Bochum. Beim Gesprächsabend der Grünen wird über „autoarmes“ Leben diskutiert. Teilnehmer wollen Autoverkehr nicht verteufeln, sondern Kompromisse finden.

Trotz kurzzeitigem Starkregen und Hagel ist niemand mit dem Auto gekommen. Vielleicht will es auch nur keiner zugeben. Denn bei der Info-Veranstaltung, zu der die Arbeitsgemeinschaft Verkehr und Stadtplanung des Grünen-Kreisverbands Bochum ins Café Neuland geladen hat, geht es um den Verzicht aufs Auto.

Mit interessierten Bürgern will man ins Gespräch kommen, über die Möglichkeiten eines autofreien Lebens diskutieren. Gespannt verfolgen also etwa 30 Bürger und Bürgerinnen, bei einem vegetarisch-veganem Buffet, verschiedene Vorträge zu diesem Thema.

Autoarm statt autofrei

Dr. Frank Schulz stellt in seinem Vortrag verschiedene Aspekte heraus, die nötig sind, damit autoarme Wohnquartiere entstehen können. Dabei setzt er gezielt auf die Formulierung „autoarm“ statt „autofrei“: „Autofrei schließt zu viele Leute aus und wirkt als Reizwort. Wir setzen lieber auf den Begriff ,autoarm’. Damit fühlen sich auch Menschen, die gelegentlich ein Auto nutzen, nicht ausgeschlossen“, so Schulz.

Auch Sebastian Pewny, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen- Ratsfraktion, setzt lieber auf Gespräche und Kooperationen, anstatt knallharte Positionen durchboxen zu wollen. „Die Haudrauf-Methode, bei der die Radfahrer die Guten und die Autofahrer die Bösen sind, das funktioniert nicht“, sagt Pewny. „Es gibt Menschen, die sind auf ein Auto angewiesen. Das muss man einfach berücksichtigen und akzeptieren.“

Bedenken beim Koalitionspartner

Es habe sich aber auch einiges getan, seit seine Fraktion im Rat in der politischen Mitverantwortung steht, betont Pewny: „Wir haben fast 100 Kilometer Radwege neu geschaffen oder instandgesetzt und wir werden den Radschnellweg Ruhr durch Bochum führen und damit den ersten überregionalen Radschnellweg in ganz Deutschland schaffen.“ Gleichzeitig sieht Pewny aber auch die Schwierigkeiten. Gerade im Bereich der Hans-Böckler-Straße am Rathaus will er mit seiner Fraktion eine Lösung finden – möglichst ohne Autos. Politisch sei das aber nicht einfach: „Unser Koalitionspartner hat da arge Bedenken. Die gilt es jetzt auszuräumen.“

Zum Ende der Veranstaltung hat es aufgehört zu regnen – gut für die meisten Besucher. So kommen auch die, die tatsächlich mit Fahrrad, öffentlichem Nahverkehr oder zu Fuß gekommen sind, trockenen Fußes wieder nach Hause.

>> VORBEREITUNGEN FÜR RADWEG LAUFEN

Der Radschnellweg Ruhr (RS 1) soll künftig die Städte Hamm und Duisburg quer durchs Revier miteinander verbinden. Unter Federführung von Straßen NRW wird das Projekt umgesetzt.

Für einzelne Teilstücke wurden Planung und Bau ausgelagert und von den Städten übernommen – so auch in Bochum, wo das erste Teilstück 2019 fertiggestellt werden könnte.