Bochum-Langendreer. Grabräuber suchen immer wieder die letzte Ruhestätte von Rebekka Kunstmanns Tochter auf. Die trauernde Mutter aus Bochum fühlt sich hilflos.
Rebekka Kunstmann aus Bochum ist verärgert und verzweifelt zu gleich. Immer wieder suchen Grabräuber die letzte Ruhestätte ihrer Tochter auf dem städtischen Friedhof in Langendreer heim und klauen Blumen. Die 39-Jährige hat ihr Baby im November 2018 direkt nach der Geburt verloren. Das Grab von Alma Charlotte ist für die trauernde Mutter der einzige Ort, sich ihrer Tochter nah zu fühlen. Und dann passieren immer wieder diese schlimmen Vorfälle.
Mutter aus Bochum verzweifelt: Räuber schänden das Grab ihres Babys
Das Grab sieht wirklich hübsch aus. Viele bunte Blumen umrahmen einen Gedenkstein, auf dem der Name von Alma Charlotte steht. Ihr gehe es nicht um den finanziellen Verlust, wenn wieder mal ein Blümchen herausgerissen wurde, sagt Rebekka Kunstmann. Doch das geht jetzt schon seit Jahren so. „Und die picken sich immer nur das Grab meiner Tochter heraus“, wundert sich die Heilpädagogin. Denn drumherum gebe es ähnlich gepflegte und hergerichtete Gräber.
Auch interessant
Rebekka Kunstmann fühlt sich verunsichert. Sie glaubt, dass jemand das Grab beobachtet. Und dann auch noch ausgerechnet zu emotional besonderen Zeitpunkten zuschlägt. „Zweimal schon ist es am Muttertag passiert“, berichtet Rebekka Kunstmann. „Und jüngst wieder am Valentinstag. Das ist schon skrupellos.“
Bochum: Mutter und Tochter blieben nur 45 gemeinsame Minuten
Inzwischen überlegt sie, die Polizei einzuschalten. Mit dem Friedhofsamt habe sie schon gesprochen, „die haben mir ihr Bedauern ausgedrückt und es aufgenommen“. Rebekka Kunstmann weiß selbst, dass es fast aussichtslos erscheint, den oder die Grabräuber zu erwischen. „Aber vielleicht liest ja derjenige diese Zeilen und realisiert, was das alles mit mir macht.“ Und erfährt, welche Geschichte sich dahinter verbirgt.
Auch interessant
Rebekka Kunstmann war nach einer Fehlgeburt sehr schnell wieder schwanger geworden. Irgendwann habe sie das Gefühl gehabt, dass etwas nicht stimmt, erzählt sie. Alma Charlotte sei ein sehr aktives Kind gewesen. „Wenn andere Mütter von Schmetterlingsflügeln im Bauch sprechen, dann war es bei mir ein Dino.“
Mehr Kontrollen? Stadt will prüfen
Die Stadt bestätigt, dass es immer mal wieder passiere, dass es auf den Friedhöfen zu Diebstahl von Pflanzen und Grabeinrichtungen kommt. „Vermehrt ist es in der letzten Zeit zu Metalldiebstahl Im Bereich des Hauptfriedhofs gekommen. Hier wurden ganze Wasserleitungen aus den Zapfstellen entwendet“, teilt Sprecher Peter van Dyk mit. Mitarbeiter würden bestätigen, dass in letzter Zeit häufiger Pflanzen von den Gräbern entwendet wurden.
Die Möglichkeiten der Stadt seien „sehr beschränkt“. Eine Kontrolle durch den Technischen Betrieb als zuständige Dienststelle könne nicht durchgeführt werden. Die Kollegen würden aber „mit dem Ordnungsamt Verbindung aufnehmen und prüfen, ob eine verstärkte Kontrolle seitens des Ordnungsamtes machbar ist“, so Peter van Dyk. Auch die Polizei nehme von Zeit zu Zeit Begehungen auf den Friedhöfen vor.
Eine Untersuchung habe dann ergeben, dass die Kleine einen schweren Herzfehler habe. „Einen, der oft in Zusammenhang mit dem Down-Syndrom aufritt.“ Sie sei in der Schwangerschaft „zu allen Orten gefahren, die ich ihr zeigen wollte, habe ganz viel mit ihr geredet und gesungen.“ Wohlwissend, dass sie dazu später nicht die Gelegenheit haben würde. „Dafür war ihr Herz zu schwach.“
Auch interessant
In der 32. Woche musste Alma Charlotte wegen einer Herzinsuffizienz geholt werden. „Es war eine Palliativ-Geburt“, erzählt Rebekka Kunstmann. „Ich wollte meine Tochter unbedingt kennenlernen und konnte noch eine Dreiviertelstunde mit ihr verbringen. In dieser Zeit konnte ich sie auch taufen. Das waren unvergessliche Momente. Alma Charlotte ist das Schönste, was ich je gesehen habe.“
Für ihre Tochter will Rebekka Kunstmann auch jetzt noch da sein. „Ich möchte sie mit dem Schönsten versorgen, was ich bieten kann.“ Etwa mit vielen bunten Blumen „in unserem kleinen Gärtchen“, wie Rebekka Kunstmann das Grab ihrer Tochter nennt. Auch eine kleine Wühlmaus treibe dort ihr Unwesen, sagt sie. „Aber die darf das.“