Ein lesens- und sehenswerter Bildband erzählt die junge Geschichte des alten B.V.-Areals nach - von Krupp über Heller und "Planet of Vision" bis zur Triennale.
Der Westpark ist immer noch nicht ganz fertig. Irgendwie kann einem die Neubelebung der alten Industriebrache des Bochumer Vereins abseits der Alleestraße wie ein kleines Jahrhundertprojekt vorkommen. Gut' Ding will Weile haben, wie man so schön sagt. Zwar haben die Jahrhunderthalle und die Erzbahnschwinge inzwischen einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht - aber was sich wirklich in und hinter dieser melancholisch-unheimlichen, gleichwohl faszinierenden künstlich geschaffenen Landschaft an Details und an Überraschendem verbirgt, das wissen wohl nur die Wenigsten.
Licht in das Dämmer der Entstehungs- und Ausformungsgeschichte des im Ruhrgebiete einzigartigen Westparks bringt der lesenswerte Band "Westpark Bochum - Geschichte und Geschichten", der dieser Tage im Klartext-Verlag (Essen) erschienen ist. Verfasst wurde das so zugängliche wie kenntnisreich recherchierte Buch von Jens Trautmann, Thomas Sieverts und Karl Ganser, jenem Ganser, der von 1989 bis 1999 als "Mastermind" der Internationalen Bauausstellung Emscherpark IBA hierzulande segensreich tätig war und wohl auf immer seine stadtplanerischen Spuren im Revier - Stichwort: Industriekultur - hinterlassen hat.
Die Historie des Westparks von der Aufgabe des Stahlwerks durch die Krupp-Werke Mitte der 80er Jahre über die verschiedenen Entwicklungsszenarien bis zum heutigen Ausbauzustand werden im Detail und mit profundem Grundwissen nacherzählt. Erstaunlich, wieviel man offenbar schon vergessen zu haben scheint. Oder wissen Sie noch, wann es war, dass der damalige GMD Eberhard Kloke erstmals die eiskalte Jahrhunderthalle musikalisierte? Oder als André Heller im Westpark einen phantastischen "Anima-Park" bauen sollte? Oder als NRW-Ministerpräsident Clement aus dem Nachlass der wenig erfolgreichen Expo Hannover die Installation "Planet of Vision" ankaufte - die dann zwischenzeitlich abfackelte? Viele Sachverhalte kehren beim Schmökern in dem Band ins Bochumer Gedächtnis zurück.
Aber auch das Kunstkonzept des Westparks - von der Umformung der seit 1842 von der Industrie geprägten Örtlichkeit über die "Blauen Kühltürme" bis zu den Treppenlandschaften oder dem verwilderten Stahlwerkplateau - wird schlüssig und anhand von tollen Farbfotos dokumentiert.