Bottrop. Für „WAZ öffnet Pforten“ lassen sich die Macher der „Eloria-Erlebniswelt“ auch hinter die Kulissen blicken. Der Ort ist selbst ein Baudenkmal.
Wo sich früher die Kumpel den Dreck von Untertage vom Körper schrubbten, eröffnen sich heute Fantasiewelten. In der alten Kaue von Bottrops Zeche Prosper II direkt neben dem gleichfalls denkmalgeschützten Malakoffturm öffnet sich – noch während der Corona-Pandemie völlig neu gestaltet – die Eloria-Erlebniswelt für die Freizeitmenschen der Region und darüber hinaus. Dass Bottrop sich nach dem alten Kohle-Image inzwischen auch ein echtes Freizeit-Image zugelegt hat, bestätigen Toni und Gerd Keil aus Bottrop-Eigen aus langjähriger Erfahrung.
WAZ-Leser erkunden Freizeitlocation Eloria
Das Ehepaar gehört zu den 20 Gewinnern der Sommeraktion „WAZ öffnet Pforten“. Und wie um die These von der neuen Freizeitstadt der Region zu bestätigen, sind sie auch die einzigen Teilnehmenden, die tatsächlich aus der früheren Bergbaustadt kommen. „Was hatten wir vor 50 Jahren? Den Revierpark und Schloss Beck – und jetzt: Movie Park, Skydiving, Alpin-Center, Eloria ...“, raunt Gerd Keil noch schnell, bevor Liam Kreutschmann, der Eloria-Öffentlichkeitsarbeiter, die WAZ-Leserinnnen und -Leser zur Tour durch die üppigen Kulissen dieser detailreich nachgebauten 20er-Jahre-Welt einlädt.
Detailreiche Zeitreise in die 1920er Jahre - mitten in Bottrops Ex-Bergbauwelt
Mit 6000 Quadratmetern immerhin Europas größter Escape Room, weiß der PR-Mann. Die historischen Mauern der Kaue kommen dieser Kulisse entgegen, die ganz auf die nicht erst seit der TV-Serie „Babylon Berlin“ wieder populären Twenties setzt.
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Die schiere Größe fasziniert auch die elfjährige Magdalena Saborni. Mit ihrer Oma Brigitte, die selbst schon das benachbarte Alpin-Center zum Skilaufen besucht hat, ist sie aus Duisburg hergekommen und „outet“ sich gleich als Escape Room-Kennerin. Sie hat schon mehrere dieser Orte besucht, dort Rätsel gelöst oder „Missions“ erfüllt. „Wow, hier das ist ja riesig“, ruft sie begeistert. Später begegnen wir ihr wieder, im altertümlichen Empfang des Hotel Mariposa, mit Tresen, dickem Orientteppich, Klingel und prunkvollem Telefon, das ganz wie in den 20ern etwas mehr zu sein scheint als ein simples Kommunikationsmittel. Magdalena hat schon ein ordentliches Bündel Reichsmarkscheine in der Hand, also schon eifrig Rätsel gelöst, mysteriöse Dinge gefunden und hebt schnell noch einen Geldschein auf, bevor sie wieder in der künstlichen Stadt verschwindet.
Überall können sich Hinweise verbergen
Bis zu 300 Gäste können sich in diesem Teil aufhalten, weiß Liam Kreutschmann. Da kommen sich die Teilnehmer der WAZ-Aktion fast verloren vor. Birgit Kreutner aus Essen wollte eigentlich mit ihrer Tochter die Erlebniswelt kennenlernen. „Aber die ist leider kurzfristig erkrankt, so musste ich alleine kommen“, erzählt die Essenerin, für die Bottrop aber kein unbekanntes Pflaster ist. Auch die übrigen Besucherinnen und Besucher tauchen rasch in die Kulissen ein, versuchen Codes zu knacken, Boxen zu öffnen, geheimnisvolle Papiere aus einer altertümlichen Detektei wieder zu finden. Die Damen streichen sacht über üppige Paillettenkleider, nehmen auch schon mal einen Hut im historisierenden Modesalon in die Hand. Achtung: Überall können sich Hinweise verbergen, die zur Lösung eines Rätsels führen.
Auf dem Marktplatz steht ein echter Oldtimer. „Wäre Benzin drin, wäre er fahrbereit“, weiß Liam Kreutschmann. Vorbei am Gefängnis – es gibt sogar Arrestzellen – und einem Gemüseladen landet man hinter einer unscheinbaren Tür in einer üppigen Bar. Bardame ist Julia Backmann, die später auch als Assistentin des fiktiven Professor Ebenstein im neuartigen Loop-Escape Room im Obergeschoss auftauchen wird. „Hier in der Bar haben wir auch 20er-Jahre-Events mit Livebands, Tanz, Cocktails“, erzählt sie.
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Durch die vielen Notausgänge und normalerweise verbotenen Türen darf die WAZ-Gruppe auch Blicke in Hinterzimmer werfen. Vorbei an einem Roulette-Tisch – „Ja, es wird demnächst auch ein verstecktes Casino geben“, verrät Liam Kreutschmann – geht es in die zweite Etage. Durch die große Bar-Lounge mit Balkon, vom dem aus der Blick auf den hübschen „Zechentreff“, den hauseigenen Biergarten, fällt, geht es dann zum neuen Loop-Escape-Room. Von irgendwoher ertönt Musik. „Klar, wir haben immer auch geschlossene Gesellschaften, die hier entweder feiern oder die verschiedenen Erlebnisbereiche erkunden wollen“, erzählt Julia Backmann.
Bevor sie in die Rolle der wissenschaftlichen Assistentin schlüpft, dürfen die Teilnehmenden schnell noch einen Blick in den Raum mit der Videoüberwachung werfen. Von dort wird mit den Spielteilnehmenden auch übers Raummikro kommuniziert, Anweisungen gegeben. In zehn Minuten müssen die Rätsel gelöst sein, dann setzt sich der Raum in einer Zeitschleife (Loop) automatisch zurück, bis das Zeitgefängnis geknackt ist. Auch dieses Konzept sei bislang in Deutschland einzigartig, so Julia Backmann, die auch zum Entwicklungs-Team gehört.
Langsam heizt sich die alte Kaue mit ihrer riesigen Dachkonstruktion auf. „Aber eine Klimaanlage wurde gerade eingebaut“, sagt Liam Kreutschmann, bevor die Schnupper-Tour mit ungewöhnlichen Einblicken nach fast zwei Stunden zu Ende geht. „Mutig“, raunt ein Teilnehmer, angesichts der aktuellen Energiekosten. Die Widersprüche des alten Reviers sieht man auch von der Bar-Terrasse: Im Hintergrund fackelt Bottrops Kokerei weiter non-stop Gas ab, das wegen eines Defekts im Leitungsnetz von Uniper nicht eingespeist werden kann. Man hätte es so gerne anderswo ...