Essen-Heisingen. Der Zaun am Baldeneysee-Ufer soll Schilf schützen und Wasservögeln später Brutflächen ermöglichen. Jetzt musste die Feuerwehr ein Küken retten.
Als Elke Hilgenberg mit ihrem Hund nahe der Kampmannbrücke spazieren ging, musste sie zweimal hinschauen: Am Ufer hatte sich ein Küken in einem Drahtzaun verfangen und saß völlig hilflos fest. Was folgte, war eine Vielzahl von Anrufen sowie die Rettungsaktion und Fragen wie: „Wer stellt denn hier solche Zäune auf und wer kümmert sich dann um deren Instandhaltung?“
Es war ein Trampelpfad von dem aus Elke Hilgenberg das Gänseküken entdeckte, dieser Weg liegt an einem kleinen Seitenstrang des Baldeneysees auf Heisinger Seite. Hier am Rand der Heisinger Auen unterhalb der Kampmannbrücke ist auch der Drahtzaun recht großflächig entlang der Ufer gespannt. „Der ist allerdings beschädigt, so dass größere Öffnungen darin sind“, sagt die Elke Hilgenberg und beschreibt, dass das Tier darin feststeckte. Ohnehin kann sie sich nicht erklären, wozu dieser Draht überhaupt gut sein soll. Aus ihrer Sicht berge er so jedenfalls Gefahren.
Keinen Verantwortlichen für den Drahtzaun gefunden
Die Essenerin handelte kurzerhand, rief erst bei der Polizei und dann bei der Feuerwehr an, da sie das Küken allein nicht hat befreien können. Dann aber scheiterte sie daran, einen Verantwortlichen zu finden, der sich um den defekten Zaum kümmert. Es folgte eine regelrechte Telefon-Odyssee mit Anrufen bei der Stadt Essen und angekündigten Rückrufen, die nie erfolgt seien, auch nicht von Grün und Gruga. Sie wählte die Nummer des Bürgeramtes, dann auch die des Naturschutzbundes (Nabu) und informierte die Stadt schließlich auch per Mängelmelder.
Auf Rückrufe oder Rückmeldung wartet Elke Hilgenberg immer noch, auf den Anruf bei der Bezirksregierung, auf die die Stadt in einem der Gespräche verwies, hat sie dann verzichtet und sagt beinahe resigniert: „Es muss doch jemand verantwortlich sein.“
„Diese Zäune sind Bestandteil einer Schilfröhricht-Entwicklung, die in Zusammenhang mit dem Neubau der Kampmannbrücke stehen“, erklärt Stadtsprecher Patrick Betthaus. Da die Schilfpflanzen derzeit noch sehr jung und noch nicht sehr ausgeprägt seien, sei es wichtig, sie vor Fraß und Zerstörung durch Wasservögel und Nutrias zu schützen. Die Größe des Zaungeflechts sei genau auf diese Schutzfunktion zugeschnitten.
Maßnahme wurde mit der Unteren Naturschutzbehörde abgestimmt
Umgesetzt wurde die Maßnahme vom Amt für Straßen und Verkehr, das dazu ein Planungsbüro beauftragte. „Wenn sich im Einzelfall ein Tier darin verfängt, so ist dies natürlich bedauerlich, lässt sich allerdings nicht in Gänze ausschließen“, sagt der Sprecher. Zentral sei, dass sich der Lebensraum für die Tier vor Ort deutlich verbessere, sobald die Pflanzen unbeschadet haben wachsen können.
Die Untere Naturschutzbehörde, mit der die Maßnahme auch abgestimmt sei, beobachte in gewissen Abständen die weitere Entwicklung dieses Röhrichts. Ob die Zäune wieder entfernt werden, wenn das Schilf hoch genug sein wird, dazu steht die Antwort noch aus. Das gilt auch für die Ergebnisse eines Treffens von Amt für Straßen und Verkehr, Grün und Gruga sowie dem Planungsbüro, das es Ende vergangener Woche gegeben haben soll. „Bei diesem Termin sollten auch die Zäune begutachtet werden“, sagt Patrick Betthaus.
Feuerwehr Essen kam erst mit einem Fahrzeug, dann mit einem Boot
Fest stehe: Das Schilfröhricht werde später als wertvolles Biotop im Gewässerbereich dienen und die Brutmöglichkeiten für Wasservögel insgesamt deutlich verbessern. Derzeit aber habe der beschädigte Drahtzaun das Küken fast das Leben gekostet, ist Elke Hilgenberg überzeugt: „Hätte ich es nicht zufällig gesehen, wäre es jämmerlich verendet.“
So aber kamen die herbeigerufenen Einsatzkräfte der Feuerwehr erst mit einem Löschfahrzeug, dann mit dem Boot und befreiten die junge Gans. Was nicht ganz so gut gelungen ist, war das anschließende Wiedersehen mit der dort schwimmenden Gänsefamilie. „Das Küken wurde immer wieder attackiert“, berichtet Elke Hilgenberg, die das Ganze eine geraume Weile mit den Feuerwehrleuten beobachtet habe. Diese hätten ihr schließlich zugesagt, das Tier zu einem Bekannten zu bringen, der es mit der Hand aufziehen könnte, sagt sie und hofft, dass auch diese Hilfe gelingen wird.