigkeitszüge ist, durch die Zugeständnisse der Belegschaft. Gut 75 Prozent der Gewerkschaftsmitglieder, und das ist die große Mehrheit aller Mitarbeiter, folgen damit einem Vorschlag der IG Metall.
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Wenn auch eher zähneknirschend und mit einer zwar großen, aber nicht überwältigenden Mehrheit. „Das liegt vor allem an dem mangelnden Vertrauen in die Geschäftsführung“, sagt Volker Strehl, zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Ruhrgebiet. Der chinesische Eigentümer hatte Anfang des Jahres den bei der Belegschaft geschätzten Geschäftsführer Stefan Hölzl entlassen. Nach mehreren Wechseln an der Spitze gibt es seit wenigen Tagen eine neue Leitung. Die Belegschaft habe mit ihrer Zustimmung dem Unternehmen große Zugeständnisse gemacht, so Volker Strehl. An den Managern sei es nun, das Vertrauen zu rechtfertigen.
Belegschaft arbeitet fünf Stunden mehr pro Woche
Im Einzelnen sieht die Vereinbarung, die bis Ende 2024 gelten soll, so aus: Vom 1. Oktober an arbeitet die BVV-Belegschaft 40 statt bislang 35 Stunden in der Woche – drei Stunden ohne Lohn, zwei Stunden fließen auf ein Arbeitszeitkonto. Im Laufe der Zeit wächst der Anteil der Mehrarbeit, der auf dem Zeitkonto gutgeschrieben wird, auf bis zu 3,5 Stunden an.
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Der tariflich vereinbarte Lohnanstieg um 6,5 Prozent wird gestreckt. Vier Prozent mehr gezahlt wird vom 1. August an, weitere Erhöhungen folgen später. Der volle Tariflohn wird dann vom 1. September 2023 an gezahlt. Gestreckt bis zum November werden außerdem zwei Sonderzahlungen von 500 und 1000 Euro.
Unternehmen verspricht Investitionen in Millionenhöhe
„Uns war es wichtig, dass die Entgeltvereinbarungen dieses Jahr greifen; wenn auch in Etappen“, so Volker Strehl. Angesichts des Anstiegs der Lebenshaltungskosten sei das unabdingbar. Abgelehnt habe die Gewerkschaft einen Vorschlag der Unternehmensleitung, die Auszahlung des Weihnachtsgeldes jeweils vom Krankenstand der Beschäftigten abhängig zu machen.
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Das Unternehmen sichere dafür zu, knapp sieben Millionen Euro in neue Anlagen zu investieren, um bisherige Schwachpunkte bei der Liefertreue, der Qualität und der Kosten zu verbessern. Strehl: „Das gilt vor allem für die mechanische Bearbeitung, die im Moment von einer Fremdfirma erledigt wird.“ Ausgeschlossen sind während der Laufzeit des Tarifvertrags betriebsbedingte Kündigungen.