Bochum-Mitte. In einem Bürgerantrag fordern die Anwohner der Sophienstraße die Ausdehnung des Bewohnerparkbereichs. Was die Stadt Bochum dazu sagt.
Seit 20 Jahren lebt Oliver Wissner an der Sophienstraße. Das ungetrübte Wohnen aber sei seit gut eineinhalb Jahren vorbei. „Unsere Straße wird ständig zugeparkt; vor allem auch durch die Schule und die Musikschule, so dass wir Anwohner keinen Platz mehr finden. Hinzu kommt ein enormer Park-Such-Verkehr.“ Er sieht eine Lösung in der Ausdehnung des Bewohnerparkbereichs auch auf die Sophienstraße und stellt dazu einen Bürgerantrag. Doch die Stadt Bochum winkt ab.
Die aktuelle Situation führen die Nachbarn auf die Umsetzung der ersten Stufe des „Gesamtkonzepts ruhender Verkehr“ zurück, das das Parken innerhalb des Gleisdreiecks regelt. „Seit der Bewohnerparkbereich in den Straßen Fahrendeller Straße, Präsident- und Signalstraße gilt, hat sich der Parkdruck für die Anwohner der Sophienstraße drastisch erhöht“, so Wissner.
Ordnungsamt Bochum schleppt Falschparker ab
„Da diese Situation sich zum Teil auch bis in die Abend- und Nachtstunden fortsetzt, sind auch Ieider wir als Anwohner gezwungen, eine Runde durch unser Wohnviertel in Kauf zu nehmen“, schildert Wissner, „bei Erfolglosigkeit haben wir dann schon mehrfach als Ausweichlösung einen Parkplatz auf der Signalstraße gesucht. Diese Ausweichlösung endete jedoch bereits zweimal in einer gebührenpflichtigen Verwarnung für uns“.
Die Sophienstraße und die Präsidentstraße sind durch eine Fußgängerbrücke über die Eisenbahnstrecke miteinander verbunden. An der Fahrendeller Straße befinden sich sowohl der Teilstandort der Feldsieper Grundschule sowie die Dependance 1 des AIice-Salomon-Berufskollegs. Viele Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler des Berufskollegs parkten seit Einführung des Bewohnerparkbereichs dort nun bevorzugt in der Sophienstraße, wodurch den Anwohnern der Sophienstraße kaum bis keine Parkmöglichkeiten mehr blieben. Andere stellten ihre Fahrzeuge hier ab, weil sie in die nahe gelegene Innenstadt wollten.
Stadtverwaltung macht wenig Hoffnung
„Das Ordnungsamt war schon mehrfach da, weil Geh- und Rettungswege zugeparkt waren. Dabei wurden Fahrzeuge abgeschleppt, zuletzt im vergangenen November. Der Bewohnerparkbereich sollte auf den ganzen Block ausgedehnt werden, um Fremdparker herauszuhalten“, sagt Wissner.
Doch die Stadtverwaltung macht ihm wenig Hoffnung. In der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung Bochum-Mitte erklärte Martin Daum vom Planungsamt: „Die maximal mögliche Ausdehnung des Bewohnerparkbereichs B ist bereits erreicht. Daher kann die gewünschte Erweiterung des Gebiets auf die Sophienstraße nicht umgesetzt werden.“
Grundsätzlich stehe, so die Verwaltung, der öffentliche Verkehrsraum allen Verkehrsteilnehmenden gleichermaßen zur Verfügung und insbesondere im Umfeld der Innenstadt müsse auch dem Einzelhandel und Dienstleistungen Rechnung getragen werden. Zudem sollte der private Stellplatzbedarf ohnehin vorrangig auf privaten und nicht auf öffentlichen Flächen im Straßenraum gedeckt werden.
Erste Stufe des Parkkonzepts
Mit einer Ausweitung der Parkraumbewirtschaftung begegnet die Stadt dem hohen Parkdruck in der Innenstadt und angrenzenden Ortsteilen und Quartieren. Im Bereich von Gleisdreieck, Südinnenstadt, Ehrenfeld, Stadtpark und der Augusta-Klinik wurde ab Herbst 2019 ein Mischprinzip aus kostenpflichtigem Parken und Anwohnerparken sowie eine Ausdehnung der Anwohnerparkzeit bis 23 Uhr eingeführt.Mit dieser ersten Stufe des Konzepts sollte sich in den dicht besiedelten Straßenzügen, in denen es früher weniger Autoverkehr und Parkraumbedarf gab, vor allem die Situation für Anwohner verbessern.
Die Grenze des Bewohnerparkgebiets B verläuft entlang der Bahntrasse, so das Planungsamt. Südlich der Bahntrasse in unmittelbarer Nähe zur Innenstadt sei es in der Vergangenheit aufgrund einer hohen Nutzungsmischung von Wohnen, Gewerbe, Freizeiteinrichtungen und Arbeitsstätten zu deutlichen Konflikten beim Parken gekommen. Dieser Situation wurde mit der Umsetzung der 1. Stufe des Parkraumkonzepts begegnet. Eine Verlagerung des Parkdrucks auf die nördlichen Bereiche der Bahnlinie sei in diesem Umfang aufgrund der Entfernung zur Innenstadt jedoch nicht absehbar gewesen.
Situation soll langfristig überprüft werden
Allerdings: Die Verwaltung will die Situation überprüfen, um Verbesserungen für Anwohner zu schaffen. Denn im Rahmen der zweiten Stufe des Parkraumkonzepts, die in der zweiten Jahreshälfte 2022 beginnt, werde die Parkplatzsituation für das Gebiet nördlich der Bahntrasse im Umfeld der Sophienstraße untersucht – und nach Möglichkeit eine Entlastung der Bewohner vom Parkdruck herbeigeführt.
Das dauert James Wille, Fraktionschef der CDU im Bezirk Mitte, zu lang. „Wir sollten den Druck für die Anwohner herausnehmen und schneller reagieren.“