Bochum. Die Kurzarbeit endet im Mai beim Bochumer TKS-Warmbandwerk. Der Betriebsrat nennt den Hauptgrund für die aktuelle Verbesserung der Auftragslage.

Eine längere Durststrecke für das Bochumer Thyssenkrupp-Stahl-Werk (TKS) geht zu Ende. Es ist der Ukraine-Krieg, der die Warmbandproduktion in Bochum im April nahezu komplett zum Erliegen gebracht hatte. „Bei uns waren zuletzt im Kalt- und Warmbandwerk zusammen rund 1200 Mitarbeiter in Kurzarbeit“, so der Betriebsratsvorsitzende Engin Karakurt.

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Der Grund für die schmerzhafte Kurzarbeit: Im Werk an der Essener Straße wird Warmband (also heiß gewalzte Bleche verschiedener Güten und Stärken) zu rund 80 Prozent für die Automobilindustrie gewalzt. Die restlichen 20 Prozent der Kapazitäten seien für verschiedene industrielle Abnehmer bestimmt.

Umbauarbeiten bei TKS kommen voran

Im Rahmen des Konzernumbaus und der Neuaufstellung der Anlagen hatte sich Thyssenkrupp-Stahl entschieden, sich neu aufzustellen. Für Bochum mit seinen bislang zwei TKS-Standorten an der Essener und an der Castroper Straße, bedeutet das große Veränderungen. Der kleinere Standort, wo sogenanntes nicht kornorientiertes Elektroband hergestellt wird, soll bis etwa 2024 aufgegeben werden.

Dafür bündelt das Unternehmen seine Tätigkeit in Bochum im wesentlich größeren Werksteil Essener Straße. Der Konzern verspricht sich dort vor allem, vom boomendes Geschäft mit der Elektromobilität zu profitieren. Allerdings wird in absehbarer Zeit dort dann die in den 60er-Jahren gebaute Warmbandstraße geschlossen.

Durch den Krieg kam die Produktion von Kabelbäumen, die viele Automobilunternehmen von Zulieferern in der Ukraine herstellen lassen, nahezu komplett zum Erliegen. Mittlerweile haben die Hersteller die Produktion verlagert und zumindest teilweise wieder aufgenommen. „Wir planen ab sofort in Bochum wieder mit monatlich rund 180.000 Tonnen gewalztem Stahl“, so der Betriebsrat. Damit seien diese Anlagen wieder gut ausgelastet, so dass im Mai keine Kurzarbeit in diesem Bereich mehr nötig sei. Anders stellt sich die Situation im ebenfalls an der Essener Straße liegenden Kaltwalzwerk dar. Hier seien in einigen Bereichen auch im Mai noch rund 600 Mitarbeiter in Kurzarbeit.

In der Feuerverzinkungsanlage werden die Bleche veredelt. Im Bild ist eine Kontrollstation zu sehen.
In der Feuerverzinkungsanlage werden die Bleche veredelt. Im Bild ist eine Kontrollstation zu sehen. © Fabian Strauch / FUNKE Foto Services | Fabian Strauch

Gute Nachrichten gibt für den Fortgang der Arbeiten zum Bau des Elektromobilitäts-Kompetenz-Standortes in Bochum. Wie berichtet, wird das Werk an der Castroper Straße (früher Stahlwerke) nach 2024 geschlossen. Dafür investiert der Stahlkonzern mehrere 100 Millionen Euro in Bochum und baut an der Essener Straße ein hochmodernes Doppel-Reversiergerüst und eine Glühisolierlinie, die unmittelbar neben dem bestehenden Walzwerk in einer großen Industriehalle entstehen.

Engin Karakurt, Betriebsratsvorsitzender des Thyssenkrupp-Werks an der Essener Straße, steht bei den Betriebsratswahlen zur Wiederwahl. Er will die seiner Ansicht nach erfolgreiche Arbeit fortsetzen.
Engin Karakurt, Betriebsratsvorsitzender des Thyssenkrupp-Werks an der Essener Straße, steht bei den Betriebsratswahlen zur Wiederwahl. Er will die seiner Ansicht nach erfolgreiche Arbeit fortsetzen. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Hier haben mittlerweile die Vorarbeiten begonnen. Nach Angaben des Betriebsrats soll in diesem Juli mit dem Aufbau des riesigen Doppel-Reversiergerüstes, also eines kompakten Spezial-Walzwerks, begonnen werden.

Demnächst wird der TKS-Betriebsrat, der nach dem Personalabbau in Bochum noch 19 Mitglieder, davon 17 auf IG-Metall-Listen zählt, neu gewählt. Betriebsratsvorsitzender Engin Karakurt hofft darauf, dass wieder die IG Metall dort so stark vertreten sein wird wie bisher. „Schließlich können wir eine erfolgreiche Arbeit vorweisen“, ist der Gewerkschafter überzeugt.