Bochum. Angehörige sind verunsichert, wenn ein Grab beschädigt oder Dinge gestohlen werden. Friedhofsgärtner in Bochum kennen das Problem schon lange.
Die Nachrichten über gestohlene Bronzen von Friedhöfen, verwüsteten oder entwendeten Grabschmuck mehren sich. Für die Angehörigen bedeuten solcher Vandalismus, solche Kriminalität immer ein tiefer Schock. Andrea Wiese, Juniorchefiin der großen Bochumer Friedhofsgärtnerei Wiese, bestätigt diese Wahrnehmung: „Es wird tatsächlich immer schlimmer. Mittlerweile werden sogar die Wasserhähne an Friedhofsbrunnen abgeflext.“ Beschäftigte ihrer Gärtnerei sind auf vielen Bochumer Friedhöfen unterwegs und haben daher einen ganz guten Überblick.
Bochumer Friedhöfe: Gestohlen wird, was sich zu Geld machen lässt
Dies bestätigt auch die Stadt. Aktuell wurden auf dem Hauptfriedhof Freigrafendamm in zwei Etappen fast sämtliche Metallleitungen aus den Wasserzapfstellen herausgebrochen. Die Täter gingen systematisch vor. Zuerst war der Teil des Friedhofs in Altenbochum betroffen, in der Woche darauf der Bereich Havkenscheid.
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Gestohlen wird alles, was sich irgendwie zu Geld machen lässt. Kupferne Schalen, obwohl in Steinfundamenten oder Betonsockeln verdübelt, lassen die Diebe genauso mitgehen, wie bronzene Buchstaben von Grabsteinen, kleine Statuen oder Laternen für die Grabbeleuchtung. Andrea Wiese kennt auch kein Patentrezept, aber: „Ich empfehle Kunden, die sowas erlebt haben, immer, dies bei der Polizei zu melden.“
Ein großer Bochumer Steinmetzbetrieb weiß gar zu berichten, dass mehr und mehr Kundinnen und Kunden mittlerweile ganz bewusst bei der Bestellung eines Grabsteins darum bitten, dass keine Buntmetalle verwendet werden, weil sie Angst vor Diebstahl oder Beschädigung haben.
Werner Sydlik betreut mit seiner Friedhofsgärtnerei den St.-Franziskus-Friedhof in Weitmar. Der Friedhof wird von der katholischen Kirchengemeinde betrieben und auch abends von einem Wachdienst kontrolliert. „Ich glaube auch, dass die Häufigkeit von Diebstählen mit der Entwicklung des Metallpreises zusammenhängt“, vermutet Sydlik.
Was die Polizei sagt
Für die Polizei-Statistik gibt es zwei relevante Delikte, die sich im Friedhofsumfeld abspielen. Zum einen geht es um die Störung der Totenruhe, wo unter Umständen auch Vandalismus dazugehört. Bei den Diebstähle falle etwa auch gestohlene Wegeplatten darunter. Der andere Punkt sind Diebstahlsdelikte im Friedhofsumfeld. (Siehe Tabelle)
Was die Zahlen aus der Polizeistatistik nicht beinhalten, sind natürlich all die Fälle, die erst gar nicht zur Anzeige gebracht werden. Auch wenn manchmal der Sachschaden gering ist, so richten solche Taten stets auch einen emotionalen Schaden bei den Angehörigen an, weiß die Polizei.
Sie unterstreicht aber auch, dass eine regelmäßige Überwachung der zum Teil sehr weitläufigen Friedhöfe nicht möglich sei. Bei akutem Verdacht jedoch würden Polizeistreifen natürlich die Anlagen überwachen.
Überhaupt scheinen die Diebstähle auf den großen städtischen Friedhöfen drastischer zu sein. Hier hat Holger Sense, von der Evangelischen Friedhofsverwaltung im Kirchenkreis Gelsenkirchen/Wattenscheid eine Vermutung. Diese betreut auch den evangelischen Friedhof an der Westenfelder Straße in Wattenscheid. „Bei uns kommen solche Dinge so gut wie gar nicht vor. Der Friedhof wird jeden Abend abgeschlossen, es gibt keine Angsträume und eine gute Kommunikation.“ Außerdem, so fügt er hinzu. „ist immer jemand von der Verwaltung vor Ort und ansprechbar.“
Städtische Friedhöfe bleiben nachts offen
Da liegt die Vermutung nahe, dass bei den großen städtischen Friedhöfen wie dem Blumenfriedhof oder dem Hauptfriedhof Freigrafendamm, die ohnehin schon sehr unübersichtlich und nicht immer gut einsehbar sind, Diebstähle oder Vandalismus auch deshalb häufiger vorkommen, weil auf einigen Friedhöfen nur selten jemand vor Ort ist.
Dazu Stadtsprecher Peter van Dyk: „Leider ist eine Überwachung nach Dienstschluss durch den Technischen Betrieb nicht möglich. Da in jedem Fall aber Anzeige erstattet wird, ist zumindest die Polizei informiert und sensibilisiert.“
Die städtischen Friedhöfe werden, so van Dyk, schon seit sehr langer Zeit nicht mehr abgeschlossen, da dies bei den vielen Friedhöfen und den vielen Eingängen schlicht nicht zu leisten sei. Eine Überwachung der Friedhöfe etwa mit Kameras sei für die Stadt aufgrund der großen Flächen ebenfalls nicht zu gewährleisten. Private Sicherheitsdienste werden zudem nicht beschäftigt.