Bochum-Langendreer/Witten. Über Jahrzehnte ist in einem Wald in Bochum eine Mountainbike-Piste entstanden. Diese baut die Stadt nun zurück. Dabei störte sie niemanden.
Schilder hatten es schon angekündigt, jetzt geht es los: Die Stadt Bochum baut eine „wilde“ Mountainbike-Piste in einem Waldstück an der Stadtgrenze Langendreer/Witten zurück. Ganz plötzlich, nach 30 Jahren. Über die Jahrzehnte hatten sich die Mountainbiker selber Hügel und Sprungschanzen angelegt und diese auch intensiv genutzt. Das ist nun vorbei.
Stadt Bochum vertreibt Mountainbiker aus Waldstück – nach 30 Jahren
Schon einmal, 2016, war die Strecke gegenüber vom TuS Kaltehardt von der Stadt Bochum entschärft worden. „Damals waren die Sprungschanzen noch größer, fast schon semiprofessionell“, erinnert sich Roland Hauber aus Langendreer, der einen der sonnigen Tage nutzte, um noch einmal mit seinem Sohn Lio (fast 8) die Piste abzufahren. So wie er es selbst damals als Kind getan hat.
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„Und jetzt sollen die Kinder plötzlich vertrieben werden“, sagt Roland Hauber kopfschüttelnd. Die Begründung der Stadt, die auf den Schildern steht, kann der 40-Jährige nicht nachvollziehen: „Es soll zu einem Absterben der Bäume kommen? Die Piste gibt es schon seit mehr als 30 Jahren – und die Bäume stehen noch immer.“
Auch ein paar junge Biker, die immer extra aus Castrop-Rauxel und Dortmund nach Langendreer kamen, sind traurig. „Das ist die einzig große und anspruchsvolle Piste in der Region“, sagen sie. „Es gibt sonst nichts.“ Sie hätten hier auch selbst mitgebaut, sagen die Teenager. Und aber auch die Anlage in Schuss gehalten. „Wir haben hier regelmäßig den Müll aufgesammelt.“
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Voll des Lobes über die Mountainbiker ist auch der einzige Anwohner Friedhelm Ernst. „Ich fand die Anlage gut, eine absolute Bereicherung.“ Er kenne niemanden, der sich an ihr gestört habe. Die Biker seien ein sehr freundliches Völkchen. „Die grüßen auch immer nett.“
Die Idee der Mountainbiker, die Anlage im Wald naturnah umzubauen und somit zu erhalten, findet im Rathaus keinen Anklang. „Der Wald ist Teil eines Landschaftsschutzgebietes und die Nutzung durch Bikerinnen und Biker wurde lediglich geduldet. Eine Ertüchtigung der Anlage ist daher nicht möglich“, heißt es.
Mountainbike-Verbot: Stadt Bochum verweist auf Schäden in der Natur
„Der Rückbau erfolge aus mehreren Gründen. „Radfahrende haben vermehrt eigene Sprunganlagen gebaut, die zum Teil die Wurzelhälse von Bäumen beschädigt haben“, sagt Stadtsprecherin Janina Zogass.
Auch könne die Stadt Bochum als Flächeneigentümer keine Haftung für die Anlagen übernehmen, so dass die nicht professionell errichteten Bauten zurückgebaut werden müssten. Zudem liege die Fläche innerhalb des Wittener Stadtgebiets. „Und die Stadt Bochum wurde von der Stadt Witten auf die unbefriedigende Situation vor Ort hingewiesen“, so Zogass.
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Dass die Bäume noch stünden, sei schön, aber kein Zeichen von Vitalität. „Beschädigungen an Bäumen werden häufig nicht sofort sichtbar, sondern zeitverzögert“, erklärt Janina Zogass. „An zahlreichen Bäumen sind mittlerweile Schäden am Wurzelwerk zu erkennen. Daneben haben viele Bäume sehr lichte Kronen und einen großen Totholzanteil. Die Stand- und Bruchsicherheit der Bäume ist dadurch nicht mehr gewährleistet.“
Stadt Bochum stellt Ausweichstrecke für Mountainbiker in Aussicht
Darüber hinaus sei zu erkennen, dass der Waldboden mittlerweile so festgefahren ist, dass dies bei Bäumen zu enormen Schäden führe.
Eine Sache von Tagen
Der Rückbau der Mountainbike-Strecke ist am Montag, 25. April, gestartet. „Dabei wird mit möglichst leichten, aber für den Zweck geeigneten Maschinen möglichst schonend vorgegangen“, versichert Janina Zogass von der Stadt. Der Rückbau dauere voraussichtlich zwei bis drei Tage. Zusätzliche Kosten entstünden dabei nicht.
Die Rückbaumaßnahme wurde laut Stadt mit der Bezirksvertretung, angetroffenen Jugendlichen und den beteiligten Stadtämtern abgestimmt.
Die Belange der jungen Bikerinnen und Biker habe man aber weiter im Blick. „Wir befinden uns im engen Austausch mit den Jugendlichen“, sagt Janina Zogass. Wir haben ihnen zwei Ausweichflächen vorgeschlagen, die sie mit ihren Mountainbikes befahren könnten. Bei der weiteren Planung werden die Jugendlichen eingebunden.“
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Daran ist auch Bezirksbürgermeisterin Andrea Busche (SPD) sehr gelegen. Sie berichtet von einer alternativen Fläche an der Hauptstraße, zwischen Kleingartenanlage Eschweg und Friedhof, wo früher die alte Kompostieranlage der Stadt war. „Die finden die Jugendlichen gut. Das Problem ist nur, dass die Stadt nicht so baut wie die es gerne hätten. Von daher wäre es gut, einen Verein für die Gestaltung und die Aufsicht des Geländes zu finden. Gespräche laufen da auch schon.“