Bochum. Ein neues Gewerbegebiet soll den Flächenengpass in Bochum lindern. Vorher aber müssen 40 zum Teil traditionsreiche Gebäude abgerissen werden.

Mit einem neuen Gewerbegebiet nahe der Innenstadt will Bochum den akuten Flächenmangel für kleine bis mittlere Betriebe beheben. Dazu müssen aber zunächst 40 Industriegebäude mit einer Größe von insgesamt 158.000 Kubikmetern abgerissen werden.

Flächentausch mit Bahnzulieferer BVV

Die Lager- und Produktionshallen stehen auf einem sieben Hektar großen Areal an der Gußstahlstraße zwischen der Industrieanlage der Bochumer Verein Verkehrstechnik (BVV) und den Bahnschienen (Grafik). Mit dem mittlerweile zu einem chinesischen Konzern gehörenden Eisenbahnzulieferer BVV hat die Stadt vor gut einem Jahr einen Flächentausch vereinbart.

Davon profitieren beide Seiten. BVV, weltweit bekannt vor allem durch seine Radsätze für Hochgeschwindigkeitszüge, bekommt einen direkten Zugang zu den nahe gelegenen Gleisanlagen und könnte mittelfristig seine Transporte über die Schiene abwickeln. Die Stadt wiederum erhält Zugang zu einem Areal, das ihr schon länger zum Teil gehört, zu dem es aber noch keine Erschließungsstraße gibt. Das soll sich ändern.

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Tragischer Unfall im vergangenen Jahr

Vor dem Abriss, der 2023 beginnen und 2025 beendet sein soll, stehen umfangreiche Planungsleistungen an, zu denen u.a. etwa ein Schadstoffkataster und eine Freianlagenplanung gehören. Ausgeschrieben hat die Stadt dazu nun die Projektsteuerung. Das Büro, das den Zuschlag erhält, wird insgesamt fünf Jahre lang den Überblick über die umfangreichen Arbeiten behalten. Die vorläufigen Kosten werden momentan auf etwa sechs Millionen Euro geschätzt. Eisenbahnzulieferer BVV wird bis März 2022 die Gebäude räumen, die er bislang gemietet hat.

Nicht abgerissen werden der Bunker und Gebäudeteile, die auf dem künftigen BVV-Gelände in Betrieb bleiben. Auf der Brachfläche war es im Juli 2020 zu einem tragischen Unfall gekommen. Eine 22-jährige Frau aus Bergheim (Rhein-Erft-Kreis), die gemeinsam mit zwei jungen Männern (21 und 22 Jahre alt aus Kerpen und Bergheim) auf dem Gelände unterwegs war, war in der Nacht zum 12. Juli plötzlich zusammengebrochen. Sie starb später im Krankenhaus.

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Stadt hat Gelände 1990 für 15,4 Millionen Euro gekauft

Zu erwarten ist, dass auf dem Gelände, auf dem früher ein Schmiedewerk stand sowie jahrzehntelang Stahl be- und verarbeitet wurde, Schadstoffe lagern. Sie zu ermitteln und zu entsorgen, gehört zu den nun anstehenden Aufgaben. „Die Untersuchungen sind erfolgt, aber noch nicht abgeschlossen, da Teile der baufälligen Gebäude nur noch per Hubsteiger beprobt werden dürfen“, so Marcel Voß, Sprecher der Bochum Wirtschaftsentwicklung.

Das Areal soll nach den Vorstellungen der Stadt möglichst ohne Fördergelder entwickelt werden. Dann könnten sich auch Firmen ansiedeln, die den größten Teil ihres Umsatzes in der näheren Umgebung erzielen. Gekauft hatte Bochum das 19,2 Hektar große Grundstück zwischen Alleestraße und der Bahnlinie Bochum Hbf./Herne Hbf vom BVV-Vorgänger Vereinigte Schmiedewerke (VSG) indes zu einem großen Teil mit Fördergeldern. 12,3 Millionen Euro des Kaufpreises von 15,4 Millionen Euro hat das Land NRW finanziert. Eine der Bedingungen: kleinteiliges Flächenrecycling.

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Kleinteilige Entwicklung vorgesehen

„Um nicht Gefahr zu laufen, dass die Fördermittel einschließlich erzielter Einnahmen vom Land zurückgefordert werden, ist es erforderlich, mit den Arbeiten zur Umsetzung des kleinteiligen Flächenrecyclings auf dem verfügbaren Gelände zu beginnen“, heißt es in einer Verwaltungsvorlage. Kurz nach dem Kauf hatte die Stadt sechs Hektar des Geländes an den BVV verpachtet und 1992 weitere 3,7 Hektar an das Unternehmen vermietet. Bis zum Jahr 2005 hatte sie dadurch drei Millionen Euro eingenommen.