Bochum. Shakespeare im Schlosspark war ein riesiger Erfolg: Unter neuer Leitung will das Folkwang-Theaterzentrum auch künftig stärker in Bochum wirken.
Von Dietmar Bär bis Martin Wuttke: Die Bochumer Schauspielschule hat in den letzten Jahrzehnten eine ganze Reihe gefragter Theater- und Filmschauspieler hervorgebracht. Seit 2014 ist das Theaterzentrum an der Friederikastraße 4 (Thürmer-Saal) ein Teil der Folkwang-Universität, jetzt steht es unter neuer Leitung: In der Nachfolge von Esther Hausmann, die aus Altersgründen ausschied, wird das Haus fortan von der Schauspielerin Daniela Holtz gemeinsam mit Thomas Rascher als Doppelspitze geführt.
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Folkwang-Theaterzentrum in Bochum hat neue Leitung
Ihr Ziel: „Wir wollen wesentlich sichtbarer in der Stadt werden als bislang und unser Haus weiter öffnen“, sagt Daniela Holtz. Als ein erstes Zeichen in diese Richtung gilt gewiss das Sommertheater im Weitmarer Schlosspark, das in diesem Jahr erstmals seit 2008 wieder stattfand und direkt ein umjubeltes Comeback erlebte.
Schauspielschüler kehren in die Kammerspiele zurück
Es gibt viele Möglichkeiten, die Studierenden des Folkwang-Theaterzentrums an der Friederikastraße 4 in Aktion zu erleben. So sind die Absolventenvorsprechen stets öffentlich. Auch in dem Theatersaal „Black Box“ werden regelmäßig kleine Vorführungen angeboten, die absolut den Besuch lohnen.
Als große Premiere gemeinsam mit dem Schauspielhaus ist ab März eine Aufführung des Stücks „Das Tierreich“ geplant. Nachdem die Eleven in den letzten Jahren dafür das Theaterrevier (Zeche Eins= nutzten, werden sie diesmal auf der Bühne der Kammerspiele zu sehen sein.
Alle Infos gibt es auf der neuen Webseite: folkwang-schauspiel.de
Grob geschätzte 5000 Zuschauer strömten bei den sieben Vorstellungen von Shakespeares „Sommernachtstraum“ in den Park und erlebten wunderbare Stunden mit den jungen Elevinnen und Eleven. „Es war eine super Atmosphäre“, sagt Daniela Holtz. „Manche kamen mit Campingstühlen und Kühltaschen. Die Kulisse im Park war grandios.“
Nach dem großen Erfolg sollen die Shakespeare-Aufführungen künftig regelmäßig im Schlosspark stattfinden. Die Aufführungen im kommenden Jahr sind schon fest verabredet. Welches Stück genau gespielt wird, ist zwar noch nicht bekannt, dafür steht bereits der Regisseur fest: Manuel Soubeyrand, der lange am Berliner Ensemble spielte, wird den schwungvollen Spaß im neuen Jahr auf die Wiese vor dem Kubus am Haus Weitmar bringen.
Daniela Holtz spielt viel im Fernsehen und im Kino
Die neue Leiterin Daniela Holtz ist seit 2017 als Professorin für Praktische Theaterarbeit im Theaterzentrum tätig. Daneben dürfte ihr Gesicht vielen bekannt vorkommen, die öfter Fernsehen schauen oder ins Kino gehen. In mehreren „Tatort“-Folgen wirkte sie ebenso mit wie in Krimiserien wie „KDD – Kriminaldauerdienst“ oder „Letzte Spur Berlin“. Fürs Kino spielte sie etwa in „Wald vor lauter Bäumen“ von Maren Ade, zuletzt sah man sie in der britischen Historienserie „Victoria“, in der das Leben von Königin Victoria erzählt wird (zu finden in der Mediathek von Arte).
Egal ob beim Film, im Theater oder beim Unterrichten von jungen Schauspielern: Daniela Holtz hat immer versucht, sich in ihrem Job möglichst vielfältig aufzustellen – und will diese Eigenschaft auch den Studierenden mit auf den Weg geben. „Es braucht Mut, Ausdauer und auch eine Portion Zähigkeit, wenn man als Schauspieler erfolgreich sein will“, sagt sie. „Manchmal läuft es super und man bekommt viele Aufträge, dann bricht es plötzlich wieder ein und man geht durch ein tiefes Tal. Das ist in dem Beruf völlig normal.“ Auch Selbstzweifel seien Teil des Alltags: „Man muss nur gut mit ihnen umgehen.“
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Etwa 700 Bewerbungen um zehn Studienplätze
Dabei genießt die Bochumer Abteilung der Folkwang-Uni in der Theater- und Filmszene weit über Deutschland hinaus einen exzellenten Ruf. Auf zehn Studienplätze, die pro Jahr vergeben werden, kommen rund 700 Bewerbungen. Als staatliche Schauspielschule zählt das Folkwang-Theaterzentrum neben anderen renommierten Einrichtungen wie etwa das Max-Reinhardt-Seminar in Wien und die Hochschule Ernst Busch in Berlin zu den fünf wichtigsten im deutschsprachigen Raum.
Wer es schafft, hier aufgenommen zu werden, dem steht danach der Weg an die großen Bühnen des Landes weitgehend offen. „Dabei ist es oftmals aber auch gar nicht verkehrt, zunächst an ein etwas kleineres Theater zu gehen. Dort bekommt man viel schneller größere Rollen als in einem riesigen Ensemble.“ Nach der Schauspielschule in Berlin begann auch Daniela Holtz ihr erstes Engagement in Leipzig. „Das ist gut, um sich ein Netzwerk aufzubauen, das einem später sehr nützlich werden kann.“