Bottrop. Die Bottroper Kokerei von Arcelor-Mittal muss noch monatelang Gas mit einer Hochfackel verbrennen. Eine kilometerlange Pipeline ist zu sanieren.
Am Standort seiner Bottroper Kokerei muss der weltgrößte Stahlkonzern Arcelor-Mittal voraussichtlich noch bis Ende dieses Jahres Gas über eine Hochfackel verbrennen. Das Unternehmen begründet das Vorgehen mit Arbeiten, die an einer mit der Kokerei verbundenen Pipeline notwendig werden. Die Leitung müsse auf einer Länge von etwa sechs Kilometern bis zum Nordsternpark in Gelsenkirchen saniert werden.
Derzeit lasse der Leitungseigentümer Kokereigasnetz Ruhr (KGNR), ein Unternehmen des Düsseldorfer Energiekonzerns Uniper, die Pipeline von externen Sachverständigen umfangreich überprüfen, nachdem es im November vergangenen Jahres zu einer „thermischen und physischen Belastung der Leitung“ mehrere Kilometer hinter der Kokerei Bottrop gekommen sei.
Seitdem ist die Leitung außer Betrieb und Arcelor-Mittal muss das Kokereigas stundenlang am Tag abfackeln. Die Flamme ist im Ruhrgebiet zum Teil weit über die Stadt Bottrop hinaus zu sehen. Mit der Sanierung, die eine einstellige Millionensumme kosten soll, will Uniper die Leitung eigenen Angaben zufolge so schnell wie möglich für eine langfristige Nutzung ertüchtigen.
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Die Pipeline ist bereits vor vielen Jahrzehnten gebaut worden. Verbindungsteile älterer Bauart – sogenannte Muffenverbindungen – seien durch die Belastung der Leitung geschwächt worden, erklärte Christian Janzen, der technische Geschäftsführer des Unternehmens Kokereigasnetz Ruhr. Die Bauteile würden nun instandgesetzt. Momentan werde ein „umfangreicher Sanierungsplan“ erarbeitet. Er rechne mit einem Beginn der Bauarbeiten im Sommer, sagte Janzen.
Wann die Gasleitung wieder genutzt werden könne, hänge vom Fortschritt der Sanierung ab. Aktuell geht Uniper davon aus, dass die Leitung erst im vierten Quartal, also Ende des Jahres, wieder in Betrieb genommen werden kann.
Gas mit einem Wasserstoffanteil von rund 60 Prozent
Bis zum Abschluss der Sanierungsarbeiten müsse die Kokerei das Gas weiterhin über die Hochfackel verbrennen, sagte Thomas Degen, der Standortleiter von Arcelor-Mittal in Bottrop. Das Gas, das einen Wasserstoffanteil von etwa 60 Prozent habe, werde dabei „vollständig verbrannt“. Es bleiben keine Rückstände in der Luft zurück. Das Abfackeln lasse sich technisch nur für einige Stunden am Tag vermeiden. „Wir steuern das so gut wie möglich, um die Lichteinwirkung gerade in den Abendstunden möglichst gering zu halten“, betont Degen. So soll die Belastung für die Anwohner gering gehalten werden.
Das Kokereigas entsteht als sogenanntes Nebenprodukt beim Betrieb der Bottroper Anlage. Arcelor-Mittal benötigt die Leitung von Uniper, um das Gas mehreren Kunden in der Region zu liefern. So führt die insgesamt rund 30 Kilometer lange Leitung zu den Standorten des Mineralölkonzerns BP in Gelsenkirchen-Scholven sowie zum Kraftwerksstandort der Steag in Herne. Dem Vernehmen nach entsteht der Kokerei durch das Abfackeln monatlich ein wirtschaftlicher Schaden „im siebenstelligen Euro-Bereich“.
Schon Anfang 2020 musste Arcelor-Mittal zwischenzeitlich wochenlang Kokereigas über die Hochfackel verbrennen. Als Ursache nannte das Unternehmen seinerzeit eine Leckage im Nordstern-Park in Gelsenkirchen.