Bochum-Westend. Eine der markantesten Industrieflächen in Bochum bekommt bald ein ganz neues Gesicht. Der Zeitplan dafür liegt auf dem Tisch.

Eine der markantesten Industrieflächen im gesamten Stadtgebiet bekommt bald ein ganz neues Gesicht. Nachdem sich der Eisenbahnzulieferer BVV und die Stadt 2020 auf einen großen Flächentausch hinter der Gußstahlstraße geeinigt haben, steht bald der Abriss beträchtlicher Teile der riesigen Industriehallen bevor.

158.000 Kubikmeter umbauter Raum werden abgerissen

In 18 Monaten wird der Rückbau beginnen. So jedenfalls sieht es Terminplan der Stadt vor. Bis Mitte 2025 sollen dann 40 Gebäude mit einer Größe von insgesamt 158.000 Kubikmetern verschwunden sein. Dabei geht es allerdings nicht nur um einen klassischen Rückbau mit schwerem Gerät. Die Stadt lässt lediglich einen Teil der Lager- und Produktionshallen sowie Ruinen auf dem Werksgelände der Bochumer Verein Verkehrstechnik GmbH (BVV) abbrechen. Ein anderer Teil der Bestandshallen bleibt stehen (Grafik). Dafür müssen sie aber an der Schnittstelle „ertüchtigt“ werden, wie es heißt. Bis Ende des Jahres soll der BVV die freigezogenen Hallen an die Stadt übergeben.

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Stabilisiert werden muss u.a. eine 80 Meter lange Trennwand, neu gebaut werden fünf Giebelwände mit einer Gesamtlänge von ebenfalls 80 Metern. Die Kosten allein dafür werden nach einer Voruntersuchung auf etwa eine Million Euro taxiert. Der BVV wird die verbleibenden Hallen weiterhin nutzen.

Win-win-Situation für Stadt und Unternehmen

Die Stadt will auf ihrem neuen Gelände zentrumsnahe Gewerbeflächen schaffen. Auf einem sieben Hektar großen Gelände soll Platz vor allem für heimische Firmen entstehen. Ein weiteres Areal in direkter Nachbarschaft zum Jahrhunderthaus an der Alleestraße soll zu einem Skaterpark entwickelt werden. Beim Flächentausch war die Rede von einer „Win-win-Situation“. Aus Sicht des Unternehmens ist vor allem der so geschaffene Zugang zu den Bahngleisen ein wichtiger Faktor.

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Bis zum Beginn des Abrisses sind allerdings noch etliche Vorarbeiten zu erledigen. Sie reichen von einer Artenschutzprüfung über ein Schadstoffkataster bis hin zur Vergabe des Abrissauftrags.

Tragischer Unglücksfall vor zwei Jahren

Auf der Brachfläche hinter den Hallen, die der Stadt gehört, war es vor zwei Jahren zu einem tragischen Unfall gekommen. Eine 22-jährige Frau aus Bergheim (Rhein-Erft-Kreis), die gemeinsam mit zwei jungen Männern (21 und 22 Jahre alt aus Kerpen und Bergheim) auf dem Gelände unterwegs war, war in der Nacht zum 12. Juli plötzlich zusammengebrochen. Sie starb später im Krankenhaus.

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Eine Fläche so groß wie das ehemalige Opel-Werk in Laer

Der Flächentausch betrifft ein Gelände, das ursprünglich einmal 70 Hektar groß war und damit die gleiche Fläche hatte wie später das Opel-Werk I in Laer. 1842 hatte Jakob Mayer die Gussstahlfabrik Mayer & Kühne vor den Toren der Stadt gegründet. Noch vor 1900 war ein großes Areal mit Hochöfen, Stahlwerk, Walzwerk, Gussstahlwerk, Waggonfabrik, Radsatz-Schmiede entstanden, der Bochumer Verein für Bergbau und Gussstahlfabrikation.

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Nach der Stilllegung der letzten Hochöfen 1968 war die Eisenerzeugung an dieser Stelle beendet. Wenig später wurden auch das Stahlwerk und die Glockengießerei dort geschlossen. Ende 1988 erwarb die LEG für das Land Nordrhein-Westfalen von der Kruppstahl AG etwa 35 Hektar des ehemaligen Hütten- und Stahlwerks. Auf diesem Areal mit der Jahrhunderthalle ist später der Westpark entstanden. Nun fasst die Stadt den östlichen Teil des historischen Geländes an und will ihn neu gestalten.