Bochum. .
Auf dem Werksgelände des Bochumer Vereins für Verkehrstechnik (BVV) – dem ersten Bochumer Industriegelände überhaupt – tut sich was. Manches drängt sich auf, weil es für jedermann sichtbar ist, anderes geschieht mehr im Verborgenen. „Wir investieren derzeit rund eine halbe Millionen Euro in energetische Maßnahmen“, bestätigt Geschäftsführer Michael Thamm.
Dies sind die „sichtbaren Aktivitäten“. Denn an der Alleestraße, dem ehemaligen Tor 1 des alten Bochumer Vereins sind umfangreiche Arbeiten an der Fassade der Werkshalle für die mechanische Bearbeitung der Radsätze im Gange. Die komplette Fassade der gewaltigen Halle wird wärmeisoliert, neue Fenster werden eingesetzt und die charakteristische Ziegelmauer dürfte hinter einer neuen Verkleidung verschwinden. Drinnen sorgt bereits jetzt eine moderne Heizung für angenehme Temperaturen an den Arbeitsplätzen.
Hinter einer eher harmlos klingenden Mitteilung der Stadtverwaltung verbirgt sich die vielleicht interessantere, aber eben nicht so leicht erkennbare, Aktivität. In einer Vorlage für den am 7. Dezember tagenden Hauptausschuss heißt es: „An der Alleestraße/Gußstahlstraße soll ein städtisches Grundstück an einen mittelständischen Hersteller von Eisenbahnrädern verkauft werden.“ Der Fall soll nicht öffentlich beraten werden
Stadt investierte, um Arbeitsplätze zu retten
Durchaus öffentlich gestalteten sich seinerzeit die Hintergründe dieses „Geschäftes“. Als nämlich die westdeutsche Stahlindustrie Mitte der 80er Jahre in einer bis dato beispiellosen Strukturkrise steckte, wollte sich das damalige Unternehmen Krupp Stahl AG (Hauptsitz Bochum), von seiner Bochumer Schmiede – dem jetzigen BVV – trennen.
Ein kurzer Exkurs in die Geschichte: Es entstanden zunächst die Schmiedewerke Krupp-Klöckner (1984), schließlich folgte der Zusammenschluss mit der Weiterverarbeitung der ehemaligen Hattinger Henrichshütte (Thyssen-Konzern) zu den Vereinigten Schmiedewerken (VSG). Deren Standorte lagen verteilt in Bochum, Essen, Krefeld, Hagen, Hattingen und Osnabrück. Deren Holding ging 1995 in Konkurs, allerdings produzierten einige Tochterunternehmen, wie etwa in Bochum, weiter.
Die Stadt Bochum erwarb, um die Produktion mit damals knapp 900 Mitarbeitern zu erhalten, das komplette über 100 000 qm große BVV-Grundstück. Seit 1998 gehört der Betrieb zur Georgsmarienhütte-Holding (GMH-Gruppe). „Jetzt wollen wir ein 66 000 Quadratmeter großes Grundstück, worauf unsere Schmiedepresse steht, von der Stadt zurück erwerben“, so Geschäftsführer Thamm.
Drei Mio Euro sollen in Stadtkasse zurück fließen
Nach WAZ-Informationen sollen rund drei Millionen Euro aus diesem Geschäft in die Kassen der Stadt zurück fließen. Stadtdirektor Paul Aschenbrenner wollte diese Zahl nicht kommentieren. Er erinnerte sich jedoch an die Umstände, die zum Kauf durch die Stadt in den 90er Jahren führten. „Uns ging es damals tatsächlich um den Erhalt der Arbeitsplätze. Und es ist eine äußerst erfreuliche Entwicklung, dass sich diese Investition gelohnt hat.“
Der Stadt gehört übrigens noch ein weiteres Teilstück des riesigen Fabrikgeländes. Langfristig ist daran gedacht, dieses weiter zu entwickeln. Aktuell gebe es dafür jedoch keine Planungen, hieß es.