Bochum. Die schnellsten Eisenbahnen der Welt fahren mit Rädern made in Bochum. Stefan Hölzl ist der neue BVV-Chef. Er setzt auf Innovation und Teamgeist.

Das Rad hat es ihm angetan. So oft es seine Zeit erlaubt, schwingt sich Stefan Hölzl aufs Fahrrad. Noch viel mehr als mit dem luftgefüllten Speichenrad beschäftigt er sich aber mit geschmiedeten Stahlrädern. Seit Anfang des Jahres steht der 57-Jährige an der Spitze eines der traditionsreichsten Bochumer Industrieunternehmen: der Bochumer Verein Verkehrstechnik (BVV) GmbH.

Er ist zwar neu im Ruhrgebiet, das ihm wegen der industriellen Geschichte und der „überraschenderweise hügeligen Landschaft“ (O-Ton) gut gefällt, wie er sagt. Aber die Branche kennt der studierte Maschinenbauingenieur bestens. Vor seiner Zeit beim BVV, bei der er im September 2020 als Mitglied der Geschäftsführung begonnen hat, war er für den weltweit führenden Hersteller von Bremssystemen, Knorr, in München und für Voith Turbo, Hersteller von Brems- und Antriebssystemen, in Tübingen tätig.

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500 Beschäftigte allein in Bochum

Etwa 800 Beschäftigte hat die BVV-Gruppe, davon 500 allein am Stammsitz in Bochum. Hochmotiviert sei die Mannschaft, sagt der neue CEO, im englisch-dominierten Wirtschaftssprech die Abkürzung für den Chief Executive Officer (Geschäftsführer). Gemeinsam mit ihr will er das Unternehmen fit machen für die Zukunft.

Nachdem sich der Bochumer Verein unter der Leitung seines Vorgängers Karlheinz Springer konsolidiert und als Tochterunternehmen eines chinesischen Konzerns eine neue Perspektive geschaffen hat, geht es nun darum, sich neue Marktanteile zu sichern, die Belegschaft noch weiter zu qualifizieren und den Betrieb vor allem digital fit zu machen für die Herausforderungen der Zukunft.

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Technologieführer in Sachen Eisenbahnräder

Beim Gang über das weitläufige Betriebsgelände und durch die Industriehallen an der Alleestraße mag Besuchern angesichts ergrauter Hallen das Bild von einer „alten Tante BVV“ in den Sinn kommen. Tatsächlich gehört die Bochumer Räder-Schmiede weltweit zu den Spitzenherstellern der Eisenbahnzulieferer und zu den Technologieführern im Bau von Rädern und Radsätzen.

Die im sächsischen BVV-Werk Brand-Erbisdorf hergestellten Wellen sind Teil der Radsätze, die der Bochumer Verein vertreibt.
Die im sächsischen BVV-Werk Brand-Erbisdorf hergestellten Wellen sind Teil der Radsätze, die der Bochumer Verein vertreibt. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

300 Kunden in 30 Ländern werden mit Eisenbahntechnik made in Bochum, Ilsenburg (Thüringen) und Brand-Erbisdorf (Sachsen) beliefert; darunter große europäische Zughersteller wie Siemens, Alstom und Stadler, der chinesische Gigant CRRC, Bahnunternehmen wie DB, SBB (Schweiz) und Renfe (Spanien) sowie ÖPNV-Anbieter wie Bogestra, Ruhrbahn (Essen) und Wiener Lokalbahn. BVV-Räder rollen auf allen fünf Kontinenten, allein in Bochum können jährlich etwa 100.000 Räder hergestellt werden.

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Bekenntnis zu Bochum

Eindrucksvolle Namen und Zahlen. Die der neue CEO gerne noch erweitern möchte. Sein Credo dabei: Wer die Belegschaft inspiriert und mitnimmt, der stärkt Motivation und Leistungsfähigkeit. Und ein Hauch von Lokalkolorit kann auch nicht schaden. Das Stadtwerke-Motto „Wir haben Bock auf Bochum“ hat sich Stefan Hölzl gleich einmal für eine Unternehmenspräsentation „ausgeliehen“. „Ich kann mir so ein Banner auch gut an unserer Halle zur Alleestraße hin vorstellen“, sagt der BVV-Chef. Besser könnte das Bekenntnis eines mittlerweile chinesischen Tochterunternehmens für Bochum kaum aussehen.