Bochum. Die Wasserwelten Bochum dampfen ihr Saunaangebot ein – zum Leidwesen der Kunden. Personalmangel und Energiekosten spielen eine Rolle.

Ein Mal in der Woche gerät Bernd Baumhold ins Schwitzen. Seit 40 Jahren besucht der Bochumer die städtischen Saunen in den Hallenfreibädern Linden und Hofstede. Für ihn geradezu ein Lebenselixier. Allmählich aber kühlt sein Verständnis für den Badbetreiber Wasserwelten Bochum ab.

Sauna im Hallenfreibad Hofstede bleibt vorerst geschlossen

„Am vergangenen Freitag hat man mir beim Besuch in Hofstede eröffnet, dass die beiden Saunen ab sofort wegen Personalmangels bis Anfang September geschlossen bleiben“, berichtet er. Es sei nicht das erste Mal, dass er und andere Saunagäste unliebsam überrascht werden. Einmal hätten alle Besucher nach dem ersten Saunagang das Bad verlassen müssen, weil die Mittagsschicht nicht gekommen sei. „Die haben uns rausgeschmissen“, so Baumhold empört.

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Früher sei er jeden Donnerstag zur Sauna gefahren, heute rufe er vorsichtshalber meistens erst einmal vorher an, um zu fragen, „welche Gründe diesmal dazu führen, dass das Angebot eingeschränkt oder eingestellt wird.“ Service und Angebot hätten nachgelassen, seit der Bäderbetrieb 2018 von der stadteigenen Gesellschaft Wasserwelten übernommen wurde. Er ist nicht der Erste, der Kritik an dem Unternehmen übt.

Saunagast kritisiert unzureichende Information

Dass bis zum Wochenende das Bad in Linden wegen eines Legionellenbefunds geschlossen hatte, sei nachvollziehbar. „Aber hätte da nicht wenigstens bis zur Wiedereröffnung die Sauna in Hofstede öffnen können?“, fragt er sich. Nach seinem Eindruck werden die treuen Kunden von den Wasserwelten mehr und mehr verprellt. Dazu gehörten auch aus seiner Sicht unzureichende oder „kryptische“ Informationen der Kunden. Wie im aktuellen Fall in Hofstede. „Ich finde, Sie sollten mit offenen Karten spielen und Ihren Kundinnen und Kunden mitteilen, dass sie sich für mindestens dreieinhalb Monate nach einer anderen Sauna umsehen müssen.“

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Betreiber verweist auf geringe Gästezahlen im Sommer

Tatsächlich bleibt die Sauna in Hofstede bis zum Spätsommer geschlossen. „Wie viele andere Badbetreiber in NRW sind auch die Wasserwelten Bochum aktuell vom Fachkräftemangel betroffen“, so Christian Seger, Sprecher der Wasserwelten-Muttergesellschaft Stadtwerke Bochum. „Zwar können wir ausreichend Personal stellen, um an allen Standorten in die Freibadsaison zu starten, das Personal wird allerdings in Abhängigkeit von der Wetterlage flexibel auf die Hallen- und Freibäder verteilt.“

In den Schlagzeilen

Die Wasserwelten Bochum GmbH ist ein bei den Stadtwerken Bochum angesiedeltes Tochterunternehmen der Stadt.

Seit August 2018 betreibt es die städtischen Hallen- und Freibäder. Zur Belegschaft gehören nach Angaben des Unternehmens insgesamt 90 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

In die Schlagzeilen geraten sind die Wasserwelten vor allem in den vergangenen 14 Monaten: durch die plötzliche Trennung vom früheren Geschäftsführer im März 2021 sowie durch das umstrittene und heiß diskutierte Bäderkonzept.

Da die Nachfrage zur Saunanutzung in der Sommersaison stark abnehme und um Energie zu sparen, konzentriere sich das Saunaangebot im Sommer auf den Standort Linden. Seger verweist auf die Statistik aus den Jahren 2018/19. In den Sommermonaten hätten z.B. in Linden durchschnittlich täglich lediglich 17 Gäste die Sauna besucht (2019); an anderen Standorten sei die Besucherzahl sogar noch niedriger gewesen.

Auch die Kritik nachlassender Attraktivität lassen die Wasserwelten nicht gelten. Ein Saunabetrieb werde grundsätzlich in den Hallenfreibädern Linden, Langendreer und Hofstede angeboten. Die Sauna in Linden sei 2020 inklusive des Außenbereiches attraktiv saniert worden.

Sauna in Linden ist wieder geöffnet

Dass das Hallenbad in Linden und damit auch die Sauna dort kurzfristig wieder geöffnet hat und auch den ganzen Sommer betrieben werden soll, freut Bernd Baumhold. Das ändere aber nur wenig an seiner Kritik am „Kommunikationsstil der Wasserwelten und den Pannen in der jüngeren Vergangenheit“, so der Pensionär.

Natürlich werde er am Donnerstag – wie üblich – in die Sauna gehen – und hoffen, dass es keine Zwischenfälle gibt. Einen Seitenhieb in Richtung Badbetreiber kann er sich nicht verkneifen: „Vielleicht sollten Sie in den Sommermonaten die geplante Badestelle an der Ruhr in Dahlhausen einfach mit einem selbstverwalteten Schwitzzelt samt Feuerstelle ausstatten. Das spart nachhaltig Personal, stärkt die Bochum-Strategie und entlastet Ihr Budget.“