Bochum. Thyssenkrupp modernisiert eines seiner Werke in Bochum. Da das nun deutlich teurer wird, fragt sich die Belegschaft, ob es bei den Plänen bleibt.
Gute Stimmung herrscht nach dem jüngsten Tarifabschluss in der Stahlindustrie bei den 1800 Beschäftigten von Thyssenkrupp Steel Europe in Bochum. Ungeteilte Freude ist bei der ersten Präsenz-Belegschaftsversammlung seit Ende 2019 allerdings auch nicht aufgekommen.
Bodenarbeiten für Modernisierung sind abgeschlossen
Vor allem treibt die Belegschaft die Frage um, ob es angesichts der enormen Preissteigerungen für Rohstoffe und Energie bei der verabredeten Modernisierung des Werks an der Essener Straße bleibt. Die Bodenarbeiten für den Bau der neuen Anlage, eines sogenannten Doppel-Reversiergerüsts, seien jetzt beendet, so der Betriebsratsvorsitzende Engin Karakurt. Bei der Versammlung am Morgen zählte er etwa 200 Beschäftige. 500 bis 600 Kolleginnen und Kollegen erwartet er bei der zweiten Veranstaltung am Nachmittag.
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Im Juli soll dem Vernehmen nach mit dem Bau der Anlage begonnen werden. Karakurt: „Wir wollen vom Unternehmen wissen, ob das tatsächlich so bleibt.“ Denn: Die im Rahmen der Strategie 2030 beschlossene Modernisierung in Bochum mit Investitionen in Höhe von 400 Millionen Euro dürfte nun deutlich teurer ausfallen – etwa um 100 Millionen Euro.
Der höchste Tarifabschluss seit 30 Jahren
Daher stelle sich die Belegschaft die Frage, so Karakurt, ob es bei der vereinbarten Modernisierung bleibt. Er hoffe, dass es im Unternehmen dabei kein Zögern gebe. Denn: „Die Investitionen in unseren Standort hat es ja nicht zum Nulltarif gegeben. Wir sind mit dem Abbau von 300 Beschäftigten dem Arbeitgeber entgegengekommen.“ Daher erwarte die Belegschaft auch, dass die Zukunftsfähigkeit des Standorts gesichert werde – trotz der Preissteigerungen.
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Der in den vergangenen Tagen für die Stahlbranche vereinbarte Anstieg von Lohn und Ausbildungsvergütung um 6,5 Prozent für 18 Monate ist bei der Belegschaft von Thyssenkrupp gut angekommen. „Das ist seit 30 Jahren zum ersten Mal wieder ein Abschluss mit einer sechs vor dem Komma“, frohlockt der Betriebsratsvorsitzende. Gleichwohl werde auch dieser gute Abschluss die Inflation nicht kompensieren.
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200.000 Tonnen gewalzter Stahl monatlich
Auch die Auslastung des Werks an der Essener Straße stimme momentan. 200.000 Tonnen gewalzter Stahl wird dort jeden Monat ausgeliefert – vorwiegend für die Automobilindustrie. Die Produktion läuft auf Hochtouren. Das war bis zum April noch anders. Bis dahin hatten etwa 1200 Beschäftigte Kurzarbeit gefahren.