Bochum. Urin-Pfützen im Bad, tausende Fliegen und Schimmel: Familie Sari lebt in unzumutbaren Zuständen in Bochum. Die Vermieterin sieht das gelassen.
Schimmel, stinkende Fäkalien-Pfützen im Badezimmer und tausende Fliegen, die aus einem geborstenen Abwasserrohr kriechen: Familie Sari – die beiden Eltern und zwei Kinder (24 und elf Jahre) – lebt seit Wochen in unzumutbaren Zuständen in ihrer 4,5-Zimmer-Wohnung in einem der Hochhäuser am Hustadtring in Bochum-Querenburg – vom Vermieter fühlen sie sich im Stich gelassen.
Durch ein gebrochenes Abwasserrohr im fensterlosen Badezimmer hatten sich bereits am 27. März Urin-Pfützen im Badezimmer der Familie ergossen. Mutter Emine Sari (51) hatte zunächst versucht, die Fäkalien mit Handtüchern zu entfernen. „Es hat furchtbar gestunken“, erinnert sie sich. Erst nach zwei Wochen – am 20. April – hatten Handwerker den Schaden notdürftig abgedichtet. Das Loch in der Wand, ist noch immer nicht verspachtelt.
Unicenter Bochum: Wohnung am Hustadtring in schlechtem Zustand
Doch nun das nächste Problem: Tausende kleine Fliegen tummeln sich in dem Badezimmer, von dem die Verwalter-Firma Grand City Property sagt, dass es jederzeit nutzbar gewesen sei. In ihrer Verzweiflung hat Familie Sari das Badezimmer mit Klebeband abgeklebt, damit sich die Fliegen nicht weiter in der Wohnung verteilen können. „Die Tiere kommen aus der Wand, dort wo das Rohr gebrochen ist“, sagt Vater Abdulgafur Sari (62) und zeigt Fotos auf seinem Handy.
Die Familie duscht bei Nachbarn. Seit der Fliegen-Plage schlafen sie auch bei Familienangehörigen. „Ich habe Angst, dass die Fliegen krank machen“, sagt Abdulgafur Sari. Er zeigt das Schlafzimmer, in dem ein PVC-Belag notdürftig den schimmligen Boden überdeckt. Seit zwei Jahren habe dort niemand mehr geschlafen, weil sie den Schimmelgeruch nicht aushalten. Abdulgafur Sari spricht von einer attestierten Schimmelpilz-Allergie, die Kinder hätten Asthma entwickelt. „Diese Wohnung macht uns krank!“
Grand City Property schickt Gutachter, Wohnung sei weiter bewohnbar
Per Telefon, im persönlichen Kontakt und per Whatsapp habe sich die Familie an die Verwaltung von Grand City Property gewandt. Doch schnelle Hilfe sei ausgeblieben. Bei Grand City Property sieht man das anders. „Wir streben immer eine zügige Mängelbeseitigung an und leiten jeweils umgehend alle notwendigen Maßnahmen in die Wege“, heißt es auf Nachfrage der WAZ. Auch bei Familie Sari sei man schnell tätig geworden. Ein Gutachter habe bestätigt, dass die Wohnung der Familie weiter bewohnbar ist. Der Abwasserschaden sei „unmittelbar“ abgedichtet worden.
Die Verputz- und Fliesenarbeiten, sowie das Beseitigen der Fliegen sei „in Beauftragung“ und werde „umgehend“ durchgeführt, so heißt es weiter. Man habe sich auch bemüht, das Schimmel-Problem in den Griff zu bekommen. Es sei Schimmel im Wohnzimmer entfernt worden, außerdem wolle man Undichtigkeiten an den Balkonen von Familie Sari beseitigen. „Diese Maßnahme befindet sich bereits in Planung.“
Familie Sari sucht neue Wohnung in Bochum
Während Grand City Property mit „zahlreichen Aufwertungsmaßnahmen“ wirbt, ist dem Mieterverein Bochum die Verwalterin der Hochhäuser am Hustadtring „übel“ bekannt. „Das Unicenter ist die Sorgen-Siedlung in Bochum“, sagt Aichard Hoffmann vom Mieterverein Bochum. Mängel würden immer schleppend beseitigt, wenn überhaupt. „Wir haben häufig mit Ausfällen der Aufzüge zu tun, es gibt regelmäßig Ärger mit den Betriebskostenabrechnungen. Trotz vieler Versprechen ändert sich nichts Grundsätzliches.“
Familie Sari indes möchte nur noch eines: weg. Seit Jahren suchten sie vergeblich nach einer neuen Wohnung in Bochum.
Die Wohnung sollte 4,5 Zimmer haben und nicht mehr als 900 Euro kosten. Die Familie hat einen Wohnberechtigungsschein. Wer eine Angebot hat, kann sich per Mail unter redaktion.bochum@waz.de melden. Die Redaktion leitet das an Familie Sari weiter.