Bochum-Altenbochum. Julia Hasenauers Sohn wurde tot geboren, er liegt auf Bochums Hauptfriedhof. Die Mutter bangt erneut, dass die Stadt den Grabschmuck entfernt.

Fast zehn Jahre ist es her, dass Julia Hasenauer aus Bochum-Kornharpen ihren Sohn still auf die Welt bringt, er starb in der 23. Schwangerschaftswoche. Die junge Frau entscheidet sich, ihr Kind in der Gemeinschaftsgrabanlage mit dem Namen „Lichtgarten“ auf dem Hauptfriedhof in Bochum bestatten zu lassen, zusammen mit 16 anderen Kindern. Heute bereut die 32-Jährige das.

Stadt Bochum erlaubt keinen Schmuck auf Gemeinschaftsgrab: Eltern verärgert

„Ich habe mir das angeschaut und mich auch dafür entschieden, weil die Grabanlage so schön bunt war“, erklärt Julia Hasenauer. Damals weiß sie nicht, dass Grabsteine, Kerzen oder Stofftiere hier nicht liegen dürfen. „Ich wurde nicht ausreichend aufgeklärt“, sagt sie rückblickend.

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Das Thema sorgte bereits vor rund anderthalb Jahren für Ärger: Die Stadt entfernte plötzlich und unerwartet den kompletten Grabschmuck von der Anlage, drei Tage vor Allerheiligen. Kerzen oder Blumen sind dort nicht erlaubt, weil der städtische Friedhofsgärtner die Grabfläche einheitlich gestaltet. Darauf verweist seitdem auch ein Schild, das mittlerweile verwittert ist. Von dieser Regel erfuhren auch Eltern wie Agnes Adamski, die sich damals an die WAZ wandte, erst, als der Grabschmuck ohne Vorwarnung entfernt wurde.

„Man möchte seinem Kind etwas mitbringen“

Bewusst hat Julia Hasenauer nur noch eine geringe Menge Grabschmuck auf der Anlage stehen, zum Beispiel ein Windrad, einen Kerzenständer mit einer Lampe drauf, eine bemalte Fliese, einen Schmetterling, gesammelt in einer kleinen Ecke. „Das Dumme ist, man weiß, dass man da nichts mehr hinstellen darf. Aber man möchte seinem Kind etwas mitbringen“, sagt sie. Doch es bleibt die Angst, dass die Stadt Bochum diese plötzlich entfernt. „Es wäre einfacher, wenn wir wüssten, wann die Sachen weggeräumt werden sollen.“

Blick über die Gemeinschaftsgrabanlage Lichtgarten auf dem Hauptfriedhof in Bochum: Hier können Kinder beerdigt werden, die tot zur Welt gekommen sind.
Blick über die Gemeinschaftsgrabanlage Lichtgarten auf dem Hauptfriedhof in Bochum: Hier können Kinder beerdigt werden, die tot zur Welt gekommen sind. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Von der Stadt Bochum heißt es dazu auf Nachfrage: „Der vorhandene Grabschmuck wird derzeit zu unregelmäßigen Zeiten, immer dann wenn der Eindruck entsteht, das Feld würde einen ungepflegten Eindruck machen, abgeräumt“, so Stadtsprecher Peter van Dyk. Viele der Spielsachen seien nicht geeignet, der Witterung auf Dauer standzuhalten. Diese würden dann entsorgt. Auch Erkennungszeichen wie z. B. kleine Grabmale oder ortsfeste Vasen und Laternen werden abgeräumt, aber am Hauptfriedhof eingelagert und können dort abgeholt werden.

Stadt Bochum plant ein dauerhaftes Hinweisschild

Generell ist Grabschmuck laut Friedhofssatzung laut Stadt nicht erlaubt, allerdings duldet sie beispielsweise Windräder und andere Spielzeuge aus Kunststoff. „Was allerdings nicht erlaubt ist, ist das Herrichten von individuellen Einzelgräbern.“, so van Dyk weiter. Der Grund: Es handelt sich um eine Gemeinschaftsgrabanlage, andere Angehörige könnten sich bei einer zu persönlichen Einrichtung gestört fühlen.

Die Stadt Bochum plane nun, ein dauerhaftes Hinweisschild zu gestalten. Julia Hasenauer wünscht sich, dass Eltern, deren Kinder tot geboren werden, direkt besser informiert werden und die Grundregeln deutlich gemacht werden. Hätte sie diese vorher gekannt, hätte sie sich für ein einzelnes Grab entschieden.