Bochum-Querenburg. Bis die Turnhalle von Bochums Erich-Kästner-Schule wieder nutzbar ist, dürften vier Jahre vergehen. Für die Schule hat das Konsequenzen.
Seit dem Brand der Turnhalle im Juli 2019 findet der Sportunterricht an der Erich-Kästner-Schule in Bochum-Querenburg nur noch mit starken Einschränkungen statt. Die Brandruine an der Markstraße liegt seitdem brach. Weil ein Rechtsstreit nun geklärt ist, kann endlich die Erneuerung beginnen. Bis zur Fertigstellung dürfte es aber noch Jahre dauern.
Neubau der Turnhalle an Erich-Kästner-Schule dürfte noch vier Jahre dauern
Wann genau die neue beziehungsweise sanierte Turnhalle fertig ist, kann die Stadt zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen. Der Planungsbeschluss liege noch nicht vor, er befinde sich in der Aufstellung. Um den Bau zu beschleunigen, findet die Ausschreibung analog zu der für die neue Zweifachturnhalle in Linden statt, die in ein paar Monaten fertig sein soll.
Abgebrannte Turnhalle- Warum sich die Sanierung verzögertDie Errichtung der Lindener Sporthalle hat Anfang 2019 begonnen, dauert also voraussichtlich dreieinhalb Jahre. „Da es sich jedoch bei dieser Maßnahme um eine Dreifachhalle handelt, ist mit einer längeren Ausführung zu rechnen“, teilte die Stadt auf Anfrage von SPD und Grünen im Betriebsausschuss für die Eigenbetriebe bezüglich der Halle in Querenburg mit. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass bis zur Fertigstellung noch mindestens vier Jahre vergehen dürften – auch wenn die Stadt bemüht sei, die Zeiträume zu verkürzen.
Dass die Dreifachturnhalle nun seit über zweieinhalb Jahren nicht genutzt werden darf, bedeutet große Einschränkungen für die Querenburger Gesamtschule mit fast 1400 Schülerinnen und Schülern. „Der Sportunterricht muss zwar nicht gekürzt werden, findet aber nicht lehrplankonform statt“, erklärt Ludger Jonischeit, Leiter der Erich-Kästner-Schule, auf Anfrage unserer Redaktion.
„Formal findet der Sportunterricht statt, aber vielfach nicht lehrplankonform“
Zwar gibt es eine weitere Sporthalle, die mit einer Dreifachbelegung ausgelastet ist. „Ein Sport-Leistungskurs mit 25 Schülerinnen und Schülern z. B. benötigt aber für viele Inhalte eine größere Bewegungsfläche“, so Jonischeit. Etwa ein Viertel aller Sportstunden findet zudem in der schuleigenen Gymnastikhalle statt. Hier seien aber viele Unterrichtsinhalte gar nicht möglich, da zum Beispiel das Ballspielen untersagt sei.
Rechtsstreit nach Turnhallen-Brand
Zweieinhalb Jahre ist an der Turnhalle an der Erich-Kästner-Schule nichts passiert – das verhinderte ein Rechtsstreit. Dieser konnte nun beigelegt werden. „Es kam zu einer außergerichtlichen Einigung“, teilte Stadtsprecher Peter van Dyk im Dezember 2021 auf Anfrage mit. Ob nun saniert – oder abgerissen und neugebaut – wird, sei noch offen.
Den Rechtsstreit fochten übrigens nicht die Stadt und die Dachdecker-Firma aus, bei deren Arbeiten das Feuer am 18. Juli ausgebrochen war, sondern die Verwaltung mit der eigenen Versicherung, die gegen Brandschäden abgeschlossen wurde.
Nun kam es zum Vergleich, wonach sich die Versicherung bereiterklärt, 5,5 Millionen Euro zu bezahlen. „Das ist eine hohe Summe“, sagte Peter van Dyk, „aber es ist auch klar, dass man davon keine neue Halle baut.“ Nun sei zumindest klar, „in welchem Umfang wir uns Gedanken machen können“.
Der schuleigene Fitnessraum könne nicht genutzt werden. Jonischeit: „Da keine Reinigung seitens der Stadt erfolgt. Bisher wurde die Reinigung von einer Schüler-AG übernommen; das ist aber in Corona-Zeiten nicht verantwortbar.“ Und auch die bisher mögliche Mitnutzung der Uni-Sportanlage entfalle aus Pandemiegründen, der benachbarte Sportplatz an der Glücksburger Straße werde meistens von Grundschulen genutzt.
Schulleiter Jonischeit zieht folgendes Fazit: „Formal findet der Sportunterricht statt, aber vielfach nicht lehrplankonform. Das noch dreieinhalb Jahre – das ist schwer hinzunehmen.“
Auch SPD und Grüne kritisieren das in ihrer Anfrage an den Betriebsausschuss: „Das ist aus unserer Sicht ein deutlich zu langer Zeitraum, angesichts der Dringlichkeit des Schulsportes. Gerade in den Zeiten der Corona-Pandemie verzeichnen wir bei Kindern und Jugendlichen einen eklatanten Bewegungsmangel, welcher auch negative Folgen für die Entwicklung der Kinder und Jugendlichen haben kann.“
Turnhallenbrand in Querenburg: Rauch war in vielen Teilen Bochums zu sehen
Mitte Juli 2019 hatte das Dach der Turnhalle Feuer gefangen, rund 100 Feuerwehrleute waren in den Mittagsstunden des 18. Juli bis in die frühen Abendstunden damit beschäftigt, das brennende Hallendach zu löschen. 150.000 Liter Wasser wurden dafür durch die Schläuche gepumpt. Auch durch das Löschwasser entstand ein hoher Schaden, sodass die Halle seitdem als einsturzgefährdet gilt.
Die Rauchschwaden waren weithin im Stadtgebiet zu sehen. Die Universitätsstraße musste wegen des Qualms sogar zeitweise gesperrt werden.