Bochum. Der Verkauf an ein chinesisches Unternehmen war 2017 die Rettung für den Bochumer Bahnzulieferer BVV. Nun wächst die Sorge über einen Ausverkauf.
Als vor fünf Jahren die Bochumer Verein Verkehrstechnik (BVV) GmbH an den chinesischen Investor Full Hill Enterprises verkauft wurde, war die Furcht vor einem Ausverkauf deutscher Technik und vor dem Aus des Standorts Bochum groß. Nun kehrt die Furcht bei den 500 BVV-Beschäftigten im Werk Bochum zurück.
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BVV-Belegschaft sorgt sich um Standort Bochum
Denn: Die Muttergesellschaft Full Hill ist dabei, in China eine eigene Räderproduktion auf die Beine zu stellen. „Das beschäftigt die Belegschaft hier natürlich schon. Sie macht sich Sorgen“, sagt Hannes Debski, Betriebsratsvorsitzender des BVV. „Wir wissen nicht, was das für uns bedeutet.“ Bisher bezieht die BVV-Muttergesellschaft die Räder aus Bochum. China ist für eines der letzten großen Industrieunternehmen in der Stadt der Absatzmarkt Nummer eins in einem seiner Kerngeschäfte: der Herstellung von Rädern und Radsätzen für Hochgeschwindigkeitszüge.
Schon im nächsten Jahr sollen in China erste verkaufsfähige Räder für Lokomotiven hergestellt werden – „inklusive Qualifizierung durch BVV“, wie es in einem Informationsschreiben der BVV-Geschäftsführung im Januar 2022 an die Belegschaft heißt. Derzeit werde eine Schmiede aufgebaut. Voraussichtlich 2024 sollen in dem südlich von Peking gelegenen Werk in Shandong auch Hochgeschwindigkeitsräder produziert werden. „Für uns bedeutet das, noch stärker als bisher um unsere Kunden in Europa und den ‘Rest der Welt’ zu werben“, so die Geschäftsführung.
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Wackelt also der chinesische Absatzmarkt für den BVV? Ein Vertreter der BVV-Geschäftsführung war für die Redaktion am Dienstag dazu nicht zu erreichen.
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2017 hatte Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD) bei der Begrüßung einer chinesischen Delegation im weitläufigen Werk an der Gußstahlstraße gesagt, dass mit dem Verkauf die Hoffnung verbunden sei, „dass die Arbeitsplätze hier in Bochum sicher sind oder ihre Zahl möglicherweise sogar noch ausgebaut wird“. Ein Jahr später, der BVV war dem Vernehmen schon heraus aus den roten Zahlen, hatte es geradezu Aufbruchsstimmung im Werk gegeben. „Für einen Ausverkauf gibt es überhaupt keine Anzeichen“, so der frühere Betriebsratschef Jürgen Wolf. Und der damalige Geschäftsführer Karlheinz Springer sagte: „Der Bochumer Verein wird in den nächsten fünf Jahren ein deutliches Wachstum aufweisen und immer noch in Bochum produzieren.“