Bochum. Auf den ersten Blick wirkt die Lage prima: Laut Gutachten sind die Sporthallen in Bochum in einem guten Zustand. Und doch drückt der Schuh.

Ein Gutachten stellt den Sporthallen der Stadt Bochum ein gutes Zeugnis aus. 120 gibt es im Stadtgebiet, 90 Prozent von ihnen befinden sich den Sachverständigen zufolge in einem prima Zustand. Grund zum Jubel besteht laut Sportamtsleiter Achim Paas aber nicht, denn an anderer Stelle drückt ganz schön der Schuh.

Bochum: Sporthallen gut in Schuss – doch es gibt ein Problem

Paas war in die Bezirksvertretung Bochum-Ost eingeladen worden, um das Ergebnis des Gutachtens hinsichtlich der städtischen Sporthallen und Lehrschwimmbecken noch einmal genauer zu erklären. Und wie die Stadt Bochum damit nun umgeht.

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Zwei renommierte Büros habe man 2020 mit diesem Gutachten beauftragt, sagt Achim Paas. Für die Stadtverwaltung sei es unheimlich wichtig, einen Blick von Außen und aus sportwissenschaftlicher Sicht zu bekommen. Die Untersuchung der 120 Sporthallen zeige, dass diese 57.000 Quadratmeter an Sportfläche bieten, davon seien 49.000 für Schulsport geeignet (z.B. weil eine Halle wie die an der Harpener Heide vor allem auf Rollschuhsport ausgerichtet ist).

Sporthallen in Bochum: Probleme bei der Barrierefreiheit

Zunächst sei eine bauliche Zustandserfassung gemacht worden. Wir wollten wissen, was wir in den nächsten 15 Jahren machen müssen, um den Status quo zu erhalten“, erklärt Achim Paas. Das Ergebnis erfreue alle Beteiligten: 90 Prozent der Sporthallen seien „top bis okay“ (Kategorien eins und zwei), berichtet Paas. Keine einzige falle in die Kategorie vier (unnutzbar). „Demnach sind wir ganz gut aufgestellt.“ Drei Hallen hätten nur mit „3-“ abgeschnitten. „Da haben wir auch sofort etwas gemacht.“

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Doch in anderen Bereichen sieht die Lage nicht ganz so rosig aus. Etwa bei der Barrierefreiheit: Hier lägen zwar auch „75 Prozent im guten Bereich“, sagt Achim Paas, „aber nur die wenigsten Hallen sind wirklich barrierefrei – gerade einmal drei Prozent“. Der Rest könne aber mit kleinen Maßnahmen barrierefrei gemacht werden.

Sporthallen in Bochum: Nicht genug Fläche für den Schulsport

Schlechter fällt die Bedarfsanalyse für den Schulsport aus. „Der ist für uns ja eine Pflichtveranstaltung“, sagt Achim Paas. Bochum hat demnach 2500 Quadratmeter Schulsportfläche zu wenig. Klingt auf den ersten Blick vielleicht nicht nach viel. „Doch in den insgesamt zur Verfügung stehenden 49.000 Quadratmetern sind schon drei Hallen eingerechnet, die noch gebaut werden“, erklärt Achim Paas – die an der Querenburger Straße, an der Lindener Straße und in Wattenscheid, Die fehlen also heute noch, müssten drauf gerechnet werden. Positiv bemerkbar werde sich machen, dass „wir die Dreifachsporthalle an der Markstraße ja auch wieder aufbauen“. Diese war Mitte 2019 abgebrannt.

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Der Neubau neben der Erich-Kästner-Gesamtschule wird sich auf den Vereinssport auswirken, für den es laut Gutachten ebenfalls an geeigneten Flächen fehlt, hier allerdings „nur“ 1200 Quadratmeter. „Bei der Objektverwaltung liegt unsere Krankheitsquote derzeit leider jenseits von Gut und Böse“, nennt Achim Paas einen Hauptgrund.

Gutachten: Stadt Bochum muss 228 Millionen Euro in Hallensanierung stecken

Am Ende des Gutachtens geht es dann ums Geld:: „228 Millionen Euro müssten wir demnach in den nächsten 15 Jahren in die 120 Sporthallen investieren“, erklärt Achim Paas. Das sei aber nur eine grobe Kostenschätzung. Für jede Halle sei von den Sachverständigen ein Steckbrief erstellt worden.

Stadt will Wasserzeiten-Vergabe optimieren

In Sachen Lehrschwimmbecken ist der Bedarf für den Schul- und Vereinssport gedeckt. Für drei der insgesamt 17 Schwimmbäder sehen die Experten keine Zukunft. Das bewertet die Stadt Bochum allerdings anders.

„Das ist ein theoretisches Modell, das deckt sich nicht mit unseren Erfahrungen“, sagt Sportamtsleiter Achim Paas, der noch einmal klarstellt: „Wir wollen keine Becken schließen und das Ergebnis des Gutachtens noch einmal in Einklang mit der Praxis und dem Bäderkonzept bringen.“

Verwaltungsintern wolle man ein Wasserflächenmanagement einrichten, um die Schulen ganz konkret mit Wasserzeiten versorgen zu können. „So wollen wir eine Erhöhung der Auslastung erreichen und dafür sorgen, dass Schulklassen nicht unnötig weit zu einem Lehrschwimmbecken fahren.“

Laut Gutachter müssen fast 47 Millionen Euro in die Technik der Lehrschwimmbecken investiert werden.

Als Beispiel nennt Paas die Sporthalle an der Dördelstraße, die von der Lessing-Schule, Stadtsportbund, TV Langendreer, Basketballclub Langendreer, Bochumer Handball-Club und BSG Langendreer genutzt wird. Hier besteht laut Gutachten ein Investitionsbedarf in Höhe von 6,7 Millionen Euro. „Natürlich nicht sofort, sondern im Laufe der nächsten 15 Jahre.“

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Für Schule wie Vereine hat Achim Paas hinsichtliche der Sporthalle Dördelstraße eine gute Nachricht: „Diese wird nächste Woche wieder freigegeben.“ Hier waren zuletzt Geflüchtete aus der Ukraine untergebracht.

Stadt Bochum richtet ämterübergreifende Arbeitsgruppe ein

Die Handlungsempfehlungen der Gutachter werde die Stadt nun bewerten und Maßnahmen priorisieren. „Da gibt es eine Fülle an guten Anregungen, die wir nun in einer ämterübergreifenden Arbeitsgruppe diskutieren“, sagt Achim Paas. Klar sei aber schon jetzt: „Wir müssen viel Geld in die Hand nehmen.“ Wie dieses eingesetzt werden soll, werde am Ende dann noch einmal den politischen Gremien vorgestellt.