Bochum-Langendreer. Bei Wind und Wetter stellt Ralf Mark in Bochum die Post zu. Dabei hat er immer gute Laune. Mit ein Grund, weshalb der Postbote so beliebt ist.

Ralf Mark ist in Bochum-Langendreer bekannt wie ein bunter Hund – dabei trägt er „nur“ Schwarz und Gelb. Seit mehr als 40 Jahren ist der 61-Jährige bei der Post, seit 25 Jahren hat er seinen festen Zustellbezirk in Langendreer. Hier radelt er bei Wind und Wetter von Haus zu Haus, um die Post zu bringen. Dabei hat er immer gute Laune. Mit ein Grund, weshalb Postbote Mark so beliebt ist.

Bochum: Wie Postbote Ralf Mark zum Liebling seines Bezirks wurde

Seit 25 Jahren haben wir einen freundlichen, netten und fleißigen Postboten in Langendreer“, schrieb Annetraud Hansdieke an die WAZ. Sie findet: „Es ist an der Zeit, dass er einmal mit Bild in der Zeitung erscheint.“ Aber gerne doch.

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„Ich bleibe immer draußen stehen und warte auf ihn, wenn ich Ralf Mark von weitem sehe“, erzählt Annetraud Hansdieke. Sie freue sich immer, mit ihm kurz zu plauschen. „Ist doch schön, wenn man sich kennt und einen guten Morgen wünscht“, findet die 69-Jährige, die hervorhebt, dass man sich auf ihren Postboten zu hundert Prozent verlassen könne.

Je nach Dringlichkeit schellt Postbote Ralf Mark auch mal an und übergibt die Post persönlich. Annetraud Hansdieke freut sich über diesen besonderen Service.
Je nach Dringlichkeit schellt Postbote Ralf Mark auch mal an und übergibt die Post persönlich. Annetraud Hansdieke freut sich über diesen besonderen Service. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

„Der schellt auch mal an, wenn auf dem Briefumschlag ,Bitte nicht knicken’ steht“, lobt Annetraud Hansdieke. Andere Zusteller würden das Kuvert womöglich in den kleinen Briefkasten stopfen. Ralf Mark nicht. „Der denkt mit.“

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Und er ist sympathisch. „Der netteste Postbote überhaupt“, sagt Hansdiekes Nachbarin Sigrun Frigge, die gerade mit dem Hund vorbeikommt. Für Ralf Mark ist gute Laune gar nichts besonderes. „Als Griesgram macht man sich ja keine Freunde“, sagt er und lacht. Er halte es mit dem Sprichwort „Wie es in den Wald ruft, so schallt auch wieder hinaus“.

Postbote: Zustellbezirk ist immer größer geworden

Dabei hätte Ralf Mark durchaus alle Gründe, auch mal nicht so gut gelaunt in seinem Bezirk unterwegs zu sein. Denn dieser ist im Laufe der Jahre immer größer geworden; früher waren hier drei Postboten im Einsatz. Zeit für einen Plausch sei da eigentlich kaum noch, sagt er. Das sei auch mal anders gewesen. Da habe man den Postboten auch gerne mal ein Schnäpschen angeboten. „Vor allem, als wir noch die Rente ausgezahlt haben“, erinnert er sich. Da sei manch Kollege auch schon mal abgestürzt...

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Heute undenkbar. Die Arbeitszeit ist so eng getaktet, da bleibt nicht viel Luft. Das, was Ralf Mark und seine Kollegen in Zeiten der digitalen Kommunikation weniger an Briefen zustellen, haben sie nun in Form von Päckchen und kleinen Paketen in den Lastenfahrrädern liegen. „So fangen wir den Briefschwund auf und machen einen Stellenabbau unnötig“, erklärt Robert Ernzer, Sprecher der Deutschen Post AG, der weiß, dass die Kollegen wie Ralf Mark „einen knackigen Job“ verrichten.

5,8 Zustellungen pro Tag

Zuletzt hatte die Deutsche Post AG große Probleme bei der Zustellung in einigen Bereichen von Langendreer und auch in anderen Stadtbezirken eingeräumt. „Corona hat uns da sehr zugesetzt“, sagt Post-Sprecher Robert Ernzer. „Inzwischen sollten die Kunden eine deutliche Entspannung der Lage bemerken.“ Intern gebe es allerdings weiterhin viele Herausforderungen zu meistern.

Ernzer führt das auch auf die in der Coronazeit gestiegen Zahl an Zustellungen zurück. „Vor dem Lockdown haben wir am Tag 5,3 Millionen Postsendungen zugestellt, mit Corona stieg die Anzahl auf neun Millionen an.“ Nicht aber die Zahl der Zusteller: 120.000 Postboten sind laut Post bundesweit tagtäglich im Einsatz. Aktuell liege die Zahl der täglichen Zustellungen bei 5,8 Millionen.

Allerdings mit viel Leidenschaft, sagt Ralf Mark. „Ich bin total gerne Postbote und war immer stolz darauf.“ Seinen Bezirk findet er wunderschön, zumal er für ihn, den Langendreerer, auch direkt vor der Haustür liegt. „Was will man mehr?“

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1345 Haushalte liegen in Ralf Marks Zustellbezirk, der zwischen der Hauptstraße und Stockumer Straße bis hoch zur Stadtgrenze Bochum/Witten führt. Rund 20 Kilometer radelt er am Tag. Viele Male hatte er einen Platten, zweimal brach ihm die Gabel. Was zeigt, dass die Brieflast, die er transportiert, zugenommen hat. Mark lacht: „In die Muckibude muss ich da nicht mehr.“

Ob Hochzeiten oder Todesfälle – Ralf Mark weiß, was in seinem Bezirk passiert. Aber verraten tut er natürlich nichts. „Postgeheimnis“, sagt er mit einem verschmitzten Lächeln – und radelt gut gelaunt weiter.