Bochum-Langendreer. Immer wieder werden beim Gassigehen in Bochum seltsame „Häppchen“ entdeckt. Giftköder? Hundebesitzer sind in Sorge – und immer auf der Hut.

Als sie realisierte, was dort auf dem Boden lag, zog Alexandra Orth aus Bochum-Langendreer ihren Windhund sofort von Ort und Stelle. Hätte sie nicht gerade noch aufgepasst, vielleicht wäre etwas von dem seltsamen, rosafarbenen „Häppchen“ im Maul des dreijährigen Windhundes gelandet. Ist das ein Giftköder? Weitere Szenarien will sich Orth gar nicht ausmalen.

Bochum: Giftköder? Bei Hundebesitzern in Langendreer geht die Angst um

„Immer, wenn ich mit meinem Hund spazieren bin, geht mein Blick auf die Schnauze von Linus“, sagt Orth. Ihre Sorge: Linus könnte sich vergiften. „Die Vorfälle hier in Langendreer häufen sich“, sagt die 48-Jährige. Sie selbst habe nun schon mehrfach seltsame Funde gemacht. Die Angst geht um.

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„Ich kann nicht sagen, ob es sich um Giftköder handelt, aber es deutet vieles darauf hin“, sagt Orth. Sie hat ihre Funde jedes Mal fotografisch festgehalten und andere Hundebesitzer über die App „Dogorama“ gewarnt. In Maulwurfshügeln verbuddelte Mettwurst, auf der Wiese verteilter Hackbraten, Hähnchenbrustfilet und zuletzt Kuchen mit einer unerklärlichen pinken Substanz – immer wieder im Bereich des Luchweges in Langendreer. „Ich habe Angst um mein Tier“, sagt Orth.

Gerüchteküche brodelt, aber: Keine gesicherten Fakten

Auch bei anderen Hundebesitzern in Langendreer sei die Sorge groß „Das ist hier ein großes Thema“, weiß die Bochumerin aus Gesprächen mit anderen Herrchen und Frauchen. Das Problem nur: Wirklich gesichert sind wenige Fakten, die Gerüchteküche in Langendreer brodelt aber dennoch. „Ich habe mich bei Schädlingsbekämpfern informiert – Rattengift kann beispielsweise auch durchsichtig sein“, sagt Orth.

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Rein optisch lasse sich also nicht abschließend beurteilen, ob es sich um Giftköder handele. „Aber die Lebensmittel können ja nicht zufällig in einen Maulwurfshügel gekommen sein“, gibt Orth zu bedenken. Sie hat bereits mehrere Hebel in Bewegung gesetzt und Kontakt zur Stadt und Polizei aufgenommen.„Einmal war die Polizei sogar schon ausgerückt“, sagt Orth.

Verdacht: Wut wegen Hundekot

Die Polizei kann das bestätigen, allerdings nicht das beabsichtigte Verteilen von Giftködern. Im Oktober vergangenen Jahres sollen zwei an einem Wohnhaus zulässig ausgelegte „Rattenköderfallen“ durch Unbekannte an einen einige Meter entfernt nahe gelegenen Parkplatz „versetzt“ worden sein.

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„Das alles ist sehr seltsam“, findet Orth. Sollte es sich wirklich um Giftköder handeln, hat sie zumindest eine Erklärung dafür, woher der Hass auf Hunde kommt. „Hier liegt wirklich viel Hundekot herum. Ich selbst bin schon hereingetreten“, ärgert sie sich. Die Vierbeiner könnten nichts dafür, die Schuld liege bei den Hundehaltern. „Das rechtfertigt also nicht das Verteilen von Ködern“, betont Orth.

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Nicht nur in Bochum-Langendreer sind vermeintliche Giftköder ein Thema. Bereits im Februar berichtete die WAZ über die Sorge der Hundebesitzer. Damals lauteten die jüngsten Meldungen in der Warnapp: „Schwerer Vergiftungsfall Werner Feld“, „Wurst mit Heftzwecken im Park zwischen Neggenborn und Sonnenleite“ und „Rasierklingen mit Fleisch im Stadtpark“.

Strafmaß

Kommt ein Tier durch ausgelegte Köder zu Schaden, liegt das Strafmaß bei bis zu drei Jahren oder einer Geldstrafe. Isst sogar ein Kind von dem Köder, greift bereits die gefährliche Körperverletzung mit einem Strafmaß zwischen sechs Monaten und zehn Jahren.

Einen Anstieg an ausgelegten Ködern verzeichnete die Bochumer Polizei zuletzt nicht. Im Jahr 2020 gab es insgesamt 17 Anzeigen wegen Straftaten zum Nachteil von Tieren. Im vergangenen Jahr habe man einen Rückgang von 30 Prozent gesehen.

Schon damals gab Tierarzt Dr. Götz Bachler den Rat: Im Fall der Fälle schnellstmöglich den Tierarzt aufsuchen. „Bei Rattengift können wir ein Mittel spritzen, dass der Hund sich erbricht“, so der Tierarzt. Habe das Tier scharfkantige Fremdkörper verschluckt, könne eine Operation notwendig sein. Ein Hinweis auf eine Vergiftung mit Rattenköder sei es, wenn sich das Tier auffällig schlapp verhalte, hatte der Tierarzt informiert.

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„Die Schleimhäute an den Augen werden dann außerdem ganz blass“, informiert Bachler. Blut im Stuhl des Tieres könne ebenfalls auf einen Fremdkörper hindeuten.“Oftmals hat das aber auch andere Ursachen“, gibt Bachler zu Bedenken.

Auch die Aussagen der Bochumer Polizei haben nicht an Aktualität verloren: „Das reine Auslegen solcher Giftköder stellt eine versuchte Sachbeschädigung nach dem Strafgesetzbuch dar“, so Pressesprecher Marco Bischoff. Die Polizei sei der richtige Ansprechpartner bei solchen Köderfunden und nehme eine entsprechende Anzeige auf.