Bochum. Die Spritpreise an den Tankstellen sind mit über zwei Euro so hoch wie nie zuvor. Vielen Bochumer bereitet das Sorge, manche Handeln bereits.
Magdalena Z. zieht den Tankrüssel aus ihrem grünen VW Golf. Über 100 Euro zeigt die Anzeige auf der Tanksäule. Für weniger als 50 Liter. "Puh, die Preise sind schon der Wahnsinn aktuell", sagt die Bochumerin. Ihr Blick wandert auf die Preistafel an der Straßenkreuzung. 2,33 Euro für Diesel, 2,17 Euro für Super. "Es ist schon beängstigend. Man merkt auf diese Weise, wie einen der Krieg einholt", sagt sie.
Aus Sicht der Autofahrerin ist der deutsche Staat am Zug. "In dieser Krisenzeit müssen die CO2- und Mehrwertsteuer wegfallen", findet sie. Auch, wenn sie es gerne würde: Auf das Auto verzichten kann Magdalena Z. nicht. "Der Weg zum Kindergarten ist zu weit. Ich kann meine Tochter dort unmöglich mit dem Fahrrad hinbringen", sagt sie.
Wünsche an die Politik
Auch die Großeltern wohnten nicht in der Nähe. "Die Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist so schlecht, wir wären ewig unterwegs", erklärt sie. Anstatt die Pendler-Pauschale zu erhöhen, müsse aus ihrer Sicht deshalb der öffentliche Nahverkehr ausgebaut werden. "Ich mache schon alles zu Fuß, was geht", sagt sie.
Klagen wie diese hört eine Tankstellenmitarbeiterin bei der "Go"-Tankstelle an der Castroper Straße in letzter Zeit häufiger. "Viele sagen: Das ist nicht mehr normal", sagt sie. Die Mitarbeiterin schiebt aber hinterher:"Die meisten Kunden sagen auch: Besser die Spritpreise steigen, als dass Krieg herrscht", berichtet sie.
Starke Preisschwankungen
Die Preise schwankten stark. "Eine Empfehlung, wann man am besten tankt, kann man gar nicht mehr geben", gibt sie zu. Dass durch die steigenden Preise weniger Menschen tanken, hat die Mitarbeiterin allerdings nicht beobachtet. Das Gegenteil ist der Fall: "Es tanken sogar mehr Leute - sie haben wohl Angst, dass die Preise noch weiter steigen", sagt die Bochumerin. Sie habe selbst kein Verständnis mehr dafür, dass Diesel teurer als Super sei.
"Schließlich kostet ein Dieselfahrzeug dann bei den Steuern noch mal mehr, die Relation passt einfach nicht", sagt sie. Außerdem seien viele Unternehmen mit Dieselfahrzeugen unterwegs. "Das ist eine Dominokette, die Preise werden an die Verbraucher auch an anderen Stellen weitergegeben werden", fürchtet sie. Die Handwerkerleistung, die Kugel Eis, das Brötchen beim Bäcker - Energiepreise treiben auch hier die Rechnungen in die Höhe.
Furcht vor 3-Euro-Grenze
Auch Andrea Möhlendieck beunruhigen die explodierenden Preise. "Mich schocken die Zahlen morgens, wenn ich an der Tankstelle vorbeifahre, immer noch", sagt sie. Allerdings rechnet auch sie gleichzeitig mit weiter steigenden Preisen. "Auf die drei Euro wird das schon noch gehen", schätzt Möhlendieck. Dann sei bei vielen wohl eine Schmerzgrenze erreicht.
Sie selbst erinnert sich noch an Preise, die deutlich unter 1,50 Euro lagen. "Selbst mit einem Preis von 1,74 Euro pro Liter war man ja in letzter Zeit noch ganz zufrieden", sagt sie. Auch sie kann das Auto aber nicht stehenlassen.
Autoverzicht: Keine Option
"Heute fahre ich zum Beispiel meine Schwiegermutter, das ginge natürlich nicht mit dem Fahrrad", sagt sie. Noch hat Möhlendieck sich nicht einschränken müssen. "Ich denke aber auch an die vielen Bochumer, die deutlich schneller finanzielle Probleme bekommen", sagt sie.
Sie und ihr Mann hätten bereits begonnen, sich über ein E-Auto zu informieren. "Mein Mann pendelt jeden Morgen nach Lünen, wir denken, das könnte sich lohnen", sagt sie. Mit dem Gedanken scheinen einige Bochumer zu spielen.
Gedanke an ein E-Auto
Beim "Autohaus Wicke" erfährt man allerdings: "Die Nachfrage ist nicht enorm, weil es Lieferschwierigkeiten gibt." Halbleiterkabel würden oftmals in der Ukraine gefertigt und könnten aktuell nicht hergestellt werden.
"Das heißt, dass wir nur auf den bestellten Bestand zugreifen können, ansonsten muss man auf ein E-Auto bis ins kommende Jahr warten", erklärt Ilhami Ulupinar. Das wiederum ist aber aus einem anderen Grund unattraktiv: "Die Prämie für E-Autos bekommt man schließlich nur noch in diesem Jahr", so der Autohaus Mitarbeiter.