Bochum/Ruhrgebiet. Die Nutrias haben sich stark ausgebreitet. Der Ruhrverband wird jetzt Fütterungsverbot-Schilder aufstellen. Dafür gibt es verschiedene Gründe.
Für manche sind es einfach possierliche Pelztierchen, die leicht an den Menschen zu gewöhnen sind und gern Futter aus der Hand fressen. Für den Ruhrverband bedeuten die kleinen Nager schlicht eine Gefahr für Deiche und Uferbefestigungen der Ruhr und die Stauseen. „Wir werden noch in diesem Sommer Fütterungsverbotsschilder aufstellen. Die Population der Nutrias hat in den letzten Jahren extrem zugenommen“, so Thorsten Schlautmann vom Essener Ruhrverband.
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Spaziergänger haben immer wieder Fotos und kleine Videos in sozialen Netzwerken gepostet, die das Füttern der Tiere zeigen. Jetzt handelt der Verband. Und das hauptsächlich aus zwei Gründen. Zwar sind die Nagetiere, die eigentlich aus Südamerika stammen, aber viele Jahre bei uns wegen des damals sehr begehrten Fells in Farmen gehalten wurden und auswilderten, für den Menschen harmlos, doch beim Füttern können sie zubeißen.
Dämme werden ausgehöhlt oder Ufer beschädigt
„Mit ihren scharfen Zähnen können sie Menschen verletzen“, so Schlautmann. Hierbei könnten Krankheiten durch Salmonellen oder Streptokokken übertragen werden. Außerdem sorge das Füttern für einen weiteren Anstieg der Population.
Die Tiere graben Höhlen und Gänge in den Uferbereichen. Wiederholt mussten Fachleute des Ruhrverbands ausrücken, um diese Schäden zu beheben. Besonders gefährlich seien Beschädigungen an Dämmen oder Deichen an der Ruhr.
Vor Ort in Bochum haben Mitarbeiter des Ruhrverbands Nutrias etwa in Höhe der Aussichtsbrücke am Kemnader See gesichtet, wo der Ölbach den Kemnader See trifft. Die Tiere zeigen sich allerdings in erster Linie in der Dämmerung. Besonders große Vorkommen sind im Bereich des Essener Baldeneysees beobachtet worden, etwa in der Nähe von Haus Scheppen.
Aus einem ganz anderen Grund setzt Martin Maschka, Naturführer und Gründer der Natur- & Wildnisschule Ruhrgebiet auf eine Begrenzung der Nutria-Population an der Ruhr: „Für die Tiere ist es hier eine Qual, den Winter zu überstehen. Zwar bauen sie Höhlen, doch nicht so tief, dass die frostsicher sind.“ Schon mehrfach seien ihm Nutrias mit erfrorenen Schwänzen untergekommen. Solche Tiere müssen dann mit Geduld wieder aufgepäppelt werden.
Bejagung und Fallen könnten helfen
Schon jetzt werden Nutrias bejagt: Landesweit wurden im letzten Jahr 27.000 Tiere erlegt. Maschka hält die Jagd für ein geeignetes Mittel, um den Bestand zu regulieren. Die genauen Zahlen der Nutria-Bestände an der Ruhr sind nicht bekannt. Allein auf Bochumer Stadtgebiet dürfte eine deutlich dreistellige Anzahl leben. Zwei bis dreimal pro Jahr gibt es Nachwuchs mit bis zu sechs Jungen. Die Stadt Bochum hatte schon vor Jahren angekündigt, dass sie als Untere Naturschutzbehörde bei einem weiteren Anstieg der Tierpopulation mit Lebend-Fallen oder der Jagd eingreifen werde.