Heiligenhaus. Sie meinen es nur gut, bewirken aber das Gegenteil: Viele Menschen füttern die Wildtiere am Abtskücher Stauteich. Das ist verboten und gefährlich.

„Heute Brot. Morgen tot!“ Mit diesen drastischen Worten wird nun auf gleich mehreren Schildern rund um den Abtskücher Stauteich auf das Fütterungsverbot hingewiesen. Nachdem es nicht nur zu tragischen Vorfällen, wie dem Tod mehrerer Jungschwäne im letzten Jahr, gekommen ist, sondern auch die Ratten ein Problem geworden sind, hat die Stadt nun wie angekündigt gehandelt. Das Ordnungsamt wird zudem vor Ort häufiger kontrollieren.

Sie sind weniger geworden, aber es gibt sie weiterhin: Die Menschen, die mit vollen Tüten zum Stauteich fahren, um die Wasservögel oder Nutrias zu füttern. Sie schneiden extra Möhren, Salate, Gurken oder sonstiges klein, kaufen Nahrung im Tiermarkt oder Haferflocken, aber manche entsorgen auch altes Brot – die Tiere mögen es ja, hört man sie sagen. Das berichten auch andere Spaziergänger, „ich habe anfangs auch die Menschen angesprochen, dass das verboten ist und zwar gut gemeint, aber nicht wirklich gut für die Tiere ist“, berichtet ein Jogger, der hier täglich seine Runden dreht, „aber das mache ich nicht mehr. Ich bin so oft beschimpft worden, dabei war ich immer sehr freundlich.“

Heiligenhauser Ordnungsamt sucht zunächst das Gespräch

Die Wassertiere, wie hier die Schwäne, haben nun wieder ihre Jungtiere.
Die Wassertiere, wie hier die Schwäne, haben nun wieder ihre Jungtiere. © Katrin Schmidt

Dass das Füttern verboten ist und Brot sogar tödlich sein kann, darauf wies lediglich ein Schild am Parkplatz im Bereich Flurweg hin – nun sind es rund um den Teich sechs, berichtet Ordnungsamtsleiter Andreas Koch. Die kommen teils gut, teils nicht so gut in der Bevölkerung an, ist sein Eindruck: „Uns ist schon klar, dass nicht alleine durch die Schilder das Problem gelöst ist, unsere Mitarbeiter im Außendienst werden auch mehrmals die Woche hier kontrollieren.“ Dabei sei Aufklärung das Ziel, „meistens werden nur Gespräche gesucht, wenn diese aber nichts nutzen, muss auch schon mal ein Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet werden.“

Denn gerade jetzt, wo wieder der Nachwuchs der Wassertiere geschlüpft sei und viel Leben auf dem Stauteich herrscht, „müssen wir die Jungtiere auch schützen“, sagt Koch mit Blick auf das vergangene Jahr, wo möglicherweise auch durch Überfütterung einige Jungschwäne verendeten. „In Absprache mit dem Nabu haben wir dann die Beschilderung vorgenommen“, so Koch weiter. Auf den Schildern ist zu lesen, dass Schwäne, Enten und Nutrias sowohl alle weiteren am Stauteich vorkommenden Tiere auch im Winter unter natürlichen Bedingungen ausreichend Futter finden würden. Weiter heißt es: „Durch das Füttern verlieren die Tiere die Fähigkeit zur selbstständigen Nahrungssuche und werden abhängig.“

Vermehrung von Ratten und Nutrias war 2021 ein Problem

Überall rund um den Stauteich weisen nun Schilder auf das Fütterungsverbot hin.
Überall rund um den Stauteich weisen nun Schilder auf das Fütterungsverbot hin. © Katrin Schmidt

Doch nicht nur die Fütterung der Tiere an sich ist ein Problem, vor allem für die Lebewesen, sondern auch die Hinterlassenschaften: „Die Fütterung lockt weitere Tiere an und führt zu deren übermäßigen Vermehrung.“ Das war im letzten Jahr vor allem bei den Nutrias zu merken – weit über 30 Tiere mussten dabei von Jägern geschossen werden. Aber auch die Vermehrung der Ratten war ein großes Problem, was auch das Handeln des Ordnungsamts erforderlich machte.

All das und weiteres wird nun auf den Schildern versucht, zu thematisieren – in der Hoffnung, dass es in diesem Jahr keine weiteren, tragischen Vorfälle am Abtskücher Stauteich gibt. Zumindest nicht solche, an denen der Mensch Schuld ist.

>>> QR-Code mit weiteren Infos

  • Auf den Schildern angebracht sind zudem interaktive QR-Codes. Die kennt man ursprünglich aus dem Supermarkt, werden aber auch nicht nur in der Werbung immer öfter genutzt. Zum Beispiel hat auch der Geschichtsverein diverse QR-Barcodes im Bereich der Abtsküche angebracht.
  • Dazu muss nur die Kamera des Smartphones geöffnet werden. Im Display erscheint dann ein Link, den man anklicken kann. Dieser führt dann zu einer Homepage, auf der alle Infos noch einmal zu finden sind. Da die Schilder recht hoch angebracht sind, solle es bald Verbesserungen geben, damit auch jeder an diese herankomme, teilt die Stadt mit.