Bochum. Ungewöhnliche Perspektiven schafft Klaus Nixdorf in einer Ausstellung auf Haus Kemnade in Bochum. Bei Sonnenschein leuchtet der ganze Saal.
Ein Spiegel ist nicht nur dazu da, sich selbst darin zu betrachten. Geschickt eingesetzt, kann er ganze Räume erhellen und für ungewöhnliche Perspektiven sorgen. Davon erzählt der Bochumer Künstler Klaus Nixdorf in seiner neuen Ausstellung „Visuelle Klänge“, die am Sonntag, 14. August, um 11 Uhr im kulturhistorischen Museum auf Haus Kemnade eröffnet wird.
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Neue Ausstellung eröffnet am Sonntag auf Haus Kemnade in Bochum
Seit über zehn Jahren beschäftigt sich Nixdorf mit Spiegeln verschiedener Formen und Größen, die er zu raumgreifenden Installationen zusammen montiert. Als Vorbilder dienten ihm dabei allerdings nicht die berühmten Spiegellabyrinthe auf diversen Jahrmärkten, die ihre Besucher mal dicker, mal dünner, mal verdreht und verzerrt erscheinen lassen. „Das Spiel mit Perspektiven hat mich im Umgang mit Spiegeln schon immer mehr interessiert“, sagt er. „So sieht sich der Betrachter in meinem Arbeiten selbst eher selten.“
Zweite Ausstellung ab September im Schlieker-Haus
Zur Ausstellungseröffnung am Sonntag, 14. August, um 11 Uhr hält der ehemalige stellvertretende Museumsleiter Sepp Hiekisch-Picard eine Einführung. Daria Großheide (Flöte) und Michal Goldorf (Gitarre) begleiten die Vernissage musikalisch. Zu sehen bis 30. Oktober: jeweils dienstags bis donnerstags von 12 bis 18 Uhr. Eintritt frei.
Bereits ab 11. September zeigt Klaus Nixdorf, der im Januar 80 Jahre alt wurde, eine weitere Ausstellung im Schlieker-Haus (Paracelsusweg 16). Statt Spiegel werden dann Grafiken und Zeichnungen aus seiner früheren Schaffensphase zu sehen sein. Beide Ausstellungen zusammen mag er aber nicht als Bilanz seines künstlerischen Schaffens verstanden wissen: „Es geht schon immer weiter“, sagt er.
In der Tat sind die beiden Installationen auf Haus Kemnade (eine schwarz-weiß, die andere farbig) so angeordnet, dass die Besucher beim Vorbeigehen nicht viel mehr als ihre Beine erkennen. Die Spiegel, die Nixdorf in ganz unterschiedlichen Neigungswinkeln und Richtungen aufstellt, sind meist am unteren Ende der Wand sowie auf dem Boden angeordnet, sodass man sich schon weit darüber beugen muss, um sich selbst darin zu erkennen.
Besucher sollen die Ausstellung „erlaufen“
Interessant wird es, wenn man die Installationen aus verschiedenen Ecken der Räume betrachtet, weil sie so ständig ihre Form und auch ihr Antlitz verändern. Die Besucher sind also ausdrücklich dazu aufgefordert, die Ausstellung gewissermaßen zu „erlaufen“ und auch mal in die Knie zu gehen, weil man die Installationen in ihrer ganzen Schönheit nur dann erkennt, wenn man sie von mehreren Seiten anschaut.
Eindrücklich gestaltet ist der farbige Raum: Nixdorf hat hier auf einer imposanten Fläche Dutzende Spiegel auf dem Boden und an den Wänden montiert und sie mit bunten Streifen verziert. Je nach Sonnenlicht, das durch die Fenster scheint, leuchtet der ganze Saal: „Die Lichtverhältnisse spielen eine große Rolle. Besonders morgens sieht das wunderschön aus“, sagt Nixdorf.
Verschiedenen Neigungen und Schräglagen
Für seine Ausstellung, an der er etwa zwei Monate arbeitete, hat sich Nixdorf auch mit der Geschichte des Hauses Kemnade sowie mit der Instrumentensammlung beschäftigt. Zu Hause bereitete er die Installationen, von denen die meisten eigens fürs Haus Kemnade entstanden sind, in kleinen Modellen vor: „An den verschiedenen Neigungen und Schräglagen der Spiegel habe ich lange getüftelt“, erzählt Nixdorf. Völlig zufrieden sei er nie: „Aber so sieht es schon ganz gut aus.“
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Neben den beiden großen Installationen finden sich in den anderen Räumen auch eine Vielzahl kleinerer Arbeiten, die meist aus mehreren Ebenen bestehen und vielschichtig anzuschauen sind. Mit Plexiglas, Kartons und natürlich mit seiner liebsten Spielfläche, dem Spiegel, spielt Nixdorf darin gekonnt.