Bochum-Querenburg. Holger Otto und seine Frau wollen die Wohnung der verstorbenen Schwiegermutter leer räumen. Doch es gibt ein Problem: der kleine Aufzug

Ein Streit mit dem Vermieter ist nun wirklich nicht das, was man nach dem Tod eines geliebten Menschen gebrauchen kann. Genau das ist es aber, was Familie Otto derzeit ereilt. Anstatt Zeit zum Trauern zu haben, ärgern die Bochumer sich über einen Aufzug.

Und das ist passiert: Mit 85 Jahren ist die Schwiegermutter von Holger Otto verstorben. Gewohnt hatte sie bis zuletzt in einer Wohnung direkt am Unicenter in Bochum-Querenburg. "Wir sind nun dabei, die Wohnung aufzulösen. Sie befindet sich in der zweiten Etage", sagt Otto.

Möbel müssen aus der Wohnung

Wer das Unicenter kennt, der weiß: Unterhalb der Wohnebenen befinden sich noch Geschäfte, Lagerräume und eine Tiefgarage. "Die zweite Wohnetage ist also sehr hoch", sagt auch Otto. In der Wohnung stehen vor allem Eichenmöbel.

"Wir müssen die Möbel aus der Wohnung heraus transportieren. Teile davon werden wir entsorgen, aber manches wollen wir auch dem Sozialkaufhaus spenden", sagt das Ehepaar. Die Eichenmöbel seien schwer und groß - ein Kraftakt für den 75-jährigen Holger Otto.

Aufzug ist erweiterbar

"Eigentlich gibt es für Umzüge einen Aufzug, den man vergrößern kann. Den Personenaufzug kann man so erweitern, dass man ihn beispielsweise auch für Särge und Krankentragen nutzen kann", sagt Otto. "Könnte", korrigiert er, denn: Der Vermieter "Grand City Property" hat Otto nach zahlreichen Kontaktversuchen per Telefon mitgeteilt, dass er den Aufzug alleine nicht nutzen darf.

"Man hat mir gesagt, der Aufzugshersteller "Otis" sage, die Türen seien so alt, dass es bei der Erweiterung heute Störungen gebe", sagt Otto. Auf die Frage, wie er dann die Möbel aus der Wohnung bekommen solle, habe man ihm geraten, ein Umzugsunternehmen einzuschalten, welches die Möbel über die Treppen herunterträgt. "Die Kosten dafür sollten wir selbst tragen", sagt Otto.

Spedition als Alternative

Er ist sich sicher, dass seine Schwiegermutter traurig gewesen wäre, wenn sie gewusst hätte, welchen Streit es nun um ihre Möbel gebe. "Wir stehen nun hier mit den Möbeln und werden sie vermutlich zerstören müssen", sagt Otto. Für das Sozialkaufhaus kämen sie dann nicht mehr in Frage. Nur zerkleinert sei es ihnen aber möglich, die Teile selbst herunter zu tragen.

"Allerdings hat meine Schwiegermutter den Aufzug durch ihre Miete ja bezahlt. Ich erwarte deshalb, dass der Aufzug in Stand gesetzt wird", sagt Otto. Alternativ müsse "Grand City Property" die Speditionskosten tragen. "Es geht nicht nur um diesen Aufzug, die Aufzüge in den Nachbarhäusern sehen genauso aus", klagt Otto.

Das sagt der Vermieter

Bei "Grand City Property" stellt man den Sachverhalt anders dar. "Der Aufzug ist in erweiterter Form grundsätzlich nach vorheriger Terminabsprache nutzbar", teilt Pressesprecherin Teresa Staill mit. Er sei nicht defekt, allerdings nur in Begleitung des Hausmeisters nutzbar.

"Wir haben der Familie selbstverständlich angeboten, den Aufzug in Begleitung unseres Hausmeisters in erweiterter Form zu nutzen", so die Sprecherin. Der Hausmeister übernehme dann nach erfolgter Terminabsprache die technische Bedienung der Trenntür zur Erweiterung. "Dies ist ein notwendiges und übliches Vorgehen", sagt Staill. Mieterinnen und Mieter machten davon regelmäßig Gebrauch, beispielsweise bei Ein- und Auszügen.

Angebot bleibt bestehen

"Hintergrund für dieses Vorgehen ist, dass die Erweiterung des Aufzugs in der Vergangenheit leider oftmals unsachgemäß ausgeführt wurde und in der Folge zu einem Ausfall des Aufzugs führte", erklärt Staill. Es sei außerdem vorgekommen, dass die Schlüssel verloren gingen. Man folge mit der Handhabung der Empfehlung der zuständigen Fachfirma und stelle sicher, dass der Betrieb der Aufzüge dauerhaft und zuverlässig gewährleistet sei.

"Mittelgroße Möbelstücke, wie beispielsweise Sofas, sowie demontierte größere Möbelstücke, so zeigt die Erfahrung, lassen sich in der Regel auch bereits ohne Erweiterung im Aufzug transportieren", sagt Staill. Das Angebot an Familie Otto bestehe weiterhin. Vielleicht kommen die Ottos ja darauf zurück.

Über das Unternehmen

Grand City Properties ist ein Wohnimmobilienunternehmen, welches ungefähr 63.000 Wohnungen verwaltet. Der Fokus des Unternehmens liegt auf dem Kauf, der Neupositionierung und der Optimierung von Wohnimmobilien.

Die Wohnungsankäufe begannen im Zentrum von Berlin. Heute sitzt das Unternehmen in Luxemburg. Der Firma gehören Wohnungen in Berlin, Dresden, Leipzig, Hamburg und London.